Bespitzelungsaffäre? : Schwere Vorwürfe gegen den Flughafen Wien

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Flughafenkaufmann Rakesh Sardana wehrte sich heute, Sonntag, in einer Aussendung gegen Meldungen der Flughafenvorstände Julian Jäger und Günther Ofner über seine Firmengruppe, mit der er u. a. 27 Läden am Flughafen Wien betreibt und Mieter von 16 weiteren Flächen am neu erbauten Check-in 3 („Skylink“) ist. „Meine am Flughafen tätigen Gesellschaften Artifacts, Saveria und Striberny sind liquide“, erklärte Sardana, der seit 30 Jahren am Flughafen tätig ist. „Von einem von Jäger und Ofner per Presseaussendung in den Raum gestellten Insolvenz-Szenario kann keine Rede sein. Die vom Vorstand verlautbarte Kündigung meiner Geschäftsflächen ist wegen rechtlicher Gegebenheiten auf Jahre hinaus ohne mein Einverständnis nicht möglich. Den Forderungen des Flughafens an die genannten Unternehmen stehen deutlich höhere Forderungen dieser Unternehmen an den Flughafen Wien gegenüber.“

Sardana sieht in der Vorgehensweise von Jäger und Ofner die Fortsetzung einer „befremdlichen Kampagne“ des Flughafens gegen seine Unternehmen, die bereits aus der Ära der früheren Vorstände Herbert Kaufmann, Gerhard Schmid und Kurt Waniek datiere. Wie der Lobbyist Peter Hochegger jetzt in mehreren Schreiben an Sardana bestätigte, hatten die damaligen Vorstände über ihn, Hochegger, eine Aktion mit der internen Bezeichnung „Operation Kleine Nachtmusik“ gegen Sardana gestartet. Das Flughafen-Management hatte über den Rechtsanwalt Gabriel Lansky auf Kosten des Flughafens sogar einen Detektiv engagiert, der Sardana beschattete. Sardana zitiert dazu ein Schreiben Peter Hocheggers vom 19. März 2012 an ihn: „Ziel war es damals, dich als unliebsamen Geschäftspartner loszuwerden.“ Die Überwachung würden auch entsprechende, ihm in Kopie vorliegende Honorarabrechnungen belegen, so Sardana. In der Causa ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft Korneuburg.

„Ich habe mich diesem Verfahren als Privatbeteiligter angeschlossen, um Akteneinsicht zu erhalten und mich über die Details informieren zu können“, sagte Sardana. In diesem Zusammenhang habe ihm Peter Hochegger mitgeteilt, dass die Flughafen Wien AG über den Rechtsanwalt Lansky auch seine gesamte Familie beschatten lassen habe. Sardana zitiert dazu aus einem Schreiben Peter Hocheggers an den früheren Vorstandsvorsitzenden des Flughafens, Christoph Herbst, vom 4. Juli 2011: „Vor allem durch die vom Wiener Flughafen Vorstand über einen Anwalt beauftragte Beobachtung von Herrn Rakesh Sardana – und damit auch seiner Familie – durch einen Detektiv sind auch seine Frau und damals minderjährigen Kinder in Mitleidenschaft gezogen worden“, heißt es darin wörtlich.

Nach dem Auffliegen der Affäre habe er gehofft, dass sich das Klima zwischen den neuen Vorständen Jäger und Ofner und ihm bessern werde, so Sardana. Es habe dann aber keine Entschuldigungen für die „Schmutzkübelkampagne“ gegeben, vielmehr sei es in ähnlicher Tonart weitergegangen. Peter Hochegger habe ihm daraufhin erklärt, dass Julian Jäger schon in der Ära Kaufmann als Mittelsmann an Aktionen gegen ihn beteiligt gewesen sei. Damals war Jäger am Flughafen für die Rechtsabteilung und das Ressort Business Development zuständig.

