Dumper am Markt : Die Elite der Lastesel

Bei der Frage, wo die Vorteile der Dumper von Thwaites liegen, lässt sich Drott-Geschäftsführer Burkhard Winterfeld nicht auf Details ein: „Wir sind seit drei Jahren Marktführer in Österreich, das kann nur mit hoher Qualität der Maschinen und einem flächendeckenden Service- und Vertriebsnetz erreicht werden“, meint er.

Einiges zu dieser Marktposition der britischen Rad-Dumper hat der engagierte Drott-Boss allerdings auch beigetragen haben. Immerhin vertreibt Drott seit 41 Jahren die Maschinen von der Insel und obwohl in diesem Zeitraum mehr als 4100 Dumper verkauft wurden, lag die Marke nicht immer an der Spitze der Verkaufsstatistik.

Scheibtruhe mit Motor

Dabei gilt Thwaites als Erfinder der kleinen Muldenkipper: Die erste Maschine dieses Typs brachte das britische Unternehmen, das damals vor allem landwirtschaftliche Maschinen fertigte, 1951 auf den Markt - einen Dreirad-Dumper mit laut knatterndem 8-PS-Einzylinder-Motor und Drei-Gang-Schaltung. Aber die Scheibtruhe mit Motor konnte immerhin schon 750 Kilo transportieren und solche Effizienzsteigerung war in den boomenden Nachkriegsjahren gefragt. Zwei Jahre später brachte Thwaites eine Vier-Rad-Version heraus. In den nächsten Jahren folgten weitere Neuheiten - und einige Wettbewerber.

Kabine wie ein Bagger

Heute matcht sich ein halbes Dutzend Firmen am Dumper-Markt. Von den Absatzzahlen vorne mit dabei sind die ehemals unter dem Namen Lifton, dann Neuson und heute Wacker Neuson angebotenen Rad-Dumper. Wacker Neuson hat wie Thwaites ein komplettes Programm mit Modellen von ein bis zehn Tonnen Nutzlast. Das Unternehmen legt schon seit langem auf Design der Maschinen Wert, was sich deutlich bei der jüngsten Innovation zeigt - High-Tech-Kabinen, die es optional für die Dumper Modelle 3001, 6001, 9001 und 10001+ gibt.

„Wir bieten damit für Dumper erstmals ab Werk eine Kabine, wie sie sonst nur bei großen Kompaktbaggern verwendet wird“ erklärt Steffen Wiesener, Produktmanager für Dumper bei Wacker Neuson. Die voll ausgestatteten Kabinen sehen nicht nur gut aus, sie bringen als ROPS / FOPS Level II Sicherheitskabinen mehr Sicherheit und schützen den Fahrer außerdem vor Regen, Kälte oder Staub, „damit die Dumper 365 Tage im Jahr produktiv arbeiten können.“

Weitere wichtige Player mit klassischen Rad-Dumpern in der Klasse von ein bis zehn Tonnen Nutzlast sind Bergmann, Paus, Ausa und Terex. Vom Grundprinzip her unterscheiden sich Maschinen der verschiedenen Marken relativ wenig. Alle Anbieter haben heute hydrostatische Antriebe, Knicklenkung, Front-, Dreiseit- und Hochkipper sowie wahlweise Allrad- oder Zweiradantrieb im Programm. Wiewohl natürlich jedes Unternehmen seine Produkte besonders lobt und in einzelnen Segmenten Stärken beweist.

Stahl statt Kunststoff

Wolfgang Immel etwa, Verkaufsleiter von Paus, streicht die Qualität seiner Maschinen so hervor: „Wir setzen auf einen äußerst massiven Aufbau, bis auf einige Bedienteile verwenden wir bei unseren Maschinen keinen Kunststoff, sondern nur stabilen Stahl“. Vertreten wird Paus in Österreich von der Kaiser Fahrzeugtechnik in Nenzing.

Kaiser-Geschäftsführer Klaus Singer ist von der Ausführung dieser Maschinen überzeugt: „Paus ist der Mercedes unter den Dumpern, die Maschinen sind einerseits besonders massiv und robust gebaut und verfügen andererseits über interessante Technik“. Der Treibstoff sparende Ecomodus oder die Downhill-Speed-Control, die beim Bergabfahren in steilem Gelände mit voll beladener Maschine eine Überlastung des Motors verhindert, sind solche High-Tech-Details.

