Österreich : 6B47: Über 30 Projekte in der Pipeline
Die Immobilien-Gruppe 6B47 ist voriges Jahr kräftig gewachsen und hat ihre Entwicklungspipeline auf 33 Projekte im Volumen von 1,6 Milliarden Euro ausgeweitet. Weiterhin stark konzentriert man sich auf Wohnungen, von denen man aktuell 3.500 in Entwicklung hat. Vor allem nach "leistbaren" Einheiten gebe es eine große Nachfrage, sagte 6B47-Vorstandschef Peter Ulm im APA-Gespräch.
Angesichts des anhaltenden Zuzugs nach Wien gebe es hier und im unmittelbaren Umfeld Bedarf an erschwinglichen Wohnungen. Zwar sei gerade dieses Segment stark umkämpft, und die Margen würden nicht in den Himmel wachsen, aber die Nachfrage sei "enorm". Sieben Projekte hat 6B47 hier laufen. Die Verkaufspreise liegen bei 3.200 bis 3.800 Euro/Quadratmeter, die Nettomieten bei 10,50 Euro/Quadratmeter.
Entscheidend für die Bewohner sei der Gesamtaufwand, nicht die Quadratmeterkosten. Dies erfordere "effizientes Planen". Heute könne man aus 60 Quadratmeter Wohnfläche viel mehr herausholen als früher. Auch seien flexible Lösungen gefragt, vor Familiengründung und nach Auszug der Kinder sei weniger Raum nötig.
Im operativen Geschäft - der Akquisition neuer Projekte und dem lukrativen Verkauf einzelner Wohnungen oder ganzer Objekte -, war 6B47 laut Ulm 2017 erfolgreich. Insgesamt habe man elf neue Developments für circa 463 Millionen Euro erworben, in Österreich, Deutschland und Polen. Darunter sei etwa ein Büroprojekt in Düsseldorf, ein Wohndevelopment in Berlin, ein Bürogebäude am Höchstädtplatz in Wien und ein Areal in Polen zur Errichtung eines Outletcenters.
Mit dem Wachstum der Gruppe sei man einen erheblichen Schritt vorangekommen - die Finanzierung werde durch gelungene Veräußerungen gesichert. Ermöglicht habe das auch das günstige Marktumfeld: 2016/17 seien gute Verkaufsjahre gewesen. Abgegeben habe man etwa zwei Großprojekte in Frankfurt.
In Ingolstadt stehe man knapp vor Fertigstellung des 50 m hohen Wohnturm "IN-Tower" in Ingolstadt; die 80 Eigentumswohnungen seien zu mehr als 80 Prozent vermarktet, "das hat man nicht oft". Beim Luxus-Wohnprojekt Tannhof in München-Harlaching, für das erst letztes Frühjahr das Grundstück erworben wurde, gebe es bereits "enorme Voranfragen". In Breslau habe man das erste Wohnprojekt in Polen gestartet, errichtet werden hier 58 Einheiten.
Beim neu gestalteten "Philips-Haus" an der Triester Straße in Wien ist der Gewerbeteil voll vermietet, beim Wohnteil ("Phils Place") drei Viertel der Serviced-Appartements verkauft; Mehrkosten habe es ungeplant, aber auch geplant gegeben, da die Nutzfläche deutlich vergrößert worden sei; das Projekt sei wirtschaftlich aber voll in Ordnung. Beim Premiumprojekt "Living Kolin" in der Kolingasse sei die letzte revitalisierte Altbauwohnung weg, dem Zeitplan voraus. Das zeige, dass es in Wien sehr wohl einen Luxusmarkt gebe, nicht nur von Ausländern getrieben.
Ende April sollen - nach Abschluss des Architektenwettbewerbs - die Pläne für die Neugestaltung des Areals rund um Franz-Josefs-Bahnhofs in Wien-Alsergrund vorgelegt werden. Insgesamt 60 Architekten hätten sich die Unterlagen abgeholt. Beim Projekt "Althan Quartier" mit nicht unumstrittener Bauhöhe gehe man nach dem sehr kooperativen Prozess mit der Stadt Wien offen auf die Anrainer zu. "Ende 2018 zieht die Bank Austria aus, und dann soll mit der Neugestaltung begonnen werden", so Ulm. Beim Vorhaben geht es um rund 500 Millionen Euro Gesamtvolumen, Fertigstellung um das Jahr 2025.
Insgesamt hat 6B47 sein Team verstärkt und zählt mittlerweile bereits 96 Mitarbeiter. Auch das Projektmanagement-Team wird weiter ausgebaut, um die technische Projektsteuerung vermehrt selbst vornehmen zu können. Und weil man in Deutschland immer aktiver auftritt, verdichtet man dort die Präsenz. Noch im ersten Quartal wird in Berlin eine eigene Niederlassung gegründet, zusätzlich zur Deutschland-Zentrale in Düsseldorf und der Niederlassung in München, "um noch näher am Markt und lokal präsent zu sein".
Die Pläne für einen möglichen Verkauf der Mehrheit an 6B47 bzw. die Hereinnahme eines finanzstarken Partners zur Finanzierung des künftigen Wachstums sind nicht vom Tisch. Aktuell stehe man mit zwei internationalen Interessenten in Verhandlungen, so Ulm. Es gebe aber keinen Verkaufsdruck. Die gute Marktphase, die zumindest noch zwei, drei Jahre anhalten werde, eventuell auch fünf, spreche dafür, mit dem Unternehmen noch stärker zu expandieren. Dafür sei als wesentlicher Teil Eigenkapital nötig, also frisches Kapital. Dieses können die jetzigen Privataktionäre nur begrenzt bringen. Zu den Hauptaktionären der 6B47 Real Estate Investors AG zählen Ex-ÖBB-Chef Martin Huber und der Bauexperte Erwin Krause. (APA)