Solarkrise : Gewerkschaft IG Metall fordert Geld und Schutz für deutsche Solarindustrie

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Dazu gehörten nach Aussagen des Zweiten Vorsitzenden Detlef Wetzel vom Dienstag ein Kreditprogramm durch die staatliche KfW-Bankengruppe und mögliche Schutzmaßnahmen gegen Dumping-Konkurrenz. Die vor allem in Ostdeutschland starke Photovoltaikindustrie werde wider besseren Wissens zum Kostenbuhmann gemacht, kritisierte der Vertreter der IG Metall, die viele Beschäftigte der von der Pleite bedrohten Firmen organisiert. Mittelfristig müssten Forschung und Entwicklung sowie industrielle Produktionskapazität gefördert werden, sagte Wetzel. Der Wettbewerb müsse über die Technologie und nicht über Lohndumping ausgetragen werden. Dafür solle Deutschland internationale Kooperation mit gleichgesinnten Ländern suchen. Die deutschen Unternehmen stehen unter Druck, weil die Preise für Solarzellen auf dem Weltmarkt in Euro um die Hälfte gefallen sind. Seit Ende 2011 häufen sich die Pleiten, Anfang April hatte auch der einst weltgrößte Solarzellenhersteller Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen Insolvenz beantragt.

Die Q-Cells-Tochter Solibro soll nun an ein chinesisches Unternehmen verkauft werden. Dazu wurde am Dienstag in Peking eine Vereinbarung mit der Hanergy Holding Group unterschrieben, wie die Unternehmen und ein Sprecher des Q-Cells Insolvenzverwalters mitteilten. Die Solibro GmbH produziert mit 430 Beschäftigten Dünnschichtsolarmodule. Das chinesische Unternehmen will die Arbeitsplätze bei Solibro sowie das bestehende Management des Unternehmens erhalten, hieß es. Ebenso werde der Betrieb sowie der Kundenservice bei Solibro weiterlaufen. Nach Abschluss der Transaktion soll die Produktion von Solibro erhöht werden, um die europäischen Kunden von Hanergy zu bedienen.

Der Vorstandschef des Photovoltaikunternehmens Phoenix Solar, Andreas Hänel, sprach sich unterdessen gegen Strafzölle auf Module aus China aus. Nachdem die USA kürzlich Schutzzölle verhängten, versucht ein Teil der europäischen Solarlobby eine vergleichbare Regel zu erwirken. Hänel sagte der "Börsen-Zeitung", eine solche Handelsschranke würde den Markt kaputt machen. "Das Preisniveau ist nun mal auf einem Level, das sich kaum noch erholen wird - und die Einspeisevergütungen sind auf dieses Niveau angepasst. Gäbe es Schutzzölle, gingen die Preise nach oben und chinesische Module wären nicht mehr attraktiv", sagte der Manager der Zeitung. "Aber wenn die Preise steigen, sind die Margen und die Renditen geringer. In Konsequenz würden sich weniger Investoren finden, die in die Photovoltaik investieren."

Das Solarunternehmen Conergy will nach jahrelangen Verlusten und mit einer neuen finanziellen Grundlage in diesem Jahr operativ schwarze Zahlen schreiben. "Wir spüren in den letzten Wochen und Monaten eine erfreuliche Nachfragebelebung und profitieren teilweise von den Schwierigkeiten einiger unserer Mitbewerber mit der Refinanzierung ihrer Unternehmen sowie dem hohen Verschuldungsgrad", sagte Comberg. "Genau diese Schritte haben wir bereits 2011 erfolgreich gemeistert." Auf der Basis der vorhandenen Projektpipeline könnten sich Umsatz und Absatz im 2. Quartal deutlich verbessern. Im ersten Quartal konnte Conergy die Verluste gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres deutlich reduzieren, blieb aber noch tief in den roten Zahlen.

Dem koreanischen Elektronikhersteller LG spielt die Solarkrise dagegen in die Hände. Das Unternehmen gewinne derzeit viele neue Käufer, sagte der Europa-Chef der Solarsparte, Michael Harre, der "Financial Times Deutschland". "Die Kunden machen sich Gedanken um Garantien, sie wollen sicher sein, dass ihr Geschäftspartner noch lange genug existiert", sagte der Manager. "LG kann auch mal eine Durststrecke überstehen, der Konzern hat genug finanzielle Stärke." Großhändler, deren Lieferanten in Insolvenz oder von Insolvenz bedroht seien, würden sich um eine Zusammenarbeit mit LG bemühen. "Uns werden die Module aus den Händen gerissen. Die Krise bringt uns mehr Vorteile als Nachteile."