3x Eiffelturm-Stahl : Antwerpen baut die größte Schleuse der Welt
Der Hafen im belgischen Antwerpen zählt zu den größten Häfen der Welt - eine größere Anlage innerhalb Europas gibt es nur in Rotterdam. Doch Antwerpen verkürzt mit einem gigantischen Projekt den Abstand zum niederländischen Konkurrenzstandort: Es entsteht gerade die größte Schiffsschleuse der Welt. 2016 soll sie eröffnet werden. Die Kennzahlen des belgischen Megaprojekts sind beeindruckend: Die Breite der Schleuse entspricht mit 68 m einer 19-spurigen Autobahn, die Länge beträgt einen halben Kilometer.
Bemerkenswert ist, dass Antwerpen sich eine vorhandene, eigene Anlage zum Vorbild nehmen kann: So betreibt der Hafen bereits die weltweit größte Schleuse, die Abmessungen entsprechen jenen des neuen Projekts. Doch es gibt einen nennenswerten Unterschied: Für das neue Projekt graben sich die Bagger um mehr als vier Meter tiefer den Boden als beim Bau der bestehenden Berendrecht-Schleuse. Antwerpen wird also 2016 seinen eigenen Rekord brechen, wenn es um die weltweit größte Schleuse geht. Doch hinter dem Rekord stehen freilich stichhaltige wirtschaftliche Argumente. So ermöglicht eine tiefer angelegte Schleuse größeren Transportschiffen die Zufahrt - Schiffe, die bedeutend mehr Container befördern können. Die neue Anlage in Antwerpen wird sogenannte Postpanamax-Schiffe abfertigen können. Während Panamax-Schiffe lediglich 4.600 Container befördern können, weisen Postpanamax-Schiffe die dreifache Kapazität auf und bieten 12.000 Standardcontainern Platz. Nicht einmal durch den Panamakanal (daher der Name) können zurzeit solche Schiffe fahren - dortiger Baubeginn für diese Schleusen soll 2014 sein. Zwei Jahre danach will Antwerpen bereits Postpanamaxschiffe abfertigen.
Auf der Baustelle in Antwerpen sind diesen Ansprüchen entsprechend zurzeit etwa 30 gigantische Kipplaster im Dauereinsatz, um Erdreich wegzukarren, mit dem man das Londoner Wembley-Stadion achtmal auffüllen könnte. Der „Auffüllbedarf“ auf der riesigen Baustelle in Antwerpen ist entsprechend enorm: Aufgewendet werden 22.000 Tonnen Stahl, mit dieser Menge könnte der Eiffelturm dreimal aufgebaut werden. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 340 Millionen Euro, die Hälfte dieser Summe trägt die Europäische Investitionsbank. Den Rest übernehmen eine flämische Bank, die Antwerpener Hafenbehörde und die flämische Regierung.