Österreich : Auch im Schalungs- und Gerüstbau steigen die Preise

Markus Ringer
© Hasselblad H6D

SOLID: Im Stahlbau und der Bauchemie haben wir kürzlich von starken Preissteigerungen und Lieferverzögerungen gehört. Sie haben uns im Vorgespräch gesagt, dass das auch für die Schalungs- und Gerüstbaubranche zutrifft - können Sie das spezifizieren? Also welche Rohstoffe wie stark steigen und wo die Lieferzeiten am schlimmsten sind?

Markus Ringer: Derzeit sehen wir Preissteigerungen bei Stahl von mehr als 50% und bei Holz von bis zu 30%. Bei Profilen und Rohren kommt es aktuell zu deutlich längeren Lieferzeiten bis zu 24 Wochen. Die Produktionen sind weltweit wieder angelaufen und viele Unternehmen haben Nachholbedarf in der Rohstoffbeschaffung.

Unabhängig von den Entwicklungen im Umfeld müssen wir jetzt Vormaterialien bestellen, damit die Produktion ungehindert weiterlaufen kann, und es nicht zu Lieferverzögerungen kommt.

Wir werden unsere Kunden in gewohnter Weise zufrieden stellen.

Aktuell gibt es keine Lieferschwierigkeiten. Unsere Vormateriallager sind gut gefüllt, so dass wir die Aufträge unserer Kunden ohne Verzögerung abarbeiten können. Außerdem haben wir mit den meisten unserer Lieferanten Rahmenverträge vereinbart, so dass die Lieferbedingungen im Voraus festgesetzt waren und nicht nach Belieben verändert werden können.

Gibt es damit für die Kunden Konsequenzen oder müssen Sie das schultern?

Markus Ringer: Wir appellieren jetzt an unsere Kunden, bei der Planung zu berücksichtigen, dass es im Laufe der nächsten Monate zu längeren Lieferzeiten kommen kann. Wer rechtzeitig und vorausschauend bestellt, wird auch rechtzeitig beliefert. Am besten wäre es, jetzt zu bestellen, solange die Lager voll sind, und damit möglichen Engpässen vorzubeugen.

Aufgrund der Gesamtsituation in Europa und weltweit gehen wir davon aus, dass sich Lieferzeiten in den nächsten Monaten generell erhöhen werden. Das wird kurzfristiges Agieren schwieriger machen.

Dazu kommt, dass wir keine wesentliche Entspannung am Arbeitsmarkt spüren. Andere Branchen sind von den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie sicher stärker betroffen, dass dadurch mehr qualifizierte Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt drücken spüren wir leider nicht. Die Unsicherheit führt wahrscheinlich auch dazu, dass Fachkräfte derzeit eher selten einen Wechsel des Arbeitsplatzes in Betracht ziehen.

Haben die Baufirmen sowie die Lieferanten mit diesen Teuerungen in irgendeiner Weise gerechnet? Was sehen Sie denn als Gründe an?

Markus Ringer: Die Baubranche war und ist von der Corona Krise eigentlich kaum betroffen. Nach anfänglicher Verunsicherung war es schnell möglich, die Arbeit auf den Baustellen fortzusetzen. Dazu kommt, dass Investitionsprogramme und -prämien zu vermehrter Bautätigkeit führen. Bei Investoren stehen Immobilien derzeit hoch im Kurs. Der Bauboom, der bereits vor der Krise herrschte, geht also ungebrochen weiter. So gesehen, kam es am Bau zu keinen wesentlichen Veränderungen. Diese finden unserer Einschätzung nach eher in den vorgelagerten Bereichen und anderen Branchen statt. Unvorhersehbar waren die oben beschriebenen Nachholeffekte, die jetzt zu Preissteigerungen und längeren Lieferzeiten führt.

Was heißt das jetzt in der Konsequenz? Werden, können oder müssen Sie diese Preissteigerungen weitergeben, ab wann und wie? Was passiert mit vereinbarten Lieferterminen - die stehen ja vertraglich fest, oder? Und was heißt es für die Baufirmen?

Markus Ringer: Wir können nicht den Kopf in den Sand stecken und so tun, als ob nichts wäre. Wenn die Rohstoffe und Lieferungen empfindlich teurer werden, müssen wir die Preise anpassen. Dies wird aber nur zum Teil und auch nur bei Neubestellungen passieren. Bereits vereinbarte Konditionen halten. Das sind wir unseren Kunden schuldig und wir stehen zu unserem Wort.

Außerdem müssen wir bei Neubestellungen darauf hinweisen, dass es zu längeren Lieferzeiten kommen kann. Wir tun zwar alles in unserer Macht Stehende, um das zu verhindern, je nachdem, wie sich die Lage insgesamt entwickelt werden aber auch wir länger auf Vormaterialien warten müssen.

Wozu es auf keinen Fall kommen wird, sind Eingriffe in laufende Verträge. Da können sich unsere bestehenden Kunden auf uns verlassen. Auch bereits vereinbarte Liefertermine werden wir einhalten. Wie gesagt, noch sind unsere Lager gut gefüllt, und die Aufträge, die bereits da sind, können wir in gewohnter Zuverlässigkeit erfüllen. Daher noch einmal: wer schnell bestellt, hat gute Chancen, dass er seine Ware auch schnell und vor allem zeitgerecht erhält.