Schillerplatz-Prozess : Martin Huber: Ehemaliger ÖBB-Chef unter Druck

Am zweiten Tag des Telekom-V-Prozesses zum Immobilienverkauf Schillerplatz vergangene Woche war der mitangeklagte Ex-ÖBB-Chef Martin Huber bei seiner Einvernahme in Bedrängnis geraten. Huber verwickelte sich in Fragen zum Kaufpreis und zum äußerst lukrativen Wiederverkauf in Widersprüche. Der wegen Beweismittelfälschung mitangeklagte Architekt wies alle Vorwürfe zurück.Die Anklage wirft Huber und seiner Ehefrau Barbara Huber-Lipp Mittäterschaft bei der Untreue der Ex-Telekom-Vorstände vor. Die Schillerplatz-Immobilie sei von der Telekom zu billig und ohne Wertgutachten an das Ehepaar Huber verkauft worden, der Schaden für die Telekom soll über 4 Mio. Euro liegen. Alle Angeklagten bestreiten die Vorwürfe.
Immobilienwert verdoppelt - in knapp einem Jahr Die starke Wertsteigerung der Innenstadt-Immobilie - Hubers hatten zu 5,4 Mio. Euro gekauft und elf Monate später zu über 10 Mio. Euro verkauft - konnte der Angeklagte heute nicht schlüssig erklären. Man müsse den Zeitraum weiter sehen, nämlich von 2004 bis zum Jahr 2008, meinte er. Richterin Claudia Moravec-Loidolt verwies jedoch auf den Zeitraum zwischen Kauf und Verkauf. Die Baugenehmigung von der Behörde kam im November 2006, kurz vor der Unterzeichnung des Kaufvertrags durch die Käufer. Auf Verkäuferseite hatten die Ex-Telekom-Vorstände Heinz Sundt und Stefano Colombo schon im Mai 2006 ein verbindliches Verkaufsangebot an Huber mit dem Preis von 5,4 Mio. Euro unterschrieben, das bis Jahresende gültig war. Sundt schied kurz darauf (Ende Mai 2006) aus der Telekom aus, Colombo verlor mit Juni 2006 die Immobilien-Zuständigkeit.Huber nannte einmal sieben Millionen Euro als mutmaßlichen Wert zum Kaufzeitpunkt im Dezember 2006. Doch auch den tatsächlichen Kaufpreis von 5,4 Mio. Euro bezeichnete er als angemessen. Auch bei Fragen, warum er durch einen Treuhänder verdeckt agierte, kam er in Erklärungsnotstand. Als damaliger ÖBB-Chef habe er an Medien und Compliance gedacht, obwohl er andererseits wieder betonte, gar nichts Böses gemacht zu haben. Den Käufer, die Seeste Bau AG, habe er über einen Makler gefunden, einen Zusammenhang zwischen dem Seeste-Engagement am Hauptbahnhof und dem Schillerplatz-Deal gebe es nicht, betonte er. Die Immobilie sei mit Problemen behaftet gewesen, außen ein Schmuckstück, innen eine Bruchbude. Auch Denkmalschutzauflagen seien befürchtet worden.Der Kauf wurde über die Schillerplatz-Projektentwicklungsgesellschaft abgewickelt, 25 Prozent hielt Hubers Ehefrau, 75 Prozent ein Treuhänder für Huber. Bei ihrer Einvernahme konnte die wegen Mittäterschaft angeklagte Ehefrau heute wenig beitragen. Sie habe der Expertise ihres Mannes vertraut, so die gelernte Drogistin und Lebensberaterin. Trotzdem übernahm sie die Geschäftsführungsfunktion. "Dafür sitz ich jetzt da", meinte sie.Architekt weist Beschuldigungen zurück Ein ebenfalls angeklagter Architekt - ihm wird die Rückdatierung eines Gutachtens vorgeworfen - ließ damit aufhorchen, dass er eine Studie ohne Auftrag für die Telekom erstellt hatte - in der Hoffnung dass er in Zukunft von der Telekom mit genau diesem Gutachten beauftragt wird. Der eindringliche Wunsch von Seiten der Telekom kam auch - zwei Jahre später und wie aus dem Nichts. Allerdings habe er dafür bis heute kein Geld gesehen. Ein mitangeklagter Telekom-Mitarbeiter meinte dazu, er könne sich auch nicht erinnern jemals eine Honorarforderung bekommen zu haben. Den Vorwurf der Rückdatierung wies der Architekt von sich, er habe auf dem Deckblatt nicht den Erstellungstermin, August 2006, sondern einen Bewertungs-Stichtag eingetragen. Der Stichtag liegt im Mai 2005 - und einige Tage vor jenem Datum, an dem Ex-Telekom-General Heinz Sundt seine Preisvorstellung bekannt gab. Sie lag leicht über dem Gutachterwert.Am kommenden Dienstag geht der Telekom V-Prozess weiter. Mehrere Zeugen werden befragt, darunter eine Mitarbeiterin der damaligen Immobilien-Abteilung, die in Vernehmungen sowohl Sundt als auch den Architekten belastet hatte. Der Telekom-Kronzeuge Gernot Schieszler wird erst am Donnerstag aussagen. (apa/pm)