Interview mit Reinhard Stiftinger : „Ein Ausweg aus der fatalen Preissituation“

SOLID: Herr Stiftinger, wer baut denn in diesen Zeit, in denen Unternehmen und Betriebe das Geld doch noch lieber in der Kasse als bei Investitionen sehen, Hallen und Industriebauten in Österreich?

Reinhard Stiftinger: In Oberösterreich ist die Lage eher zurückhaltend. Die Großindustrie investiert noch wenig bis nichts. Im Jahr 2010 musste der Industriebau einen Einbruch von 30 Prozent hinnehmen. Doch seit Dezember geht es wieder aufwärts und ich bin optimistisch. Wir erhielten Anfragen von Großunternehmen wie dem Möbelhändler XXXLutz oder dem Lebensmittelhändler Lidl. Zum Glück ist die Habau nicht vom Industriebau abhängig. Zwei solide Standbeine sind der gehobene Wohnhausbau, wo wir als Generalunternehmer auftreten, und Sonderprojekte wie Krankenhäuser oder Geriatriezentren, wobei die Habau drei Viertel des Hochbauumsatzes in Wien erwirtschaftet.

Staaten und Kommunen fehlt das Geld in der Kassa, Unternehmen investieren trotz Wirtschaftsaufschwung am Horizont erst zögerlich. Wo bleibt da für die Habau-Gruppe noch ein ertragreiches Feld?

Stiftinger: Im Energiebereich. In Zeiten wie diesen, wo jedes Jahr im Winter die europäische Gas-Versorgung aus Russland und der Ukraine in Frage gestellt wird, will man energieautonom werden und seine eigenen Versorgungsleitungen bauen. Unsere deutsche Tochter PPS Pipeline Systems GmbH plant und baut sehr leistungsfähig Pipelines und Industrieanlagen, Pumpstationen und Gasspeicher in ganz Europa.

Zurück zum österreichischen Industriebau. Sie stellen auf der Münchner Baumesse, das eco2 Building vor. Da würde sich Gründervater Vinzenz Halatschek, der ein Maurerunternehmen gründete, wohl im Grab umdrehen. Wird die Habau jetzt Holzbauer?

Stiftinger: (lacht) Nein, auf keine Fall. Im Konsortium ist das Holzbauunternehmen Wiehag der Experte für den Holzbau. Wir treten als Totalunternehmer auf, übernehmen das Projektmanagement und machen als Eigenleistung die Betonarbeiten und die Außenanlagen.

Sie bieten ein ökologisch und ökonomisch optimiertes Industrie- und Gewerbegebäude. Ist dieses Angebot mehr als eine gute Marketingidee?

Stiftinger: Auf jeden Fall. Die Bauherren profitieren von der Energieoptimierung und wir werden zwar nicht einen neuen Hauptgeschäftszweig aufbauen, aber es geht um eine andere wichtige Sache. Je weiter vorne wir bei Innovationen und technischen Entwicklungen sind, desto besser sind die Verdienstmöglichkeiten. Das ist der Ausweg aus der fatalen Preissituation am Bau. Wir unterbieten uns nur noch gegenseitig. Ich komme vom Anlagenbau, wo ohne Qualitätszertifikate nichts geht. Auch ein Bauunternehmen kann und muss Qualität bieten. Das fängt bei der Sicherheit der Mitarbeiter und ihrer Gesundheit an und geht bis zu Projekten wie dem eco2 Building.

Wie viele eco2-Aufträge erwarten Sie sich konkret?

Stiftinger: Im ersten Halbjahr werden wir drei Verträge für konkrete Bauprojekte abschließen. Aber das Besondere an dem Ganzen ist: Wir machen ein Konzept und nicht nur ein Angebot. Die EU-fördert die Konzepterstellung mit Grobplanung und Energieberechnung, für die der Bauherr schon bezahlt. Dazu kommen noch Workshops und Beratungen. Mit eco2 sind wir den Bauherren wieder näher gerückt; ohne Ausschreibung.

2013 wird die Habau hundert Jahre alt. Was wünschen Sie sich bis dorthin?

Stiftinger: Wir sollten viele Ideen entwickeln um vom Preiskampf nach unten wegzukommen. Der Bauherr soll letztendlich sagen: „Da nehm ich lieber die Habau wegen der Qualität und nicht wegen dem Preis.“ Für das Unternehmen hoffe ich, dass trotz wachsender Konzerngröße die Nähe zwischen Führungskräften, Geschäftsführung und Gesellschafter bestehen bleibt.