Personalie : Architekt Boris Podrecca ist 70

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Architekt Boris Podrecca denkt, spricht und baut grenzüberschreitend zentraleuropäisch. Geboren in Belgrad, aufgewachsen in Laibach und Triest, spricht er heute sieben Sprachen. Er studierte in Venedig Bildhauerei und in Wien Architektur bei Roland Rainer. 2007 waren bei einer ihm gewidmeten Personale im Ringturm Bauten und Bauvorhaben aus acht Ländern zu sehen. In diesen Tagen feiert der in Wien lebende Architekt, der hier unter anderem den Millenniumstower gebaut hat, seinen 70. Geburtstag. Kritik am Projekt Pratervorplatz Als seine geistigen Ziehväter bezeichnet der Kosmopolit u.a. Otto Wagner, Carlo Scarpa, Max Fabiani und Joze Plecnik. Neben Stadtprojekten, Umbauten, dem Wohnbau und Museumsbauten bildet die Gestaltung von Ausstellungen und öffentlichen Plätzen einen Schwerpunkt. So tragen der Rathausplatz St. Pölten, der Hauptplatz Leoben, der Kremser Bahnhofsplatz und der Neue Platz in Klagenfurt Podreccas Handschrift. Die Umgestaltung des Pratersterns in Wien steht kurz vor dem Abschluss, die großflächige gläserne Überdachung des Platzes musste jedoch umgeplant werden, die den Platz umfassenden hohen Pergolas stießen auf teils heftige Kritik.

Am 30. Jänner 1940 in Belgrad geboren, sieht sich Podrecca, der in Triest die Schule besuchte, als Triestiner. Der Architekt, der neben Wien auch in Venedig ein Büro betreibt, zieht jedoch den Begriff Zentraleuropa dem Begriff Mitteleuropa vor. "Da denkt man gleich an Kaiser Franz Joseph. Die Habsburger sind aber nicht meine Schiene." Seine Bauten stehen u.a. in Venedig, Triest und Bozen, an der dalmatinischen Küste Kroatiens und in Neapel, in Belgrad und Slowenien, in Wien, der Steiermark, München und in Limoges, aber auch in Spanien, Griechenland und den USA."Es gibt keine Formel"Weil ihm der Begriff des kontextuellen Bauens wichtig ist - "Es gibt keine Formel. Es gibt immer spezifische Antworten auf spezifische Fragen." - tragen seine Bauten keine auf den ersten Blick erkennbare Handschrift. "Damit bin ich schlecht gefahren, weil ich nie eingekastelt werden konnte", kommentierte er dies einmal im Gespräch.Zu seinen wichtigsten Bauten in Österreich zählen neben dem gemeinsam mit Rudolf F. Weber und Gustav Peichl entworfenen Millenniumstower das Bürozentrum der Basler Versicherung und die Erste Österreichische Spar-Casse und das Vienna Bio Center 2. Für die Republik entwarf er auch das neue Österreichische Kulturinstitut (ÖKI) in Prag.Aktuelle ProjekteIm Sommer wurde ein von Podrecca geplantes Hotel in Dubrovnik eröffnet, zu den aktuellen Projekten zählt ein weiteres Hotel in Salzburg-Lehen und ein Museum in Limoges. Auch in seiner Heimatstadt Belgrad hat er ein Wissenschafts- und Technik-Museum geplant, dessen Baubeginn kurz bevorsteht. In Neapel ist er an der Errichtung der U-Bahn-Linie 6 beteiligt.Als eine Bauaufgabe, die er noch gerne übernehmen würde, nannte der vielfach ausgezeichnete Architekt, der u.a. in München, Wien, Paris, London, Boston (Harvard) und Stuttgart unterrichtete, anlässlich seiner Ringturm-Ausstellung "eine Moschee". "Nicht, um unbedingt eine Moschee zu bauen, sondern weil ich gerne eine große Überdachung realisieren würde, eine thermische Luftdecke, einen aufgeblähten Frosch. Ich habe es ja am Praterstern versucht, aber das durchzubringen ist mir leider nicht ganz gelungen." (APA/pm)