Digitalisierung : BIM: Lücke zu UK wird kleiner

Im Jahr 2021 bleibt Großbritannien im Vergleich zu anderen europäischen Nationen unangefochtener Spitzenreiter bei der BIM-Implementierung im Bauwesen. Dies ist ein wichtiges Ergebnis des neuesten europaweiten Rankings von PlanRadar bezüglich Einführung von BIM. Jedoch gibt es eindeutige Anzeichen, dass andere Länder diese Lücke schließen wollen.

PlanRadar warf einen Blick auf den aktuellen Stand der Forschung, analysierte öffentliche Dokumente und führte Interviews durch, um den Status Quo in der Entwicklung und Implementierung von BIM in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kroatien, Österreich, Polen, Russland und der Schweiz zu erfassen.

Des Weiteren wurde erörtert, zu welchen Zwecken und für welche Aufgaben BIM in jedem Land eingesetzt wird und wie es um die Einstellung von Baufachleuten gegenüber dieser Technologie bestellt ist. Ebenso wurde untersucht, wo in den kommenden Jahren ein schnelles Wachstum von BIM am wahrscheinlichsten ist und wo die Einführung von BIM im Bauwesen durch Regierungen und öffentliche Einrichtungen am stärksten gefördert wird.

Großbritannien gilt seit langem als Vorreiter in der BIM-Technologie, mit Projekten wie dem Wiederaufbau des Flughafens Heathrow mit frühen Technologien in den 1980er Jahren. Gleichzeitig ist der Markt stark in Bewegung. Erste BIM-Projekte wurden in Russland erst 2014 realisiert, dennoch befindet sich das Land in einem steilen Aufwärtstrend bezzüglich der gesetzlichen Verankerung von BIM. Kein anderes europäisches Land hat so viele Gesetze zur Standardisierung und zur verbindlichen Umsetzung von BIM im Bauwesen verabschiedet.

Weiters zeigt eine genauere Betrachtung des hochentwickelten deutschen Baumarktes eine fortgeschrittene und weit verbreitete BIM-Einführung. Die Regierung Deutschlands investiert im Rahmen ihrer Vision für die zukünftige Digitalisierung des deutschen Bausektors, stark in die Standardisierung, Qualifizierung und Unterstützung von BIM-Projekten.

Eine Zusammenfassung des aktuellen Stands bei der BIM-Einführung in acht europäischen Ländern:

Deutschland – Etwa 70 % der deutschen Bauunternehmen setzen BIM in unterschiedlichen Komplexitätsgraden ein. Die Mehrheit der Anwender sind Architekten und Planungsbüros, die die Vorteile von BIM vorwiegend in der Planungsphase nutzen. Seit 2017 ist BIM für Projekte im Wert von über 100 Millionen Euro verpflichtend. Und ab dem 31. Dezember 2020 ist BIM für alle öffentlichen Aufträge im Zusammenhang mit dem Bau der Bundesinfrastruktur verpflichtend.

Österreich – Rund 20 % der Bauunternehmen verwenden hier zu Lande BIM, wodurch Österreich im europäischen Ländervergleich aktuell nur im untersten Drittel zu verzeichnen ist. Seit 2018 ist BIM für die Budgetkontrolle beim Bau öffentlicher Gebäude verpflichtend. Gemäß einer Empfehlung der Europäischen Kommission ist BIM in Österreich seit 2020 für Ausschreibungen und öffentliche Bauaufträge verpflichtend. Ein Gesetz, das den Einsatz von BIM in Österreich im weiteren Sinne durchsetzt, wurde jedoch nicht verabschiedet.

Schweiz – Bis zu 70% der Unternehmen im eidgenössischen Baugewerbe kamen bereits mit BIM in Kontakt. Die Zahl der regelmäßigen Nutzer dürfte aber deutlich darunter liegen. Eine Flächendeckende Umsetzung mit einheitlichen Prozessen in Bezug auf BIM scheiterte trotz etablierter Standards bislang noch an den großen kulturellen Unterschieden der verschiedenen Kantone.

