Tunnelbau : Durchschlag im Bosrucktunnel

Im Februar 2010 starteten die Vortriebsarbeiten für den Bau der zweiten Röhre des Bosrucktunnels. Nach nur 17 Monaten Vortrieb erfolgte heute der Durchschlag. Damit konnten trotz schwieriger Geologie aufgrund eines optimierten Bauablaufes 2,5 Monate im Vortrieb eingespart werden. Nun folgen der restliche Strossen- Sohlausbruch, Herstellung der Sohle mit Entwässerungen, Innenschalenbeton, Ausbau der Abstellnischen, Einbau der Löschwasserversorgung sowie die Installation der elektromaschinellen Einrichtung (Belüftung, Beleuchtung, Tunnelfunk etc.). Die Gesamtfertigstellung der neuen Tunnelröhre und Verkehrsfreigabe ist für 2013 geplant. Ab dann wird die Bestandsröhre generalsaniert und dem Richtungsverkehr angepasst. Der Vollbetrieb im Richtungsverkehr (beide Tunnelröhren) ist für 2015 terminisiert.

Die ASFINAG verfolgt mit dem Bau dieser zweiten Tunnelröhre konsequent ihr Tunnelsicherheitskonzept. „Einröhrige Tunnel stellen eine Gefahrenquelle dar. Daher nimmt die ASFINAG viel Geld in die Hand, um dies zu ändern. Seit Beginn der Tunneloffensive der ASFINAG im Jahr 2001 wurden rd. 3,7 Milliarden Euro in die Erhöhung der Tunnelsicherheit investiert. Dies betrifft Tunnelneubauten, die Errichtung zweiter Tunnelröhren, bauliche und elektromaschinelle Maßnahmen inklusive Generalerneuerungen sowie den Ausbau der Überwachungszentralen. Bis 2014 investiert die ASFINAG weitere rd. 1,1 Mrd. Euro in die Erhöhung der Tunnelsicherheit. Das sind wir als dienstleistungsorientiertes Unternehmen unseren Kunden schuldig“, betont DI Gernot Brandtner, Geschäftsführer der ASFINAG Bau Management GmbH.

Für Oberösterreichs LH-Stv. Franz Hiesl ist der Vollausbau des Bosrucktunnels ein weiterer Schritt konsequenter Straßenbaupolitik: „Der Vollausbau steigert die Mobilität und die Lebensqualität der Bevölkerung und verbessert vor allem die Sicherheit auf unseren Straßen. Gerade in den kritischen, einröhrigen Tunneln erreichen wir durch den Ausbau zweiter Röhren eine Entspannung der Situation. Frontalzusammenstöße können damit künftig vermieden und Leben gerettet werden." Auch für Steiermarks Verkehrslandesrat Dr. Gerhard Kurzmann ist die Errichtung der zweiten Tunnelröhre von großer Bedeutung: "Durch den Vollausbau des Bosrucktunnels wird ein längst unzeitgemäß gewordenes Nadelöhr im hochrangigen europäischen Straßennetz beseitigt. Vor allem die Tunnelsicherheit wird durch eine Zukunft ohne Gegenverkehr im Tunnel wesentlich erhöht. Das bedeutet eine große Erleichterung für all Jene, die regelmäßig auf dieser Strecke unterwegs sind - die Pendler, aber auch die Frächter, die diese wichtige Nord-Südachse benutzen."

„Die Errichtung der Weströhre stellte aus tunnelbautechnischer Sicht eine besondere Herausforderung dar. Die Vortriebsarbeiten waren mit schwierigen, geologischen Gegebenheiten konfrontiert. Die optimale Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer machen diesen Tunnelbau zu einem Erfolgsprojekt", deponieren Roman Esterbauer, zuständiger Geschäftsführer der ALPINE Bau GmbH und Franz Pacher, Geschäftsführer ALPINE-Bemo Tunnelling Gmbh, und freuen sich über den vorzeitigen Tunneldurchschlag.

