Stahlindustrie : ThyssenKrupp macht seine Gleistechnik-Sparte dicht

Der angeschlagene deutsche Stahlriese ThyssenKrupp treibt mit der Schließung des Gleistechnikgeschäfts den Stellenabbau voran. Bis zu 260 Mitarbeiter sind von der Aufgabe des Bereichs betroffen, der durch illegale Preisabsprachen des sogenannten Schienenkartells in die Schlagzeilen geraten war, in das auch die österreichische voestalpine involviert war.Der Personalabbau bei ThyssenKrupp solle "möglichst sozialverträglich" voraussichtlich bis zum Ende des Geschäftsjahres 2014/15 umgesetzt werden, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. ThyssenKrupp hatte die Tochter eigentlich verkaufen wollen, stieß dabei aber nur auf verhaltenes Interesse.

Im Mai 2013 hatte ThyssenKrupp angekündigt, den Kartellsünder abzustoßen. Die Gleistechnik hatte illegal Preise mit anderen Herstellern wie der voestalpine und dem Bahntechnikkonzern Vossloh abgesprochen und war deswegen vom deutschen Bundeskartellamt zu zwei Strafen von insgesamt 191 Mio. Euro verdonnert worden. Mit der geschädigten Deutschen Bahn hatte sich der Konzern im Herbst auf eine Schadenersatzzahlung geeinigt, die sich nach Angaben von Insidern auf rund 150 Mio. Euro belief. Dem Konzern drohen weitere Forderungen von kommunalen Bahnbetreibern.Vorstandschef Heinrich Hiesinger hat Kartellverstößen im Konzern den Kampf angesagt. Den Verkauf des Gleistechnik hatte das Management allerdings vor allem mit den schlechten Geschäftsaussichten begründet. "Wir sehen für die Gleistechnik leider keine realistische Chance, langfristig einen wertschaffenden Beitrag zum Konzernergebnis leisten zu können", sagte am Dienstag Bereichsvorstand Klaus Keysberg. Auch die erhaltenen Angebote hätten die wirtschaftlichen Anforderungen von ThyssenKrupp nicht erfüllt.

Was die Sparte machtDie Gleistechnik verkauft als Handelsunternehmen Schienen, Schwellen und Weichen. Standorte sind unter anderem Essen und Bochum. Ursprünglich hatte ThyssenKrupp auch die Bautechnik verkaufen wollen, die Maschinen und Geräte im Programm hat. Dieses Geschäft mit über 400 Mitarbeitern sei im Gegensatz zur Gleistechnik profitabel und solle nun im Konzern fortgeführt werden, teilte der Konzern mit. Zusammen erzielten beide Bereiche zuletzt einen Umsatz von 400 Mio. Euro.Über den Stellenabbau in der Gleistechnik will das Management nun Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern aufnehmen. ThyssenKrupp baut nach mehreren Milliardenverlusten in Folge tausende Stellen ab. In der Stahlsparte sollen mehr als 2.000 Jobs wegfallen, in der Verwaltung rund 3.000. Für Streit mit Gewerkschaften und dem Betriebsrat sorgen zudem Pläne, zahlreiche Arbeitsplätze in Bereichen wie dem Personalwesen und der Datenverarbeitung zu streichen oder zu verlagern. (reuters/apa/pm)