Sardana zitiert dazu ein mit 15. März 2012 datiertes und an die Saveria Handels GmbH adressiertes Schreiben Peter Hocheggers: „Seitens des Wiener Flughafens war neben dem damaligen Vorstand … noch Herr Julian Jäger als Schnittstelle zwischen dem Vorstand und meiner damaligen Agentur HocheggerCOM bei diesem Projekt involviert“, heißt es darin wörtlich. „Seine Aufgabe war … den für dieses Projekt zuständigen Mitarbeiter meiner Agentur … mit den entsprechenden Informationen zu versorgen. Auf Basis dieser Informationen hatte Herr … die entsprechenden Dossiers erstellt, die dann später, anonym, an die Medien verteilt wurden.“

In der Hoffnung, Irritationen auszuräumen, habe er die Causa in einem Gespräch mit Julian Jäger aufs Tapet gebracht, so Sardana in der Aussendung am Sonntag. Jäger habe jede Beteiligung an Aktionen gegen ihn vehement dementiert und das Schreiben Hocheggers über seine Rolle dabei in der Folge von sich aus der Staatsanwaltschaft Korneuburg übergeben. Aus einer Sachverhaltsdarstellung mit der Aktenzahl C/CR/HH/hh/1316 vom 4. April 2012 gehe hervor, dass Rechtsanwalt Lansky, der den Detektiv auf ihn, Sardana, und seine Familie angesetzt habe, mit Jäger verwandt sei. „Herr Mag. Jäger weist der guten Ordnung halber auch noch darauf hin, dass es sich bei dem in dem Schreiben des Dr. Hochegger angesprochenen Dr. Lansky um seinen Schwager handelt“, heißt es in einer Aktennotiz. Lansky vertritt auch Ex-Vorstand Herbert Kaufmann.

Die aktuelle Entwicklung erwecke den Eindruck, dass der VIE-Vorstand weiterhin mit befremdlichen Mitteln gegen ihn als Flughafenpartner und Mieter von Retail-Flächen vorgehen werde, sagte Sardana. „Insolvenzanträge gegen welches Unternehmen auch immer zu stellen, steht jedem Bürger frei. Solange ein Gericht einen solchen Antrag nicht in einem nicht öffentlichen Verfahren geprüft und ihm stattgegeben habe, sind sie allerdings bedeutungslos. Bei der Bekanntmachung ihres Insolvenzantrages per nationaler und internationaler Pressemeldung hätten die Flughafenvorstände Jäger und Ofner zudem das Gesetz übertreten. Laut § 1330 Abs 2 ABGB ist das Aufstellen und Verbreiten wahrer kreditschädigender Tatsachenbehauptungen – in diesem Fall das Stellen eines Insolvenzantrages – grundsätzlich zulässig. Will aber der Mitteilende den Betroffenen offensichtlich kränken oder schädigen, ist sein Verhalten sittenwidrig und damit gleichzeitig rechtswidrig.

Mitarbeiter der von VIE-Vorstand Julian Jäger geführten Flughafen-Abteilung „Retail“ würden zudem seit Monaten seine Position gegenüber Geschäftspartnern im Rahmen von persönlichen Gesprächen auf Duty-Free-Messen schwächen, sagte Sardana weiter. Er müsse deswegen und wegen der Medienkampagne von Jäger und Ofner gegen ihn zahlreiche Missverständnisse in der Branche ausräumen, die für einige seiner Läden bereits zu vorübergehenden Lieferengpässen geführt hätten. „Ebenso wenig wie die rechtliche Situation ist Jäger und Ofner offenbar bewusst, dass sie mit ihren Aktionen 250 Mitarbeiter verunsichern, die in meinen Unternehmen Arbeit gefunden haben“, sagte Sardana.

Rakesh Sardana betreibt über die drei genannten sowie über weitere Gesellschaften neben den Flughafenshops rund zwanzig weitere Marken- und Souvenir-Shops in der Wiener Innenstadt sowie dreißig Läden in den Flughäfen JFK (New York) und Logan (Boston). Die Gruppe erwirtschaftete 2011 insgesamt rund 40 Millionen Euro Jahresumsatz. „Die fortgesetzten internen und öffentlichen Angriffe durch die Flughafenmanager haben mir einen wirtschaftlichen Schaden zugefügt, dessen Höhe meine Anwälte derzeit beziffern“, so Sardana. „Das Unternehmen steht aber nach wie vor auf stabilen Fundamenten.“