Österreich : KSV1870: 45 Prozent der Unternehmen investieren trotz Corona

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Trotz der wirtschaftlich turbulenten Zeiten ist die Zahlungsmoral in Österreich nach wie vor hoch. Im kommenden Jahr wird allerdings mit einer Verschlechterung gerechnet, sagte Ricardo-José Vybiral, Chef des Kreditschutzverbandes KSV1870, am Mittwoch bei einem Pressegespräch. Private sind weiterhin vorbildlich, die öffentliche Hand weniger. Deutlich gestiegen ist die Zahlungsdauer des Bundes.

Unternehmer gehen allerdings davon aus, dass sich die Zahlungsmoral 2021 deutlich verschlechtern wird. 40 Prozent der Unternehmen erwarten, dass wegen der Auswirkungen der Pandemie nur die finanzstärksten Unternehmen überleben werden und 39 Prozent rechnen mit langfristig hohen Arbeitslosenzahlen. Viele wüssten momentan nicht, wie es Geschäftspartnern wirklich gehe. Weil viele Stundungen noch bis Jänner 2021 laufen, verfügen viele Firmen über Scheinliquidität, so Vybiral.

Für die Umfrage wurden im August österreichweit 1.200 Unternehmen befragt. Demnach sind 9 von 10 Firmen von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Wobei kleine Unternehmen deutlich stärker leiden als große. 43 Prozent der Kleinstunternehmen mit bis zu 1 Mio. Euro Umsatz zeigten sich sehr stark beziehungsweise stark von der Corona-Krise betroffen. Bei Kleinunternehmen (bis 9,99 Mio. Euro) waren es 42 Prozent, bei den mittleren (bis 49,99 Mio. Euro) 22 Prozent. "Das ist sehr bedenklich", meinte Vybiral. Ein anderes Bild zeigt sich bei den Großunternehmen, nur 15 Prozent gaben an, sehr stark beziehungsweise stark betroffen zu sein. Größere Unternehmen hätten in den letzten Jahren sehr gut gewirtschaftet und, im Gegensatz zu kleinen Unternehmen, Eigenkapitalpolster aufbauen können, so die Erklärung des KSV.

Trotz Krise nehmen 30 Prozent wie geplant Geld in die Hand. Weitere 15 Prozent investieren zwar, allerdings weniger als sie eigentlich vorhatten und 10 Prozent können geplante Investitionen vorerst nicht tätigen. "Größere Unternehmen halten an ihren Investitionsplänen fest", so Vybiral. Vor allem in Bau und IT werde weiter investiert. Besonders in Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich werden geplante Projekte umgesetzt, in Wien und Niederösterreich hingegen mussten viele Investitionen gestoppt werden.

Bei den Insolvenzen erwarte man im kommenden Jahr zweistellige Zuwächse. Entscheidend werde dabei auch sein, wie die Regierung mit Stundungen umgehen wird, ob es etwa ein Stundungsmanagement geben wird. "Es muss irgendwann einmal eine Bereinigung stattfinden", meinte Vybiral. Unternehmen, die in Schieflage sind, sollten allerdings bereits jetzt versuchen, Sanierungsverfahren einzuleiten, um Schulden hinter sich zu lassen, so Vybiral. Gläubiger seien aktuell großzügiger und würden eher einem Schuldenschnitt zustimmen. Die Stigmatisierung von Insolvenzen soll abgebaut werden - sie sollen nicht als Scheitern sondern als zweite Chance gesehen werden, wünscht sich der KSV-Chef langfristig.

Für Unternehmer charakteristisch, blicken 63 Prozent trotz allem mit Optimismus in die Zukunft. Die starken Unternehmen werden entscheidend dafür sein, auch die kleineren mitzuziehen, so Vybiral. Besonders im Westen sei der Optimismus aktuell groß. (APA)