Innovation : Roboter am Werk
Die grellen Schweißlichter brennen in den Augen. „Nicht zu lange hineinschauen“ empfiehlt Peter Zeman. Der Chef des österreichischen Stahlbauunternehmens steht zufrieden auf der Überwachungsbrücke. Hinter und unter und vor ihm werden auf 62 Metern Länge Kleinteile auf zwei Stahlträger geschweißt. Acht Mal so schnell wie bei manuellem Schweißen wird der Stahlträger vorbereitet.
Viereinhalb Jahre und 4,5 Millionen Euro steckte Peter Zeman in die 62 Meter, die mit Lasertechnik und Robotern ausgestattet sind. Was der Steel Beam Assembler – kurz SBA - kann, ist oberflächlich betrachtet leicht erklärt. An einem Ende werden die Stahlteile auf ein Fließband gelegt und am anderen Ende kommt ein perfekt verschweißter Träger wieder heraus. Der muss nur noch auf den Lastwagen und fährt auf die Baustelle.
Dreidimensional
Was so einfach klingt, ist im technischen Detail tückisch. Eine große Hürde war die automatische Erkennung der Teile und ihre Positionierung im Raum. Laser scannen die Teile ab und der zentrale Computer identifiziert sie. Er erkennt was wohin muss und letztendlich in welchem Winkel und mit welcher Schweißnaht verschweißt. Die Softwareentwicklung allein benötigte zwei Jahre.
„Wir haben zuerst den Entwicklungs-Auftrag nach außen vergeben, doch die Programmierer waren überfordert. Letztendlich entwickelten wir die Software selbst im Haus“, erzählt Zeman.
Die Blicke der Produktionslinie ziehen eindeutig die Roboter auf sich. In der Mitte der zwei Linien greift sich der knallorange Helfer die Teile und legt sie rechts oder links in Position. Weitere Roboter schweißen dann in Schicht- oder Pendeltechnik. Wetterunabhängig und exakter als beim manuellen Schweißen möglich wäre. „Auf der Baustelle muss wesentlich weniger geschweißt werden, das spart Zeit und Geld“, sagt Peter Zeman.
Komplex
Zeman entwickelte den SBA nicht alleine. Mit ins Boot holte sich der Stahl- und Anlagenbauer Robotertechnik-Experten von ABB Österreich, Schweißtechnik von Fronius und Laserscanner vom Wiener Unternehmen Plasmo Industrietechnik. Die Linearführung gestaltete Gündel. Doch der Anlagenbau stammt aus dem Hause Zeman.
Das hat Tradition. 1965 in Scheifling in der Steiermark von Hans Zeman gegründet ist mittlerweile eine beachtliche Größe erreicht. Die Unternehmens-Gruppe besteht aus 20 Firmen in denen 600 Mitarbeiter beschäftigt sind. In Tschechien, Polen und der Türkei macht das Familienunternehmen Geschäfte. Man produziert Stahlträger, baut Werkshallen oder plant komplexe Stahlbauprojekte, wie etwa die Stahlringe für die Membran am Tower des Schwechater Flughafens, das Bahnhofsdach für die Stadt Salzburg oder zwei Stockwerke, die am Nouvel-Tower 30 Meter in die Höhe gehoben wurden.
Der SBA hat Potenzial für einen Exportmarkt. Aus den USA wurde bereits starkes Interesse bekundet. Bis Frühsommer müssen noch Kleinigkeiten optimiert werden und dann startet der Anlagenbau für den Verkauf.