Coronavirus : Schutzkleidung statt Baustopp
Auf zahlreichen Baustellen wird in Österreich trotz Coronavirus gearbeitet. Eine klare gesetzliche Regelung gibt es nicht. Die Gewerkschaft ist darüber alles andere als glücklich. Einen Baustopp konnte sie bei der Regierung aber nicht durchbringen. Momentan laufen Gespräche über neue Schutzbestimmungen, eine Einigung dürfte noch am Donnerstag erfolgen.
"Wir sind in der Zielgeraden", sagte Baugewerkschaftschef Josef Muchitsch am Donnerstag zur APA. Die Sozialpartner seien mit dem Gesundheitsministerium über konkrete - verbindliche - Schutzmaßnahmen in Gesprächen.
Bestimmungen dürfte es etwa zu Schutzbekleidung - Vollvisierhelme, Masken - und auch zum Mindestabstand geben. Darüber berichtete am Donnerstag auch die "Krone".
Die Bauarbeiter seien "bestmöglich zu schützen. Dazu braucht es organisatorische Maßnahmen und zusätzliche Schutzausrüstung", sagte Muchitsch. "Wenn es die nicht gibt, ist die Baustelle zu stoppen."
Muchitsch hätte sich einen kompletten Baustopp gewünscht. "Die Regierung hat uns mitgeteilt, dass es keinen Baustopp gibt."
Von den rund 95.000 Bauarbeitern, die vor der Coronakrise in Beschäftigung waren, sind momentan rund 55.000 zu Hause, so Muchitsch. Sie sind entweder auf Zeitausgleich, bauen alten Urlaub ab oder aber sind in Kurzarbeit. "Sehr, sehr viele Firmen werden die Kurzarbeit in Anspruch nehmen", so der Chef der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH). Vor allem die großen Konzerne haben die Arbeit unterbrochen.
"Vielen Dank an die Fürsorgepflicht der Arbeitgeber - obwohl die Bauherren sie erpressen", sagte Muchitsch, der auch Sozialsprecher der SPÖ ist. Manchen Bauherren sei "die Profitgier offenbar wichtiger als die Gesundheit".
Rund 40.000 Menschen sind laut Schätzungen der Gewerkschaft Bau-Holz trotz Virus weiter am Bau tätig, es seien dies vor allem kleinere Firmen. Für alle Arbeiter, die nicht zu Hause bleiben dürfen, brauche es strenge Schutzbestimmungen. Die Gewerkschaft hofft überdies auf strenge Kontrollen durch die Behörden.
In dem Papier, das gerade in Ausarbeitung ist, werden genaue Standards definiert. So muss es etwa Desinfektionsmöglichkeiten und Schutzmasken geben. Ein großes Thema sind die Sicherheitsabstände, etwa in Pausenräumen oder Firmenbussen; Arbeiter könnten mit dem privaten Auto zur Baustelle fahren.
Bei bestimmten Arbeiten dürfte es sich nach Ansicht der Arbeitnehmervertreter als schwierig erweisen, den Mindestabstand von einem Meter einzuhalten.
Auf keinen Fall, so Muchitsch, dürfe es via Baustellen zu Infektionsketten kommen.
Nach Informationen der APA soll das neue Reglement am Abend stehen und am Freitag präsentiert werden. (APA/red)