Ranking : Die 300 Top-Manager 2008

Es wird langweilig. Aber nur auf den ersten Blick. Hans Peter Haselsteiner ist wieder die Spitze des Bau- und Immobilien-Managerheeres in unserem Land. Die STRABAG SE baut konsequent ihre Position aus – vor allem mit dem energischen Russland-Engagement, wo nur ein Motto zählt: „Bauen, bauen, bauen.“ Da muss nachgeholt werden, was hierzulande vor fünfzig Jahren passierte: Infrastruktur, Gewerbeflächen und Wohnraum schaffen.

Am östlichen Braten speisen viele mit: auch der zweitplatzierte Wolfgang Reithofer. Die Geschäfte in den USA zurückgeschraubt, will der Wienerberger-Boss mehr als zwei Dutzend Werke östlich von Wien errichten. Ariel Muzicant, der Immobilien-Tycon, der lieber still Erfolge feiert, ist von der Jury auf Platz drei gewählt worden.

Gar nicht langweilig geht es in den Bundesländern zu. Zwar gibt es traditionelle „Alt-Bosse“ wie Mister Alpine Dietmar Aluta-Oltyan in Salzburg, Eduard Fröschl in Tirol oder Manfred Asamer in Oberösterreich. Michael Leier und Josef Unger im Burgenland tauschten im Vergleich zum Vorjahr Plätze. In Vorarlberg hält Hubert Rhomberg die Spitze. Genauso wie in Niederösterreich Franz Graf unbestritten vorne bleibt und in der Steiermark Paul Gasser. Auf den Plätzen aber tut sich einiges.

Erfreulich ist, dass es wieder zwei Frauen in die Top 10 ihres Bundeslandes schafften. Maria Epple – wie im vorigen Jahr – im Burgenland und Newcomerin Hannelore Feichtinger vom steirischen Holzexperten Kulmer-Bau. In der Gesamtwertung sind Immobilien-Managerinnen ganz weit vorne: Unter den ersten 60 sind sowohl Gertrud Meissl-Ortner von IMMORENT als auch Karin Assem-Honsik von der IG Immobiien Invest.

Die Methode.

SOLID hat eine unabhängige Jury über Macht und Einfluss im Bau- und Immobiliengeschäft befragt. Die mehr als 30 Branchenkenner stammen aus Interessensvertretungen, Architektur, Politik und Medien. Einfluss, Durchsetzungskraft und Überzeugungsgabe fließen in die letztendlich vergebenen Punkte für die ursprünglich rund 800 Managerpersönlichkeiten ein. Wie im vergangenen Jahr haben wir Bundesländerlisten erstellt. Die Jurymitglieder haben die ihnen bekannten Personen in ihrem Land bewertet. Die einzelnen Wertungen wurden zu einer Gesamtliste zusammengeführt.

Die Bundesländer werden nach dem Bauvolumen gewichtet, das die Statistik Austria mitnotiert. Manager von Großunternehmen – international oder national gewichtig – erhalten eine Sonderstellung. Sie werden von der Gewichtung ausgenommen, um ihre Position nicht zu verfälschen. Und letzten Endes kommt raus, was Sie auf den folgenden Seiten hoffentlich mit Interesse lesen: Das Who is Who der österreichischen Bau- und Immobilienbranche. Unser besonderer Dank gilt wie immer den Mitgliedern der Jury.

1. Platz: Hans Peter Haselsteiner 64991,6 PunkteVorstand STRABAG SE

Russisches Gold

Hans Peter Haselsteiner ist und bleibt an der Spitze. Seit SOLID von Juroren die Baumanager des Landes bewerten lässt, ist er eine Klasse für sich. Das Erfolgsrezept des Ex-Liberalen? Gnadenlose Expansion. Zielgerichtet. Das neue Ziel für den Baulöwen heißt Russland. Schritt für Schritt. Zuerst Oleg Deripaska, dann Börsegang und nun im Jänner neue Verträge mit wichtigen russischen Unternehmen: mit dem Immobilienentwickler Otkrytie-Nedwishimost und dem nach Eigendefinition größten europäischen Developer PIK.

