HCB-Skandal in Kärnten : Wietersdorfer schließt mögliche Fehler nicht aus

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Im Zementwerk der Wietersdorfer Gruppe in Klein St. Paul im Kärntner Görtschitztal wird noch immer nach den genauen Ursachen für die Umweltverschmutzung mit Hexachlorbenzol gesucht. Geschäftsführer Wolfgang Mayr-Knoch räumte gegenüber der APA ein, es habe offenbar Fehler bei der Verwendung von Blaukalk für die Zementproduktion gegeben. Die Messwerte seien aber noch nicht fertig analysiert.Die Herstellung von Zement erfolgt laut Mayr-Knoch in einem mehrstufigen Verfahren, bei dem das Material in verschiedenen Arbeitsschritten unterschiedlich hohen Temperaturen ausgesetzt sei. Es sei wahrscheinlich, dass der mit HCB kontaminierte Blaukalk von der Deponie der Donauchemie in Brückl "zu früh", also bei noch zu niedrigen Temperaturen, zugesetzt worden sei. Anders sei es nicht möglich, dass das HCB nicht zur Gänze in ungefährliche Substanzen zerfallen und durch den Schornstein in die Umwelt gelangt sei.Man müsse in der Produktion auf eine ganze Reihe von Substanzen achten, die nicht freigesetzt werden dürften, die Palette reicht von Dioxinen über Furanen bis zu Stickoxiden. "Auf HCB haben wir aber nicht untersucht, das mussten wir auch nicht", betonte Mayr-Knoch. Derzeit würden die Messreihen analysiert, um im Detail feststellen zu können, an welchem Punkt des Produktionsprozesses das Hexachlorbenzol freigesetzt worden sei. Erst wenn diese Ergebnisse vorliegen, könne man über die weitere Vorgangsweise diskutieren.Derzeit sei es für das Unternehmen jedenfalls das Wichtigste, dafür zu sorgen, dass es zu keiner weiteren Belastung für Umwelt und Bevölkerung mehr komme. Ob in Zukunft wieder HCB-belasteter Blaukalk bei der Produktion verwendet werde, könne er zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht sagen, meinte Mayr-Knoch. Das Unternehmen hat jedenfalls einen Vertrag, 2011 hatte man gemeinsam mit der Bietergemeinschaft Porr-Strabag den Zuschlag für die Sanierung der Deponie in Brückl erhalten. Die Wietersdorfer Gruppe ist für die Verwertung des Kalks zuständig, die Porr-Strabag für die Bauleistung und die Entsorgung des nicht verwertbaren Materials. Das ganze Projekt war für sieben Jahre ausgelegt, wie es damit weitergeht, ist somit noch offen.Indes hat eine andere Information in Kärnten für Aufregung gesorgt. Es gibt Gerüchte, wonach HCB-belasteter Kalk "unter der Hand" an Bauern verkauft worden sein soll, die damit ihre Felder gedüngt hätten. Entsprechende Informationen soll ein Bauer aus Unterkärnten an das Land weitergeleitet haben. Eine Bestätigung dafür stand vorerst allerdings noch aus. Sollte das zutreffen, würde dies auch die extrem unterschiedlichen Werte bei der HCB-Belastung erklären, die teilweise in unmittelbarer Nähe zueinander aufgetreten sein sollen. (apa/pm)