SOLID 07+08/2019 : Austrian Bau-Business Check: "Digitalisierung größte Schwäche"
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68 Prozent (Bauwirtschaft: 80 %) der österreichischen Unternehmen haben aktuell keine digitale Agenda verankert und planen das auch nicht – obwohl 84 Prozent (Bau: 64 %) bereits erkennen, dass die digitale Transformation den eigenen Markt verändert. Am deutlichsten sind die Auswirkungen anhand eines beschleunigten Wettbewerbes (69 %) (Bau: 62 %), veränderten Kundenerwartungen (66 %) (Bau: 53 %) und neuen Verkaufs- und Distributionskanälen im Markt (53 %) (Bau: 47 %) spürbar. Befragt nach der größten Schwäche nennen die Unternehmen die Digitalisierung von Produkten/Prozessen/Services (27 %) (Bau: 12 %), gefolgt von mangelhaften Prozessen und Strukturen (24 %) (Bau: 24 %) und fehlenden neuen Geschäftsfeldern (23 %) (Bau: 15 %). Wenig überraschend schafft es die Digitalisierung laut den Befragten nicht in das Ranking der Top 5-Stärken des Wirtschaftsstandortes.
Das sieht der Bau als größte Schwächen:
Starke Medienpräsenz (32 %)
Aus- und Weiterbildung Mitarbeiter (25 %)
Flexible Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter (20 %)
fehlende neue Geschäftsfelder (15 %)
Der Megatrend der Digitalisierung ist zwar in Österreich noch nicht angekommen, dennoch bewerten 72 Prozent (Bau: 67 %) der Unternehmen den Wirtschaftsstandort Österreich mit sehr gut oder gut. „Das mag aktuell noch zutreffen, aber wenn weiterhin die Digitalisierung als Erfolgsfaktor für unsere Wirtschaft vernachlässigt wird, dann wird Österreich massiv an Attraktivität einbüßen und international den Anschluss verlieren. Aus meiner Sicht ist bei den Unternehmen Feuer am Dach“, erklärt Mag. Ricardo-José Vybiral, MBA, CEO des KSV1870. „Die Betriebe sind zu zögerlich und vergessen, digitale Akzente zu setzen.“ Und das, obwohl drei von vier Firmen (77 %) (Bau: 51 %), die bereits heute über eine „digitale Roadmap“ verfügen, angeben, positive Auswirkungen auf ihre Finanzen zu erkennen – rund ein Viertel davon sogar sehr deutliche.
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Kundenservice ist größte Stärke des Standortes
Aktuell setzen heimische Betriebe vor allem auf einen guten Service bzw. eine hohe Kundenzufriedenheit (79 %) (Bau: 70 %), einen modernen Führungsstil (44 %) (Bau: 34 %) und flexible Arbeitsbedingungen (32 %) (Bau: 32 %). Befragt nach den größten Handlungsfeldern haben die Unternehmen erkannt, dass der geringe Digitalisierungsgrad aktuell die größte Schwäche darstellt. Um den Anschluss nicht zu verlieren, sehen die Unternehmen den größten Handlungsbedarf bei der Implementierung digitaler Produkte/Prozesse/Services (27 %) (Bau: 12 %), gefolgt von klaren internen Prozessen und Strukturen (24 %) (Bau: 12 %). Vor allem in Kärnten (61 %) und Wien (46 %) haben Firmen die digitalen Zeichen der Zeit ebenso wie Industriebetriebe (48 %) erkannt und wissen um den Aufholbedarf. Damit die Betriebe fit für die Zukunft werden, bedarf es auch neuer Geschäftsfelder: 23 Prozent (Bau: 15 %) sehen darin aktuell die drittgrößte Schwäche. Immerhin: In Salzburg plant jedes zweite Unternehmen (54 %) seine Geschäftsfelder zu erweitern.