Das gegenständliche rd. sieben Kilometer lange Baulos umfasst die Errichtung der 5,5 km langen Weströhre des Bosrucktunnels sowie den Bau der zweiten Tragwerke für die dem Tunnel vorgelagerten Brücken (Hangbrücke mit 900 m und Teichlbrücke mit 190 m). Diese wurden bereits im Vorfeld des Baus der zweiten Tunnelröhre errichtet, sodass der Abtransport des Ausbruchsmaterials über getrennte Fahrspuren erfolgen konnte und der Verkehrsfluss damit geringst möglich behindert wurde.

Der Tunnelvortrieb erfolgte in konventioneller Tunnelbauweise (Sprengvortrieb) nach der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode mit Kalottenvortrieb und nachlaufendem Strossen- und Sohlausbruch von beiden Portalen. Die Sicherung wurde je nach angetroffenen Gebirgstypen mittels Spritzbeton, bewehrtem Spritzbeton, Stahlbögen und entsprechenden Ankerungen durchgeführt.

Das Ausbruchmaterial von insgesamt rd. 800.000 m3 (= rd. 65.000 Lkw-Fuhren) wird großteils in Deponien verführt. Rd. ein Drittel davon wird für Schüttungen des neu zu errichtenden Schwerpunktrastplatzes Pyhrn-Priel wiederverwertet. Diese Schüttungen für den Rastplatz West inkl. der erforderlichen Bach-, Wege- und Einbautenverlegung sind im wesentlichen fertig, jene für den Aufbau des Rastplatzes Ost zu rd. 70 %.

Im Zuge des Vollausbaus des Bosrucktunnels sind rd. 160 Personen über Jahre beschäftigt. Damit ist dieses Bauprojekt auch volkswirtschaftlich von Bedeutung. „Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind Projekte wie der Vollausbau des Bosrucktunnels von immenser Bedeutung, weil Infrastruktur-Investitionen sehr schnell konjunkturwirksam werden und nachhaltig positive Effekte haben“, betont ASFINAG Geschäftsführer Brandtner.

Tunnelsicherheit: Die zweite Röhre des Bosrucktunnels wird den hohen Auflagen der Richtlinien für Verkehr und Straßenbau (RVS) entsprechend ausgerüstet, die Bestandsröhre adaptiert und nachgerüstet. Im Vollausbau wird der Tunnel über folgende sicherheitstechnische Einrichtungen verfügen:

5 Abstellnischen im Abstand von 1.000 m

11 Querschläge, davon sechs begehbare und fünf mit Einsatzfahrzeugen befahrbare im Abstand von 1.000 m

Je 43 Notruf- und Feuerlöschnischen

Betondecke als Fahrbahnbelag

Querlüftung

Notruf- und Fluchtwegkennzeichnung

Helle reflektierende Tunnelwand-Beschichtung (bis zu 4,5 m Höhe)

Einfahrts-, Durchfahrts- und Notbeleuchtung

Bordsteinreflektoren beidseits der Fahrbahn

Tunnelfunkanlage für Verkehrsfunk, Einsatzkräfte und Betrieb

Die Steuerung und Überwachung des Tunnels erfolgt von der Tunnelzentrale Ardning aus.

Daten und Fakten:Länge Gesamtbaulos: ca. 7 km, davon Tunnellänge: ca. 5,5 km Chronologie: Oströhre: Inbetriebnahme 1983 Weströhre Beginn Brückenbauarbeiten November 2007 Beginn Tunnelvortrieb Februar 2010 Kalottendurchschlag August 2011 Geplante Verkehrsfreigabe 2. Röhre 2013 Anschließend Erneuerung Oströhre Geplanter Vollbetrieb (beide Tunnelröhren): 2015 Gesamtkosten inkl. Erneuerung Bestandsröhre: netto ca. € 290 Mio.