SOLID 06/2019 : Projekt Netzwelt am Bau
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Robert Hauptmann ist ein zurückhaltender Mensch mit relativ leiser Stimme. Deshalb dauert es eine Zeit, bis man im Gespräch erfährt, wie viele Top-Kunden er mit seiner Project Networld eigentlich schon hat. Und er sagt dann ebenso leise und verbindlich: „Nach diesen langen Jahren der Produktentwicklung und positiven Erfahrungen im Markt haben wir jetzt beschlossen, an unserem Bekanntheitsgrad zu arbeiten. Wir sind so ein bisschen ein Geheimtipp“. Das Produkt sei nun auf dem neuesten Stand der Technik und jetzt „wollen wir erzählen, dass es uns gibt“
Project Networld existiert seit 19 Jahren (also seit dem Ende der .com-Internetblase) und Hauptmann und seine Mitarbeiter bieten eine Bauprojektmanagementplattform an, die – höflich und zuvorkommend – alle Stückln spielt.
Vom Anlagenbau zu BIM
„Unsere Wurzeln liegen im Anlagenbau“, erklärt Hauptmann. Dafür hat man eine Plattform entwickelt, in die alle Beteiligten an einem Projekt hinein arbeiten, dort Aufträge eingeben, vergeben etc. Relativ bald schon hatte man Kunden wie Andritz und das Produkt Schritt für Schritt weiter entwickelt mit Fokus auf verfahrenstechnische Anlagen.
Im Anlagenbau waren Komponenten und Objekte im Gegensatz zum klassischen Baugeschäft immer schon standardisiert. Allerdings sind „wir dann relativ schnell im Baugeschäft gelandet, weil bei einer technischen Anlage fast immer ein Hochbau oder Tiefbau dabei ist und die Anforderungen sehr ähnlich waren. - Wir waren eigentlich BIM-Pionier, bevor es BIM gab.“
Wobei Hauptmann BIM als „neue Verpackung für ein altes Thema“ empfindet, ganz entspannt.
Für Infrastrukturprojekte, erzählt er, sei man „eigentlich Marktführer in Österreich“. So habe man die Asfinag Bau Management GmbH als Kunde gewonnen und das bei einer EU-weiten Ausschreibung gegen Konkurrenten wie aconex & co.
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Handling entscheidet
Der Grund für den Zuschlag wäre dabei nicht die Preisschlacht gewesen, aber das „hat mich eigentlich nicht überrascht“, sagt Hauptmann ruhig und macht seinen Punkt: „Entscheidend war die einfache Handhabung, sonst nehmen es die Leute nicht an, vor allem wenn man firmenübergreifend arbeitet“.
Als weitere Stärke sieht er den Self-Service-Aspekt – man kann sich alles selbst einstellen und muss nicht gleich den Support anrufen wegen der Anlage eines neuen Ordners etc.
Außerdem „sind wir aus unserer Vergangenheit im Anlagenbau heraus von Anfang an Komplettanbieter für Planen, Bauen und Betreiben“
Der Einstieg in ein Projekt beginnt dabei – wenig überraschend - möglichst früh und schon vom Investor weg. Das Projekt selber wird immer weiter gereicht und auf jeder Stufe erfolgt immer Aufbereitung. „Im Betrieb haben wir dann zum beispiel nicht alle Daten, aber eine Essenz daraus“. Ach ja, Projektportfoliomanagement ist auch im Angebot, 3.000 Projekte in einem Portfolio dürfen es schon sein.