Das sieht der Bau als größte Stärken:
hohe Kundenzufriedenheit (70 %)
moderner Führungsstil (34 %)
Entwicklung neuer Geschäftsfelder (34 %)
Klare Prozesse und Strukturen (33 %)
flexible Arbeitsbedingungen (32 %)
Starker Mitbewerb als Top-Gefahr
Laut Austrian Business Check-Umfrage birgt für die Unternehmen ein verstärkter Mitbewerb (43 %) (Bau: 24 %) das größte Gefahrenpotenzial. Auch der akute Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften (40 %) (Bau: 67 %) - viele Unternehmen wirken diesem mit umfassenden, internen Ausbildungsprogrammen entgegen - sorgt neben der Abhängigkeit von einzelnen Großkunden (30 %) (Bau: 21 %) für Unsicherheit. Überaltete Produkte/Dienstleistungen werden ebenso wie der Brexit oder etwaige Zölle kaum als Risiken für das eigene Geschäft empfunden.
Das sieht der Bau als größte Gefahr:
Akuter Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften (67 %)
Zahlungsausfälle (56 %)
Schwierige Finanzierungen (34 %)
Langwierige Prüfungsverfahren/Genehmigungsbescheide; exzessive Auslegung von Normen (33 %)
Verstärkter Mitbewerb (24 %)
Österreich als Wissensstandort?
Die größten Chancen, um die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes zu erhöhen, orten die Befragten bei der Senkung der Lohnnebenkosten (74 %) (Bau: 78 %), der Vereinfachung politischer/rechtlicher Rahmenbedingungen (70 %) (Bau: 57 %) und einer modernen Verwaltung (59 %) (Bau: 56 %). Zudem werden die verstärkte Fachkräfteausbildung (53 %) (Bau: 58 %) sowie die Förderung von Innovationen bzw. Forschung und Entwicklung (48 %) (Bau: 36 %) als notwendig eingestuft. „Die Ausbildung von Fachkräften und die Entwicklung Österreichs hin zu einem Wissensstandort ist aus unserer Sicht eine große Chance für Österreichs Wirtschaft. Auch, um sich im internationalen Vergleich stärker abzugrenzen. Dafür ist wesentlich, dass sich das Ausbildungsangebot noch stärker als bisher am Bedarf der Wirtschaft orientiert“, so Vybiral.
Wie könnte man die Attraktivität des Standorts erhöhen? Der Bau sagt:
Senkung der Lohnnebenkosten (78 %)
Erhaltung/Ausbau einer stabilen Wirtschaftslage (62 %)
verstärkte Fachkräfteausbildung (58 %)
Vereinfachung politischer/rechtlicher Rahmenbedingungen (57 %)
moderne Verwaltung (56 %)
Förderung von Innovationen bzw. Forschung und Entwicklung (36 %)
Digitalisierung: oft kein Bedarf
Die Unternehmen wissen zwar über die Dringlichkeit der Digitalisierung Bescheid, trotzdem sehen aktuell 39 Prozent (Bau: 53 %) der Befragten keinen Bedarf, aktiv zu werden. Als weitere Gründe werden unter anderem „nicht finanzierbar“ mit 17 Prozent (Bau: 11 %) und „Unternehmenstradition bremst digitale Projekte“ (16 %) (Bau: 8 %) angeführt. Für 9 Prozent (Bau: 6 %) der Betriebe scheitert es auch an einer fehlenden Vision. „Österreich kann zwar einige digitale Leuchtturm-Projekte vorweisen, trotzdem wird deutlich, dass es hierzulande keine ausgeprägte digitale Kultur gibt. Wir sind somit noch keine digitalen Gestalter“, erklärt Vybiral.
Und was sieht der Bau bei der Digitalisierung:
keinen Bedarf, aktiv zu werden (53 %)
„nicht finanzierbar“ (11 %)
Unternehmenskultur verhindert Digitalisierung (9 %)
Unternehmenstradition bremst digitale Projekte (8 %)
fehlenden Vision (6 %)
Wenig Innovation: Fokus auf Prozessoptimierung
All jene, die sich inmitten der digitalen Transformation befinden bzw. bereits digitalisiert haben, fokussieren derzeit vor allem auf das elektronische Bankgeschäft (71 %) (Bau: 62 %), den elektronischen Amtsweg (50 %) (Bau: 43 %) und setzen verstärkt auf Social Media (49 %) (Bau: 25 %). Digitale Produkte/Services mit 28 Prozent (Bau: 10 %) und die Entwicklung neuer Geschäftsfelder (14 %) (Bau: 7 %) befinden sich derzeit nicht im Spitzenfeld, sind aber immerhin bei den geplanten Projekten der Unternehmen ganz vorne mit dabei. „Die Unternehmen setzen auf Altbewährtes und konzentrieren sich wie im vergangenen Jahr auf Optimierungsprozesse. Es zeigt sich, dass Österreichs Betriebe mitunter der Mut fehlt, neue Wege zu beschreiten. ‚More of the same‘ lautet das Motto“, so Vybiral.