Paus brachte als erster Senkmuldenkipper auf den Markt. Durch das Absenken der Mulde kann sich der Dumper selbst beladen und zwar sowohl mit Schüttmaterial als auch mit Geräten wie etwa einer Rüttelplatte. Bei Spezialeinsätzen, etwa beim Asphaltieren in Tiefgaragen, bringt die Technologie ebenfalls Vorteile. Heute ist Paus in Österreich mit diesem Nischenprodukt Marktführer. Und auch sonst laufen die Geschäfte gut, berichtet Verkaufsleiter Wolfgang Immel: „Wir haben volle Auftragsbücher in Deutschland ebenso wie in Österreich bei Kaiser.“

Gemischter Satz am Markt

Wobei Österreich-Repräsentant Kaiser seit dem Vorjahr Paus nicht mehr bedingungslos die Treue hält. Neben den Maschinen aus Deutschland, deren Stärken in der Klasse von 3,5 bis 6 Tonnen liegen, verkauft Kaiser jetzt auch Dumper des spanischen Herstellers Ausa. „Diese Maschinen sind eine sehr gute Ergänzung von Paus, da Ausa ein komplettes Programm von 0,85 bis 10 Tonnen Nutzlast bietet“, sagt Klaus Singer.

Der Spanier selbst fährt in Österreich mit Zustimmung aller Beteiligten ebenfalls „zweigleisig“. Neben den Vertrieb über Kaiser ist Ausa mit Huppenkothen im Mietgeschäft aktiv. Und Huppenkothen seinerseits setzt bei seinem Dumper-Programm ebenfalls auf zwei Marken. Neben Ausa in den kleineren Klassen verkauft und vermietet die Lauteracher Firma die Dumper von Terex. Die Muldenkipper dieses Konzerns - der auch die weltgrößten Muldenkipper fertigt - „gehen aufgrund ihrer Qualität und ihrer Produkteigenschaften sehr gut“, sagt Markus Gebhard von Huppenkotten

Ausa ist trotz dieser „verworrenen Verhältnisse“ mit der Marktentwicklung in Österreich zufrieden. Der spanische Hersteller, der seine Maschinen lange über Terra vertrieb, verstärkte erst im Vorjahr seine Aktivitäten hierzulande sowie in Deutschland und der Schweiz durch das Engagement von Axel Kießling. Mit dem bisher in der Region Erreichten ist Kießling zufrieden: „Die Zusammenarbeit mit Kaiser und Huppenkothen brachte einen kräftigen Schub und wir erwarten aus dieser Zusammenarbeit noch starke Impulse für Ausa.“

Drehen und Kippen mit 10 Tonnen

Ein Gustostückerl im Programm des spanischen Herstellers ist für Ausa-Mann Kießling der 10-Tonnen-Dumper: „Er ist die einzige Maschine in dieser Klasse mit einer Drehkippmulde“, sagt er. Die Möglichkeit, seitwärts zu kippen, ist bei einer Reihe von Einsätzen - etwa beim Kanal- und Rohrleitungsbau - sehr nützlich. Der 250 AHGA kann etwa durch ein Scherensystem seitlich und frontal auch aus der Höhe auskippen. Das ist nützlich, wenn der Dumper zum Beladen eines Lastwagens eingesetzt werden soll.

Seitwärts-, Dreh-, Rund- oder Hochkipper haben allerdings alle Anbieter im Programm, wenn auch in unterschiedlichen Gewichtsklassen. Bergmann hat den Dumper 2090 mit einer Nutzlast von 9000 Kilogramm als Rundkipper im Programm, der mit versenkbaren und abschließbaren Armaturen zum Schutz vor Diebstahl und Vandalismus ausgestattet ist.

