Skandal : Hokuspokus am Bau

29.03.2018
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Von sündteuren Schutzringen bis zu Pflanzen, um die herum gebaut werden muss. Mit unsichtbaren Dingen lässt sich viel Geld verdienen. Wenn Heilkräfte mehr Ärger als Gutes schaffen.

  • Der 95.000 Euro teure „energetische Schutzring“, der um das neue Krankenhaus Nord in Wien „gelegt“ wurde, regt aktuelle viele auf. Besonders, da das Krankenhaus statt 800 Millionen 1,4 Milliarden Euro kostete. Und ebenso besonders, weil die Bestellung des Schutzringes durch den Energetiker Christoph Fasching anscheinend von Sylvia Schwarz, der Präsidentin des Obersten Sanitätsrats ausging. Ab 100.000 Euro müssen Aufträge ausgeschrieben werden – so war die Summe von 95.000 also vielleicht gar nicht so willkürlich. Doch diese Affäre ist bei weitem nicht die einzige auf dem Gebiet des Bau-Hokuspokus.

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  • Als wäre das teure Spektakel beim Krankenhaus Nord nicht schon genug gewesen, machte vor wenigen Tagen Dieter Maier, ein Humanenergetiker, eine Begehung des Standortes und ließ verlauten, dass kein Schutzring gezogen worden wäre. Das spüre er sofort. Außerdem wäre das Honorar von 95.000 Euro für ihn unverständlich, würde ein Energiering doch nur eine Stunde in seiner Errichtung brauchen. Auch die Fachgruppe der Energetiker bei der Wiener Wirtschaftskammer ist über den Fall empört, würde er doch ein schlechtes Licht auf die gesamte Branche werfen.

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  • Bevor 2009 der Bau der Seestadt Aspern begann, wurde ein sogenannter Energetik-Experte damit beauftragt, das Gelände zu überprüfen. Auf dem Areal des ehemaligen Flughafens entdeckte der „Experte“ einen Hollerbusch, den es im Bauprozess zu berücksichtigen gelte. Er diene als „Stabilisierung der vitalenergetischen Ebene.“ Dieser Rat kostete 19.000 Euro, der Busch musste dennoch weichen. Wozu das ganze dann, fragt man sich.

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  • Und das Krankenhaus Nord ist auch nicht der einzige Gesundheitsbetrieb, bei dem Geld für nicht wissenschaftlich feststellbare Energie ausgegeben wurde. Parallel zur aktuellen Affäre fordert die Volksanwaltschaft auch Aufklärung zu Fällen aus dem Jahr 2000, als im Otto-Wagner-Spital und in der KAV-Generaldirektion Metallwellen zur „Stärkung der körpereigenen Energie, zur Steigerung der Raumqualität und zur Harmonisierung von geopathischen Störzonen“ angebracht worden seien.

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  • Etliche Unternehmen bieten energetische Reinigungen von Häusern an. Manche betonen sogar schon auf der Startseite ihrer Website, dass solche Unterfangen wohl etwas esoterisch klingen mögen, es aber ganz sicher nicht sind. Wieso nicht, wird dann nicht so ganz erklärt. Alles, worauf hingewiesen wird, ist die mögliche Energiesteigerung eines Raumes – wobei in dem Fall natürlich nicht Heizenergie oder dergleichen gemeint ist – und dass man sich darin dann viel wohler fühle.

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Erstveröffentlichung
29.03.2018
Letzte Aktualisierung
06.01.2022
Lilo Bolen

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