Unternehmen setzen Investmentstrategie fort
Das zweite große Thema des AB-Checks des KSV1870 war die Investitionsfreudigkeit der österreichischen Betriebe. Hier ist der Trend durchaus positiv und die Bauwirtschaft Vorreiter.
70 Prozent (Bau: 86 Prozent) der Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage als sehr gut oder gut, 78 Prozent (Bau: 88 %) beschreiben die Stimmung als positiv. 43 Prozent (Bau: 49 %) wollen 2019 im Vergleich zum Vorjahr sogar mehr Geld in die Hand nehmen, um den Betrieb weiterzuentwickeln. Dazu greifen 58 Prozent (Bau: 54 %) der Firmen in erster Linie auf ihr Eigenkapital zurück. Beteiligungen rücken mit 23 Prozent (Bau: 20 Prozent) (plus 9 % (Bau: plus 6 %) gegenüber 2018) jedoch immer mehr in den Fokus – insbesondere in Wien und Niederösterreich. Die Top-3-Motive für Investments sind der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, Gewinnsteigerung und die Erhöhung von Marktanteilen. Der Wermutstropfen dabei: Investments in strategische Zukunftsthemen, wie neue Geschäftsfelder und Forschung & Entwicklung, sind die Ausnahme.
„Der positive Trend findet 2019 eine Fortsetzung. Die Unternehmen sind bereit, Geld in die Hand zu nehmen, um ihren Betrieb bereit für die Zukunft zu machen. Und das ist auch notwendig, um den Anschluss nicht zu verlieren und sich für veränderte Marktverhältnisse rechtzeitig zu wappnen“, erklärt Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH. Wie im Vorjahr ist die Investitionsstimmung in den heimischen Betrieben (78 %) (Bau: 88 %) mehrheitlich positiv. Industrieunternehmen hinken hier etwas hinterher, was unter anderem auf die Verschlechterung des internationalen Exportumfelds zurückzuführen ist, wodurch in weiterer Folge der Optimismus innerhalb der heimischen Industrie leidet.
Jedes vierte Unternehmen vertraut auf Beteiligungen
Während Unternehmen auch 2019 in erster Linie auf ihr Eigenkapital (58 %) (Bau: 54 %) setzen, um notwendige Investitionen zu finanzieren, rücken Beteiligungen mit 23 Prozent (Bau: 20 Prozent) zunehmend in den Fokus der Betriebe. Mit einem Plus von 9 Prozent (Bau: 6 Prozent %) gegenüber dem Vorjahr belegen Sie laut Austrian Business Check-Umfrage, hinter dem Cashflow (37 %) (Bau: 20 %) und der Kreditfinanzierung mit 27 Prozent (Bau: 46 %), bereits Platz 4. (Bau: Platz 3) „Der österreichische Unternehmer stand Beteiligungen traditionell skeptisch gegenüber. Die Angst vor dem Verlust der Entscheidungshoheit hat die Chancen, die Investoren bieten, übertroffen. Die gestiegene Aufmerksamkeit für das Thema im Zusammenhang mit Start-ups dürfte auch bei den etablierten Unternehmen zu einer Neubewertung geführt haben,“ analysiert Wagner.
So finanziert der Bau seine Investitionen:
Eigenkapital (54 %)
Kreditfinanzierung (46 %)
Beteiligungen (20 %)
Cashflow (20 %)
Mehr aus dem Bestand herausholen
Investments fließen 2019 vorrangig in die Verbesserung der IT-Landschaft (44 %) (Bau: 28 %), die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern (36 %) (Bau: 44 %) und in den Bereich Werbung/PR (35 %) (Bau: 25 %). Während in Kärnten insbesondere IT-Investments auf der Agenda ganz oben stehen und das Burgenland auf gut ausgebildetes Personal vertraut, investiert fast jedes zweite Wiener Unternehmen in Werbung/PR – ebenso wie die Industrie. „Investitionen in den Export“ und „Forschung & Entwicklung“ belegen mit jeweils vier Prozent die beiden letzten Plätze. „Es ist bedenklich, dass die Unternehmen kaum bereit sind, in die Bereiche Innovation und Forschung zu investieren. Vor allem deshalb, weil F&E zu den Hauptfaktoren zählt, wenn es darum geht, den Wirtschaftsstandort Österreich attraktiver zu gestalten“, so Wagner.