Großbritannien – Großbritannien hat die höchste Anzahl von Bauunternehmen, die BIM auf Level 2 und darüber hinaus einsetzen. Seit 2016 müssen alle staatlich geförderten Projekte mindestens BIM Level 2 verwenden, was im letzten Jahrzehnt zu einem Anstieg des Bewusstseins und der Nutzung von BIM geführt hat. Bei privaten Projekten wird die Verwendung von BIM empfohlen, ist aber nicht obligatorisch. Derzeit nutzen 80 % der Großunternehmen aktiv BIM-Technologien.

Frankreich - Frankreich hat noch keinen einzigen gesetzlich verankerten BIM-Standard, dennoch verwenden 35 % der Bauträger in Frankreich BIM für ihre Immobilienprojekte. Darüber hinaus sind 50 bis 60 % der Marktführer im französischen Baumarkt auf BIM umgestiegen, wobei Level 2 der häufigste Komplexitätsgrad ist. Ende 2018 wurde in Frankreich der BIM-Plan 2022 eingeführt, um die Baubeteiligten zu ermutigen, die Technologie ihre Arbeitsabläufe zu integrieren.

Russland – Die BIM-Technologie wird von großen Bauträgern und Bauunternehmen verwendet, die in den Metropolen wie Moskau, St. Petersburg und Kasan tätig sind. Insgesamt liegt die Nutzung derzeit nur bei rund 10%. Bezüglich der Gesetzgebung zur Standardisierung und Vorgabe von BIM, ist Russland eindeutig führend. Mit heutigem Stand gibt es 15 nationale Standards (GOSTs) und acht Regelwerke für die Informationsmodellierung. Ab März 2022 müssen außerdem alle Regierungsprojekte BIM-Technologie verwenden, und weitere Gesetze sind in Vorbereitung.

Polen – Zwischen 40 und 50% der Projektentwickler verwenden in Polen BIM, wobei nooch nicht nach einheitlichen Standards gearbeitet wird. Die polnischen Gesetze zur Regulierung der Nutzung von BIM sind in den letzten Jahren ins Stocken geraten. Im Jahr 2020 veröffentlichte das Ministerium für Entwicklung, Arbeit und Technologie einen Fahrplan für die BIM-Implementierung im öffentlichen Beschaffungswesen. Es wird jedoch angenommen, dass BIM in Polen für Investitionsbauprojekte mit Staatsbudget nicht vor 2030 obligatorisch wird.

Kroatien – 25 % aller kroatischen Architekten und Designer verwenden BIM auf dem niedrigsten Level 0. BIM ist derzeit nicht im kroatischen Baurecht enthalten und es gibt vorerst auch keinen offiziellen Fahrplan, der eine umfassendere Anwendung der Technologie im Land vorantreiben soll.

Fazit

BIM hat im europäischen Bauwesen noch nicht sein volles Potenzial erreicht. Während Großbritannien aktuell bei der Entwicklung und Implementation von BIM führend ist, sind es vor allem andere großen Länder wie Deutschland oder Russland, in der Adoption und bei den rechtlichen Rahmen-bedingungen in den letzten Jahren große Sprünge verzeichnet werden.

Rudi Pistora, Country Manager DACH bei Planradar ergänzt dazu: „Vor allem die unterschiedlichen Formate und Standards bei CAD-Programmen und deren Kompatibilität sind aktuell Verursacher der eingeschränkten Anwendung von BIM-Technologien. Diese Unterschiede führen zu Schwierigkeiten beim Datentransfer zwischen den Beteiligten und erschweren in weiterer Folge die Abfrage von BIM-Modellen und deren Bearbeitung. Eine standardisierte Dokumentation und Kommunikation ist der Schlüssel für eine fristgerechte Fertigstellung von Bauwerken bei gleichzeitiger Vermeidung von Mehrkosten für alle Stakeholder. Deswegen arbeiten wir bei PlanRadar auch mit dem openBIM-Standard, so können Modelle aus anderen Anwendungen problemlos importiert und auch wieder exportiert werden. Dank unserer offenen API können zudem zahlreiche andere Tools einfach und nahtlos integriert werden.»

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Rudi Pistora, Country Manager DACH bei Planradar ergänzt dazu: „Vor allem die unterschiedlichen Formate und Standards bei CAD-Programmen und deren Kompatibilität sind aktuell Verursacher der eingeschränkten Anwendung von BIM-Technologien. Deswegen arbeiten wir bei PlanRadar auch mit dem openBIM-Standard, so können Modelle aus anderen Anwendungen problemlos importiert und auch wieder exportiert werden."

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