Haselsteiner war bei der Vertragsunterzeichnung nicht selbst anwesend, sondern der laut SOLID-Wahl zweite Mann im Konzern: Nematollah Farrokhnia. „Ich bin nur schneller als die anderen“, sagt Haselsteiner und lässt den gesamten Vorstand russisch lernen. Haselsteiner zeigt in Österreich auch seine politische Seite. Bei einer Diskussion um die Einkommensbesteuerung übertrumpft er Sozialminister Erwin Buchinger. Absurd hohe Gehälter - um die fünf Millionen Euro im Jahr – brauchen einen 70 oder 80 Prozent Spitzensteuersatz, fordert der Manager.

2. Platz: Wolfgang Reithofer 59977 PunkteVorstand Wienerberger AG

Fair ostwärts

Er redet nicht viel. Jetzt noch weniger, weil er im vergangenen Jahr die Präsidentschaft im Aufsichtsrat der ÖBB Holding an Horst Pöchhacker abgegeben hat. Jetzt werkelt der Ziegelmanager wieder ganz für Wienerberger. Mit neuen Ideen. Die Produktion für die USA wurde zurückgefahren, die neue Richtung heißt ostwärts. In Russland, Rumänien, Bulgarien, der Ukraine und Polen plant er in den nächsten Jahren 25 Werke zu eröffnen. Von den Engpässen bei Baumaterial profitiert Wienerberger vor allem in Polen.

Und das zeigt sich in konkreten Zahlen: Die Osteuropa-Umsätze sind bereits um 58 Prozent gestiegen, was operative Gewinne von 130 Prozent bedeutet. Das Gewinnziel für laufende Geschäftsjahr wurde nach oben korrigiert, obwohl Finanzchef Hans Tschuden zur Telekom ging. Reithofer, seit nunmehr 16 Jahren in der obersten Etage des Wienerberg-Konzerns, findet sogar Zeit für Statements zum Tagesgeschehen: Die relativ hohen Abschlüsse in der Metallerlohnrunde beurteilte er als „nicht zu hoch“. Die Meinl European Land-Geschehnisse nennt er „keine faire Umgangsweise“.

3. Platz: Ariel Muzicant962 PunkteGeschäftsführer Colliers Columbus

Erfolgreich im Stillen

„Die Medien bezeichnen mich als Immobilien-Tycoon. Das ist doch Blödsinn“, sagt Ariel Muzicant - und hat Unrecht. Das sagen auch die Ranking-Juroren. Der Big Player hat es auf den dritten Platz der Mächtigsten in der österreichischen Bau- und Immobilienwelt geschafft. Korrekt gesagt: noch geschafft. Denn aus dem Immobiliengeschäft will sich der 55-Jährige schön langsam zurückziehen.

Das Büro fragt bereits, ob Sohn Georg oder er gewünscht sei. Was den sonst im Stillen Erfolgreichen in die Medien brachte, ist der Verkauf seines Paradeobjekts: das Crowne Plaza Hotel. Im Immobiliengeschäft ist er ein Großer - unbestritten. Kaum ein Prestige-Objekt, wo nicht Geld in Colliers Columbus Kassen fließt. Wenn der Generationenwechsel über die Bühne gegangen ist, hat er als Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde noch immer genug zu tun.

Die Top-10-Manager im Überblick:

1. Hans Peter Haselsteiner: STRABAG SE2. Wolfgang Reithofer: Wienerberger AG3. Ariel Muzicant: Colliers Columbus GmbH4. Wolfgang Hesoun: Porr Holding5. Karl Petrikovics: Immofinanz AG6. Dietmar Aluta-Oltyan: Alpine Holding GmbH7. Martin Huber: ÖBB Holding AG8. Thomas Jakoubek: BAI Bauträger Austria Immobilien GmbH9. Christoph Stadlhuber: BIG Bundesimmobiliengesellschaft10. Horst Pöchhacker: ÖBB Holding, Asfinag, BIG, UBM

Hans Peter Haselsteiner ist unangefochten mit 991,6 Punkten an der Spitze der österreichischen Baumanager gelandet. - © STRABAG