Bausparkassen : s Bausparkasse setzt auf Zinsanstieg

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Eine steigende Nachfrage sieht Josef Schmidinger, Generaldirektor der s Bausparkasse, vor allem im privaten Wohnbau und bei Sanierungen. Bausparen bleibe attraktiv.Im Jahr 2010 verzeichnete die s Bausparkasse mit mehr als 346.000 neuen Sparverträgen einen Rekord, bei den Einlagen wurde erstmals die 6 Milliarden Euro-Grenze überschritten, gab der Vorstand bei der Bilanzpressekonferenz bekannt. Der Ausleihungsbestand stieg um fast 3 Prozent auf 6,13 Milliarden Euro, unter Hinzurechnung der Eigenmittel gab es aber wegen einer Änderung im Rechenmodus einen Rückgang um 1,8 Prozent auf 6,67 Milliarden Euro. Der Einlagenbestand stieg um 1,9 Prozent auf 6,09 Milliarden Euro. Die Darlehensvergabe (Finanzierungsleistung) sank gegenüber 2009 um 18,4 Prozent auf 966 Millionen Euro. Der Nettozinsertrag verbesserte sich um 2,7 Prozent auf 128,2 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss nach IFRS sank auf 48,0 (52,4) Millionen Euro.Beliebteste Sparform der ÖsterreicherSchmidinger sieht das Bausparen - jüngsten Umfragen zufolge nach wie vor die beliebteste Sparform der Österreicher - weiter im Aufwärtstrend. Nach der Niedrigzinsphase sei der Bach nun durchschritten, man sei am anderen Ende des Ufers. Die Anleger wollten sehen, wem man das Geld gebe. Den Rekordwert von 346.370 Neuverträgen (+4,8 Prozent) sieht der s-Bausparkasse-Chef auch als deutliches Zeichen für die Attraktivität des Bausparens und dafür, dass Geld dort hinfließe, wo Häuser und Wohnungen draufstünden. Die Folgevertragsquote liege bei 72,2 Prozent, über 190.000 Kunden hätten sich neu vor einen Bausparvertrag entschieden. Insgesamt wurden bei den vier österreichischen Bausparkassen im Vorjahr wie berichtet erneut mehr als 1 Million neue Verträge abgeschlossen.

An Einlagenzinsen zahlt die s-Bausparkasse derzeit, bedingt durch das allgemein niedrige Zinsniveau, bei variablen Verträgen rund 1 Prozent. Die Höhe der Bausparprämie wird einmal jährlich im Herbst festgelegt und orientiert sich am Zinsniveau der vorangegangen zwölf Monate. Für heuer liegt die Prämie mit 3,0 Prozent auf dem niedrigstmöglichen Wert. Ein Anstieg ist bei höheren Zinsen möglich. Die Indikatoren deuteten auf steigende Zinsen. Als "Einstiegszinssatz" bietet die s Bausparkasse derzeit 3 Prozent für 18 Monate an. Kritik des Verein für Konsumenteninformation (VKI) an den vergleichsweise hohen Einstiegszinsen wies Schmidinger heute zurück: Diese seien kein Versuch einer Verschleierung, sondern ein Antizipieren bzw. Abfedern von Zinsanstiegen.Zwischendarlehen kosten 2,25 Prozent (bezogen auf die Darlehenssumme) bzw. 1,5 Prozent (Vertragssumme) fix für die ersten 18 Monate. Die Bausparkassen stehen derzeit bei den Krediten im Wettbewerb mit den Banken, die ebenfalls niedrige Zinsen für Wohnbaukredite anbieten. Von einem steigenden Zinsniveau proftieren meist die Bausparkassen mit ihrer Zinsobergrenze für Kredite von 6 Prozent.Gute Entwicklung des SanierungsschecksDer Sanierungsscheck, im Rahmen dessen heuer rund 70 Millionen Euro vorgesehen sind, laufe gut an. Schmidinger erwartet, dass die Mittel bis etwa Mitte Mai ausgeschöpft sein werden.

Beim Hoch- und Tiefbau rechnet die s Bausparkasse wegen der rückläufigen Ausgaben der öffentlichen Hand mit einer schwachen Entwicklung. Die Zahlungsmoral der Kunden ist laut s-Bausparkasse-Vorstand Christian Reingruber in den vergangenen drei Jahren gestiegen. Abgeschrieben werden müssten nur 0,3 Promille der Ausleihunge

Gut entwickelt haben sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auch die ausländischen Beteiligungen. In Tschechien konnte die Stavebni sporitelna Ceske sporitelny, an der die s Bausparkasse seit 2003 mit 5 Prozent beteiligt ist, trotz einer Halbierung der Bausparprämie die Einlagen auf 3,8 (3,5) Milliarden Euro steigern. Die Ausleihungen stiegen auf 1,8 (1,7) Millionen Euro. In Rumänien hält die Bausparkasse 20 Prozent an der BCR Banca pentru Loncuinte. Die Bauspareinlagen werden für 2010 mit 108 Millionen Euro angegeben, fast das 2,5-fache des Jahresendwertes von 2009. Heuer wird das Ausleihungsgeschäft gestartet. Der Jahresüberschuss nach IFRS der rumänischen Beteiligung war erstmals positiv und lag - zweieinhalb Jahre nach Marktstart - bei rund 190.000 Euro. In Tschechien konnte das Ergebnis um ein Drittel auf 50 Millionen Euro gesteigert werden.s Wohnbaubank begab weniger AnleihenDie s Wohnbaubank emittierte im Vorjahr bedingt durch das niedrige Zinsniveau weniger Anleihen. Für heuer wird aber wieder ein sehr gutes Ergebnis erwartet, erklärten die beiden Vorstände Josef Schmidinger und Ernst Karner bei der Bilanzpressekonferenz. Der zur s Bausparkasse gehörende Immobiliendienstleister s Real hat im Vorjahr den Wert der vermittelten Immobilien gesteigert.Am Immobilienmarkt zeigten sich Umschichtungen vom Eigenbedarf hin zu Anlegerwohnungen, so Karner. Das Potenzial bei der Wohnungsvermittlung wäre noch größer, viele Anleger würden gern mehr kleinere Wohnungen kaufen. Es mangelt aber am Angebot. Die Preissteigerungsraten gebe es bei Wohnungen in der Größe von 50 bis 70 m2 in Zentrumslage mit guter Verkehrsanbindung. Im Jahr 2010 vermittelten die s Real & Partner Immobilien im Wert von 474 Millionen Euro. 2009 waren es 435 Millionen Euro. Die Betriebsleistung betrug im Vorjahr 21,2 Millionen Euro.Die s Wohnbaubank emittierte 2010 Anleihen im Volumen von 182 Millionen Euro, 2009 waren es 273 Millionen Euro. In Umlauf befanden sich Ende 2010 Wohnbauanleihen im Volumen von knapp 2 Milliarden Euro, um 1 Prozent weniger als im Jahr davor. Mit den niedrigen Zinsen schrumpfe auch der KESt-Vorteil der Wohnbauanleihen. So liege er bei 4 Prozent Zinsen noch bei 1,33 Prozent, bei 1 Prozent Zinsen nur mehr bei 0,33 Prozent. Für heuer wird aber ein höheres Volumen erwartet. Bereits in den ersten beiden Monaten seien 55 Millionen Euro platziert worden. Die Wohnbauanleihe gehöre wie der Bausparvertrag mittlerweile zur Basisveranlagung, so Karner. (APA/pm)