Was bei diesem Dumper sinnvoll ist, da im Armaturenbrett ein LCD-Bildschirm eingebaut ist, der Bilder einer am Drehrahmen angebrachten Kamera zeigt, „damit lässt sich auch der tote Winkel überblicken, was mehr Sicherheit bringt“, erklärt Alexander Bannach vom Bergmann-Vertrieb. Das Sicherheitspaket der 2090-Serie umfasst neben der Kamera einen Sitzkontaktschalter, der das Fahrzeug beim Verlassen automatisch in Parkstellung versetzt, und ein Hinderniswarnsystem mit akustischen Signalen beim Rückwärtsfahren sowie Abstandsanzeige im Armaturenbrett.

Die Mulde am Rücken

Dieses Sicherheitspaket gibt es auch für den 3009 von Bergmann. Diese Maschine mit einer Nutzlast von neun Tonnen ist bereits wie ein Muldenkipper beziehungsweise Lastwagen konzipiert - die Mulde quasi am Rücken und vorne das Fahrerhaus.

Um ohne zeitraubendes Umdrehen der Maschine oder anstrengendes Rückwärtsfahren in zwei Richtung fahren zu können, lässt sich bei diesem Dumper der komplette Fahrerstand in der Kabine - also Sitz und Lenkrad - um 180 Grad drehen: „das bringt bei Rückwärtsfahrten deutlich verbesserte Übersicht und wesentlich mehr Komfort“, sagt Alexander Bannach.

Schutt aus dem Tunnel

Ähnliche Dumper produziert in dieser Gewichtsklasse der 1959 in Dänemark gegründete Produzent Hydrema. Die Maschinen werden von Drott in Österreich angeboten und sind für Geschäftsführer Burkhard Winterfeld „Supermaschinen“: „Hydrema fertigt solche Maschinen bereits seit über 30 Jahren. Heute ist die fünfte Generation am Markt und sie kommen in Österreich sehr gut an“, erzählt Winterfeld.

Stolz ist er auf den Einsatz zweier Hydrema 912D im Zuge des Baus eines 2,7 Kilometer langen Flucht- und Rettungsstollen beim Sauerkopftunnel, einer der bedeutendsten Verkehrsadern im Rhein-Neckar-Raum. Die beiden Dumper schaffen unter anderem die Schuttmassen aus dem Tunnel und wurden für diesen Einsatz im Untertagebau mit Dieselpartikelfilter und einer Feuerlöschanlage ausgestattet.

Jäger Bau aus Schruns führt den Vortrieb dieser Tunnel durch, Drott lieferte die beiden Hydrema und betreute sie vor Ort über seine Niederlassung in Bayern. Burkhard Winterfeld hofft auf Vorbildwirkung dieser Baustelle: „Tunnelbau-Unternehmen verfolgen aufmerksam diesen Maschineneinsatz“, sagt er.

Die Hydrema- und die Thwaites-Dumper werden bei Drott auch vermietet - und das mit sehr gutem Erfolg wie Winterfeld meint: „Wir haben 200 Mietdumper, es gibt auch bei diesem Maschinentyp einen eindeutigen Trend zur Miete“. Die Bauunternehmen schätzen am Mieten vor allem die Flexibilität. In einem Monat arbeiten sie mit einem 1-Tonner, im nächsten Monat einen 2 ½-Tonner. Genaue Kalkulation durch Tages-, Wochen- und Monatspreise und der Wegfall des Ausfallrisikos spricht für Mieten statt Kaufen.

Raupe statt Räder

Von Größenordnungen wie bei Drott kann Jörg Jelinek nur träumen. Der Maschinenhändler aus dem niederösterreichischen Ort Rosenau/Sonntagberg bietet seit zwei Jahren ein ausgesprochenes Nischenprodukt an: Raupendumper. Wobei sich deren Vielseitigkeit sehen lassen kann: „Die Maschinen mit 400 bis 2500 Kilogramm Nutzlasten bieten viele Anbaumöglichkeiten und Zusatzgeräte, selbst Ladeschaufeln und Minibagger-Arm sind bei diesen Dumpern möglich“, erzählt Jelinek. Eingesetzt werden die Kompaktmaschinen vorerst vor allem von Baumeisterbetrieben bei Umbauarbeiten Innenräumen. Das soll sich ändern: „Wir sind derzeit bei Garten- und Landschaftsgestaltern stark, jetzt wollen wir aber auch ein Händlernetz aufbauen, um die Baubranche gezielt zu bedienen“, erzählt der ehrgeizige Jörg Jelinek.