Drehscheibe und Projektstruktur
Und wie adressiert Project Networld das Thema der unterschiedlichen Software-Welten? Hauptmann: „Jedes Produkt – Nemetschek, Revit, was immer - hat seine Stärken und Schwächen. Wir sind quasi die Drehscheibe dazwischen. Jeder Architekt, HKLS-Planer etc. hat zB sein eigenes CAD-System, wir stellen für Open BIM die Drehscheibe mit IFC zur Verfügung. Das kann man natürlich auch Closed machen, aber da gibt es wahrscheinlich Alternativen.“
Momentan sieht Hauptmann dabei BIM durch Architekten, Fachplaner und Ziviltechniker getrieben, weil dort das Modell im Mittelpunkt steht. Für project Networld ist das aber egal, denn: „Wir machen die Projektstruktur – und am Ende landet man dann bei Lean Construction“
„Projektmanagement muss branchenspezifisch sein“
Laut Lehrbuch des Projektmanagements geht es ja prinzipiell immer um dieselben Aufgaben. Dazu gehören: Was muss ich liefern? In welcher Qualität? Bis wann? Zu welchen Kosten? Gibt es Chancen? Gibt es Risiken? Doch das Lehrbuch allein ist noch kein Garant für ein erfolgreiches Projekt, sagt Robert Hauptmann: „Das Geheimnis besteht darin, diesen Standard auf eine Organisation zu übersetzen, damit er sinnvoll angewendet werden kann.“
Vom Bewusstsein zum Sein – jetzt endlich
Wenn BIM eine neue Verpackung für ein altes Thema ist, was ist dann jetzt der Unterschied zu früher – oder bilden wir uns den nur ein, fragen wir? „Jetzt haben endlich alles das Bewusstsein, dass etwas getan werden muss und dass der Bau in der Digitalisierung enormes Potenzial zur Optimierung hat.“
In Zukunft werde wohl viel in Vorfertigung gehen und „das Individuelle wird vielleicht ein bisschen auf der Strecke bleiben“, als großes Thema sieht Hauptmann das Thema Internet of Things an. „Technologisch ist alles da, um das zu lösen.“
SOLID 06/2019 erscheint am 12.6.2019
1 Projektmanagement. Der erste Punkt ist einfach zu überprüfen, es geht um die gemeinsame Sprache, betont Hauptmann: „Es beginnt schon bei der Bezeichnung, denn die heißt in der Baubranche nicht Projektmanagement, sondern Bauprojektmanagement. Darin enthalten ist auch die Projektsteuerung – das ist ebenfalls ein spezifischer Begriff in der Baubranche, der den eigentlichen Prozess des Projektcontrollings im Bau bezeichnet.“
2 Rollenbilder und Aufgaben. Die Bauwirtschaft arbeitet mit klaren standardisierten Rollenbildern, wie Bauherr, örtliche Bauaufsicht oder begleitende Kontrolle. Diese müssen sich in der Software wiederfinden, damit die einzelnen Rollen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützt werden können: Ein Planer erhält beispielsweise Unterstützung mit einem Workflow für automatisierte Planfreigaben.
3 Projekt-Organisation. Eine große Herausforderung für Baufirmen ist das verteilte, dislozierte Arbeiten und damit die notwendige Einbindung aller Beteiligten. So kann die Planung einer Produktionsanlage in Österreich stattfinden, der Auftragnehmer ist eine Baufirma aus China und gebaut selbst wird in Südafrika. Oft aber wird es schon komplex, wenn die Beteiligten über Österreich verstreut sind und trotzdem alle dieselben aktuellen Konstruktionspläne und Informationen sehen sollen.
Erschwerend in der Projekt-Organisation kommt dazu, dass traditionell die Baubranche hierarchisch geprägt ist. Es beginnt beim Bauherrn bzw. Investor, dieser beauftragt ein Architekturbüro mit der Generalplanung, für die Realisierung wird als ausführender Generalunternehmer eine Baufirma beauftragt, die in der Regel diverse Subunternehmer beschäftigt. Last but not least kommt nach Fertigstellung der Betreiber ins Spiel, der das Bauwerk dann Jahrzehnte betreut und wartet. „All diese Beteiligten haben in der Regel eigene Projektorganisationen und Ziel sollte sein, dass diese möglichst effizient zusammenarbeiten. Die Realität sieht heute jedoch oft anders aus“, erklärt Hauptmann.
Digitalisierung am Bau braucht gemeinsames Denken und Tun
In vielen Berufen und im Privatleben hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten, auf den meisten Baustellen wird aber noch analog gearbeitet, man verwendet ausgedruckte Pläne und füllt diverse Belege auf Papier händisch aus. Natürlich hat das auch mit Wind und Wetter zu tun, auf den Baustellen herrschen oft unwirtliche Bedingungen. Allerdings nutzen wir ja mittlerweile bedenkenlos unsere Smartphones auf dem Skilift oder das Tablet am Strand – es ist also eher eine Frage der Kultur, dass Tablet & Co auch auf Baustellen Einzug halten.
In einer neuen Kultur muss das Teamdenken in den Vordergrund rücken - das ist erfolgsentscheidend, denn Prozesse bleiben nicht in der eigenen Firma, sondern gehen über die Unternehmensgrenzen hinaus. Wenn der Generalplaner eine Änderung macht und eine Mauer versetzt, dann sollte das die Baufirma schnell wissen - nämlich bevor sie vor Ort zu betonieren beginnt - und Zugriff auf die letztgültige Planversion haben.
Technisch ist diese Zusammenarbeit über das Unternehmen hinaus kein Problem, gemeinsame projektrelevante Dokumente werden von der Projektmanagement-Software mit Cloud-Services gespeichert und abgerufen. Alle Beteiligten haben im Ausmaß ihres Verantwortungsbereichs (z.B. Projektleiter, örtliche Bauaufsicht) eine gemeinsame Informations-Basis, der korrekte Zugriff auf die Daten wird über ein Berechtigungssystem gesteuert.