Wie schätzen Sie die konjunkturelle Lage ein?
Die Zeit ist nicht einfach für die Baubranche. Wir erleben massive Einbrüche: Das Bauvolumen geht zurück, ein Grund dafür sind unter anderem die hohen Zinsen. Damit möchte man die Inflation eindämmen, was ja grundsätzlich eine gute Sache ist, aber das Ganze kann eben auch nach hinten losgehen: Weniger Kredite, unter anderem wegen KIM, heißt weniger Bauprojekte, weniger Bauprojekte heißt weniger Wohnraum, weniger Wohnraum heißt steigende Preise. Das kann wohl nicht im Sinne des Allgemeinwohls sein. Dazu kommt, dass leere Auftragsbücher auch massiv Arbeitsplätze bedrohen. Und das in einer Zeit, in der es ohnehin überall kriselt.
Wie man an diversen Konjunkturberichten sieht …
Ganz richtig. Man könnte das so formulieren: Es blitzt und donnert am Konjunkturhimmel. Vor allem Betriebe, die sich auf die Errichtung von Einfamilienhäusern spezialisiert haben, berichten von massiven Problemen. Einige haben Insolvenz anmelden müssen, weil es einfach nicht mehr geht. Die Nachfrage ist im Keller. Wir haben vom Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung IWS im Frühjahr aktuelle Zahlen in den relevanten Branchen abgefragt.
Sie liegen tief im negativen Bereich: Minus 65,7 Prozentpunkte beim „erwarteten Wirtschaftsklima“, bei den Umsatzerwartungen minus 40,5 Prozentpunkten und bei der Auftragslage minus 30 Prozentpunkte. Das ist eine Katastrophe. Die Politik ist gefordert, hier gegenzusteuern. Der Bau war immer und ist der Konjunkturmotor schlechthin – der benötigt dringend Treibstoff.
Wie kann das gelingen?
Bei den Förderungen, die teilweise undurchsichtig und wenig sinnvoll erscheinen, gäbe es einiges zu tun. 2008 wurde die Zweckwidmung der Wohnbauförderung abgeschafft. Angesichts der aktuellen Lage wäre es hoch an der Zeit, diese wieder einzuführen. Die Wohnbauförderung muss wieder zwingend für die Schaffung und Sanierung von Wohnraum verwendet werden!
Diese wurde ja im August endlich adaptiert – die Umsetzung durch die gemeinnützigen Wohnbauträger hinkt nach. Dann gibt es noch die Eigenheim- und die Jungfamilienförderung, die seit langer Zeit nicht mehr valorisiert wurde. Trotz hoher Inflation sind die Summen seit Jahren unverändert. Auch die Rolle diverser Öko-Förderungen ist nicht zu unterschätzen, von Solarthermie über Wärmepumpen, Fassadendämmungen bis Photovoltaik.
Alles, was hilft, zukunftsfähigen Wohnbau leistbar zu machen, ist in unserem Sinne – und im Sinne der Allgemeinheit. Wir haben vielfältige Fördermaßnahmen für Wärmedämmungen, Wärmepumpen oder Photovoltaikanlagen. Das zeigt, dass die Politik schon verstanden hat, welche große Rolle die Baubranche bei der Aufrüstung des Bestands für eine nachhalte Zukunft spielt. Mit Ortskernsanierungsmaßnahmen an Gebäuden und kommunalen Infrastrukturen sind wir maßgeblich daran beteiligt, eine Lebensumgebung zu schaffen, die zukunftsfit und nachhaltig ist.