Wohin fliessen die Investitionen der Bauwirtschaft:
Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern (44 %)
Immobilien (33 %)
Erhöhung Mitarbeiter-Anzahl (31 %)
IT-Landschaft (28 %)
Werbung/PR (25 %)
Top-Motiv für Investments: Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit
Für den Großteil der Befragten ist es am wichtigsten, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten (61 %) (Bau: 58 %) – das ist insbesondere für Betriebe in Salzburg und aus dem Gewerbe das wichtigste Motiv. Für jedes zweite Unternehmen (50 % / Bau: 59 %) geht es auch darum, den Gewinn zu steigern, um für die Zukunft gerüstet zu sein. 37 Prozent (Bau: 16 %) der Betriebe hoffen, ihre Marktanteile durch gezielte Investitionen auszubauen. Die Digitalisierung erreicht auch in diesem Ranking lediglich einen Platz im Mittelfeld. Investments in digitale Tools, Prozesse oder Services stoßen auch 2019 nur bei einem Viertel der Firmen (25 %) (Bau: 13 %) auf größeres Interesse.
Und das sind die Topmotive für Bauwirtschaft-Investments:
Gewinn steigern (59 %)
Wettbewerbsfähigkeit (58 %)
Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern (42 %)
Marktanteil vergrößern (16 %)
Bürokratie und Angst vor unsicherer Auftragslage lähmen Firmen
Für vier von zehn Unternehmen ist die überbordende Bürokratie (39 %) (Bau: 51 %) auch dieses Jahr die größte Hürde für Investments – insbesondere die Kleinstunternehmen und Handelsbetriebe sehen darin ein wesentliches Problem. Weiters stellen eine unsichere Auftragslage bzw. unsichere Marktgegebenheiten mit 31 Prozent (Bau: 20 %) und bestehende Steuergesetze (29 %) (Bau: 18 %) wesentliche Investmenthürden dar. Zusammen mit den politischen/rechtlichen Rahmenbedingungen sind die Steuergesetze für jedes zweite Unternehmen ein erhebliches Hemmnis: „In Blickrichtung Steuerreform 2020 gilt es abzuwarten, welchen Rahmen die Politik für die Zukunft vorgibt und wie viel Spielraum dieser den Betrieben ermöglicht. Im Hinblick auf die internationale Konkurrenzfähigkeit der heimischen Wirtschaft sind jedenfalls klare Erleichterungen notwendig“, erklärt Wagner.
Das sind die größten Investmenthürden für den Bau:
Bürokratie (51 %)
Geringe Verfügbarkeit von Fachpersonal (45 %)
Erhöhung Lohnausgaben (45 %)
unsichere Auftragslage bzw. unsichere Marktgegebenheiten (20 %)
Steuergesetze (18 %)
Kreditvergabe: Mehr Sicherheiten gefordert
Laut Einschätzung der Befragten gestaltet sich die Kreditvergabe im Vergleich zum Vorjahr etwas einfacher. 2019 schätzen 36 Prozent (Bau: 45 %) der Unternehmen den Vergabeprozess als schwierig ein – 2018 waren es noch 48 Prozent (Bau: 39 %). Jene Umfrageteilnehmer, die mit schwierig bzw. angemessen geantwortet haben, sind außerdem der Meinung, dass heutzutage mehr private und unternehmerische Sicherheiten gefordert werden. Zudem werden Kredite abgelehnt, die früher bewilligt worden wären. Insgesamt stufen die Befragten die Rahmenbedingungen der Kreditaufnahme zum überwiegenden Teil als gut bzw. akzeptabel ein. Laut aktueller Umfrage sehen derzeit 64 Prozent (Bau: 53 %) davon ab, 2019 einen Kredit zu beantragen.