Unternehmensportrait : Goldgräber mit Mieten
Am Ende des Industriegebiets von Wiener Neudorf, zwischen Südautobahn, Bundesstraße 11 und Kleingartensiedlung, liegt die Zentrale der M.R. Drott GmbH & Co. Die Gartenzwerge vor dem Einfamilienhaus vis-à-vis blicken Richtung Firmeneingang. Hätten sie ein Gedächtnis würden sie sich an die Feierlichkeiten des Vorjahres erinnern, als sich das Who is Who der Baumaschinenhersteller zum Gratulieren einstellte. 70 Jahre Drott und 30 Jahre Baumaschinenvermietung gab es da zu feiern. Und die Gäste brachten Geschenke.
Gestraffte Strukturen
Einen Teil der Geschenke hat Burkhard Winterfeld in einem Regal gegenüber von seinem Schreibtisch ausgestellt. Hier türmen sich die Modelle von Dumpern, Walzen, Baggern und anderen Baumaschinen fast wie in der Auslage eines Spielzeuggeschäfts. Doch eine Spielerei ist der Job des Drott-Geschäftsführers in Zeiten der rückläufigen Baukonjunktur keineswegs. „Wir haben einen langen Weg der Umstrukturierung hinter uns und stehen heute eigentlich so gut da, wie noch nie“, sagt Winterfeld.
Doch die fetten Jahre sind vorerst vorbei. „Wir hatten für 2010 wieder mit einer Umsatzsteigerung gerechnet, die dann leider nicht eintraf“, so Winterfeld. Für heuer rechnet er erst gar nicht mit Zuwächsen. Die Hälfte des Geschäfts macht das Unternehmen, an dem die Firma Kuhn zu 50 Prozent beteiligt ist, mit der Baumaschinenvermietung, 35 bis 40 Prozent mit dem Verkauf von Gebrauchtmaschinen und den Rest mit Service und Ersatzteilen.
Mieten statt kaufen
Im Gegensatz zum Markt für neue Baumaschinen – die Verkäufe brachen von rund 3.000 Stück im Jahr 2008 auf nun etwa 2.000 Stück jährlich ein – haben die Folgeerscheinungen der Wirtschaftskrise für Drott nicht nur Nachteile. „Gerade wenn das Geld knapp ist, müssen Bauunternehmen und Baukonzerne flexibler beim Maschineneinsatz agieren“, meint Winterfeld.
„Der Markt ändert sich auch mit den jungen, neuen Leuten in der Baubranche, die an der Universität schon etwas von Kalkulation und Kostenrechnung gehört haben.“ Kurz, der Mietmarkt ist in Österreich auf dem Vormarsch. Beinahe ein Viertel aller Neumaschinen wird heute an die Vermieter geliefert. „Bei einzelnen Produktsparten wie Hydraulikhämmern sind es sogar schon über 50 Prozent“, so Winterfeld.
Nicht ganz einfach gestaltet sich dagegen der Verkauf der Gebrauchtmaschinen. Einerseits ist der österreichische Markt gesättigt, anderseits wurden die klassischen Absatzmärkte für Gebrauchtmaschinen im Osten besonders stark von der Krise geschüttelt. Drott hält daher für seine Kunden flexible Finanzierungsmodelle bereit. Neben langfristiger Miete, klassischer Ratenzahlung oder konventioneller Leasingfinanzierung, bietet das Unternehmen auch eine Leasingvariante mit Zahlungspausen in den Monaten ohne Bautätigkeit an. Müssen Walze und Bagger in den Winterschlaf, ruhen auch die Leasingraten.
Stabile Mietpreise
Mitte März legt Drott die neue Mietpreisliste auf. Preiserhöhungen wird es darin nicht geben, so viel steht schon fest. Dafür soll der Maschinenmarkt aufgestockt werden. Den Schwerpunkt bilden weiterhin Maschinen bis maximal zehn Tonnen, die in und auf der Erde eingesetzt werden. Neben Drotti, dem schneidigen Dumperle aus der Werbung, und seinen Kipperkollegen sind das unter anderem Kompaktlader, Bagger und Mini-Bagger, Stampfer, Walzen, Kompressoren, Ab- und Aufbrechwerkzeuge sowie Druckluftgeräte. Neu im Programm gibt es Pritschenwägen und Pickups. Auch Gleitschienen zur Baugrubensicherung werden sich wieder in der Liste finden.
Drott betreibt zehn Niederlassungen, flächendeckend in Österreich. Im Vorjahr wurde die Mietstation im Pinzgauer Taxenbach in eine vollwertige Filiale umgewandelt. In Zukunft will das Unternehmen seine Aktivitäten auch auf Nachbarländer, zuallererst auf Deutschland, ausdehnen. „Auf der Wunschliste stehen viele Länder. Aber wir brauchen nicht in Zeiten des wirtschaftlichen Umbruchs nach Ungarn zu gehen“, sinniert Winterfeld. „Wir wollen gesund wachsen, ob wir dafür fünf, zehn oder fünfzehn Jahre brauchen, kann ich heute noch nicht sagen.“ Gelingt dies, werden beim nächsten Jubiläum wohl wieder Geschenke eintrudeln.
Zentrale: Laxenburgerstraße, 2351 Wiener Neudorf
Niederlassungen: Graz, Klagenfurt, Nüziders, Salzburg, St. Pölten, Strass im Zillertal, Taxenbach, Traun, Wallersdorf, Wien-Stadlau, Wiener Neudorf
Gründungsjahr: 1940
Mitarbeiter: 60, davon 10 im Außendienst
Umsatz: 19 Millionen Euro
Maschinenpark: ca. 2.000 Baumaschinen und Werkzeuge