Energiespeicher Beton : Heizen und kühlen über Bauteilaktivierung

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass neue, gut gedämmte Gebäude, die nur einen niedrigen Heizwärmebedarf haben, bereits ausschließlich über bauteilaktivierte Betondecken beheizt oder gekühlt werden können.

Was der Baustoff Beton beim Heizen und Kühlen zu leisten vermag, demonstrierten im März Forscher und Interessensvertreter bei den jüngsten Expertenforen "Energiespeicher Beton - von der Forschung zur Umsetzung". Die Expertenforen fanden in Schlierbach in Oberösterreich und in Eisenstadt im Burgenland statt.

Spaun: BTA wird Stand der Technik

"Die Ergebnisse dieser Forschung liefern uns die theoretischen Grundlagen, um nun für Installateure, Baumeister, Architekten etc. Arbeitsunterlagen zu erarbeiten", sagt dazu VÖZ-Geschäftsführer Sebastian Spaun. "Damit wird Heizen und Kühlen mit Beton zum Stand der Technik werden."

Wie berichtet hat Spaun im Jänner die Geschäftsführung des Fachverbands VÖZ übernommen. Mehr dazu hier >>

"Mit einer sorgfältigen, engagierten und integrierten Planung können wir in neuen Gebäuden bereits auf eine herkömmliche Heizung verzichten", so Energieexperte Harald Kuster, der von der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) als ein Wegbereiter dieser Technologie bezeichnet wird.

Auch den Bauphysiker Klaus Kreč zählt der Fachverband VÖZ zu den Pionieren der ersten Stunde bei der Entwicklung der Einsatzmöglichkeiten des Energiespeichers Beton mittels Bauteilaktivierung.

Kreč ist an der TU Wien und Donau-Universität Krems tätig und beschäftigt sich mit Spezialfragen der bauphysikalischen Wärmelehre. Unter anderem hat Kreč anhand eines Modellraums die Heiz- und Kühllast sowie die Registerflächen berechnet.

Bauteilaktivierung: Konkrete Beispiele

Oberösterreich: Neue Produktionshalle von Habau Beim Bau einer Produktionshalle der Firma Habau in Oberösterreich entwickelte Kuster ein Energiekonzept, das auf Bauteilaktivierung und Solarenergie beruht. Kuster: "Die gewonnene Solarenergie wird über einen Pufferspeicher in den Wärmespeicher Beton eingebracht. Zusätzlich können über diese Speichermasse auch rund zehn Prozent der sommerlichen Energieüberschüsse in die Heizperiode transferiert werden." Kuster betont, dass für die erfolgreiche Umsetzung, eine intensive Zusammenarbeit von Projektbetreiber, Nutzer und Ausführungsplaner unumgänglich sei.Tirol: Neue Firmenzentrale der Baufirma Fröschl Die Tragkonstruktion beim Neubau der Firmenzentrale des Tiroler Bauunternehmens Fröschl in Hall besteht zur Gänze aus Stahlbeton. Josef Ascher, Prokurist von Fröschl am Expertenforum: "Beton wird wegen seiner hervorragenden Speicherfähigkeit auch zur energiesparenden Heizung und Kühlung des Gebäudes mittels thermischer Bauteilaktivierung verwendet." Neue Konzernzentrale des Fensterproduzenten Internorm in Traun Oberösterreich: Konzernzentrale von Internorm Auch beim Neubau der Konzernzentrale des Fensterproduzenten Internorm in Traun (OÖ) erfolgt sowohl die Beheizung als auch das Kühlen mittels Bauteilaktivierung. "Aus unserer Sicht war für die Identifikation und Unterstützung die Einbindung der Mitarbeiter besonders wichtig, denn vieles regelt sich erst nach dem Bezug des Gebäudes", meint dazu Eigentümervertreterin Anette Klinger.Salzburg: Sanierung eines EinfamilienhausesIn der Stadt Salzburg wird nun ein in den 1950er Jahren errichtetes Einfamilienhauses nach der Sanierung ganz mit Sonnenenergie beheizt.Die Ingenieurin Ingeborg Strassl zu den Details: "Aktiviert werden können nur neue Bauteile. So beschlossen wir, einen zusätzlichen Keller zu errichten. Die Betonplatte wurde stärker dimensioniert und wird nun zur Energiespeicherung verwendet." Wichtig sei, so Strassl, dass die Arbeiten präzise durchgeführt würden und danach ein regelmäßiges Monitoring stattfinde, um die Entwicklung zu beobachten.Niederösterreich: Keller als Testobjekt Auch haben das Bau.Energie.Umwelt Cluster Niederösterreich, die Donau-Universität Krems und Partner aus der Industrie ein zweijähriges Forschungsprojekt zur Bauteilaktivierung in Kellern durchgeführt. Markus Winkler von der Donau-Universität Krems zur ersten Auswertung der Daten: "In der Heizperiode können die durchschnittlich wärmeren Erdreichtemperaturen im Vergleich zur Außenluft über die Kelleraußenwände und mittels Wärmepumpe zur Temperierung des Gebäudes genutzt werden.

In Hitzeperioden sind diese Kelleraußenbauteile als effiziente Free-Cooling Elemente einsetzbar. Auch können aktivierte Betonkeller zur örtlichen Verschiebung von Spitzenlasten aus den Obergeschoßen herangezogen werden, indem sie als Kurzzeitpuffer fungieren." (ots/pm)