Österreich : "Es muss eine Verpflichtung zu BIM geben"

Am 22.2. geht das österreichische Chapter der internationalen Vereinigung BuildingSmart offiziell an die Öffentlichkeit.

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Im Vorfeld führte SOLID mit dem Vorsitzenden von BuildingSmart Austria, Alfred Waschl, ein Exklusivgespräch über eine Organisation mehr, was BIM tatsächlich leisten kann und worin Österreich hinter Deutschland WM-Zweiter ist.

SOLID: BuildingSmart Deutschland gibt es schon lange, BuildingSmart Schweiz jetzt auch schon seit zwei jahren, BuildingSmart Austria wird jetzt gegründet und man will fast sagen: jetzt erst - nachdem wir ja doch lange beim Thema BIM vor unseren deutschsprachigen Nachbarländern waren. Warum erst jetzt?

Alfred Waschl: BuildingSmart hatte ja ein German Speaking Chapter - und dann haben sich die Schweizer sozusagen ausgegründet. Parallel dazu wurde das Pendant zu Planen.Bauen.Betrieben 4.0, das es ja in Deutschland und Österreich gibt, unter dem Namen Bauen Digital Schweiz gegründet.

Der Gedanke dieser eben angesprochenen Plattformen ist, dass man da die jeweils praktischen Erfahrungen sammelt und sie dann in BuildingSmart in den internationalen Kontext gibt. BuildingSmart geht ja von den USA bis China. Ähnlich wollen wir auch BuildingSmart Austria aufbauen - als Weiche in die Internationalität.

Deshalb braucht jedes Land einen eigenen BuildingSmart-Ableger? Es gibt ja schon genug Institutionen und Interessengruppen, die sich mit BIM und Digitalisierung beschäftigen, oder?

Waschl: Es ist natürlich ein bisschen verwirrend. Aber im Grunde genommen reden die, die über BIM reden, über die Vergangenheit. In allen Ländern der Welt exklusive Kerneuropa ist BIM schon Realität, da redet man gar nicht mehr drüber. Das eigentliche Thema ist die Datenautobahn und dem müssen wir uns nähern.

Wir sind ja Weltmeister im Erklären, warum etwas nicht geht, und darin sind wir ganz knapp hinter den Deutschen, die sind da nur noch ein bisschen detaillierter.

Die Schweizer hingegen haben vor zwei Jahren gesagt: uns geht zu wenig weiter und jetzt nehmen wir Geld in die Hand, und zwar auch politisch.

Ich höre ja immer noch oft, BIM sei ein IT- oder Kommunikationsthema. Das stimmt aber nicht. Das ist kein Thema für die IT-Branche, die soll uns nur ein Tool liefern und nicht die Bauprozesse erklären!

Allerdings höre ich wieder oft: die Software-Firmen liefern uns nicht das, was wir brauchen.

Waschl: Das ist ja genau die falsche Haltung. Deshalb will ich die drei großen Systemhersteller Allplan, Autodesk und Graphisoft als Sponsoren mit im Boot haben und nicht als Ideengeber.

Die Softwarefirmen sagen ja gerne: alles kein Problem und mit IFC spielen wir die Daten super hin und her. In dem Moment, wo man mit den ausführenden Baufirmen spricht, hört sich das anders an. Was kann BuildingSmart Austria da tun?

Waschl: Das erklärt uns die IT-Branche ja nicht nur bei BIM-Software, sondern auch bei Microsoft Office oder Spielekonsolen. Der Kern und unser Mandat ist, dass wir uns nicht über Lizenzen etc. aufoktroyieren lassen, was wir alles machen müssen, sondern wir müssen öffentlich sagen, was wir wollen.

Da gehört natürlich auch politisch ein gewisses Standing dazu. So lange wir politisch im Nirwana sind und jeder von Digitalisierung nur spricht, aber nichts tut, wird das nichts. Wenn sie nach Moldawien gehen - und das jetzt bitte nicht despektierlich verstehen -, haben sie dort bei den Internet-Übertragungsraten die sechsfache Leistung von Österreich.

Also Priorität Nummer 1: die Planungs-, Errichtungs- und Betreiberbranche müssen sich gemeinsam ein Mandat nehmen und die Politik muss dieses Mandat auch geben. Das dürfen keine Schlagworte sein, sondern es muss zB eine Verpflichtung zu BIM als Planungs- und Abwicklungsinstrument geben. dann wird die IT-Branche relativ schnell lernen, was sie zu tun hat.