Ranking : Die Besten Lieferanten 2009

Ein unruhiges Jahr liegt hinter der Bauwelt. Mögen sich Wirtschaftsexperten streiten, ob seit September 2008 eine Wirtschaftskrise durchlebt wird oder „nur“ eine Finanzkrise. Der Baubranche hat sie jedenfalls nichts Gutes getan. Förderprogramme haben da und dort etwas aufgefangen. Zugleich gingen die öffentlichen Aufträge zurück. Die Mittel, die gegen die Krise gefunden werden, sind unterschiedlich. Umstrukturierung heißt es bei vielen. Noch besseren Service streben andere an. Wer es sich leisten kann setzt auf Innovation.

Nach einem Jahr Turbulenz zeigt sich aber auch: Wir können mit einer Krise gut leben – jedoch nicht, ohne zu bauen. „Der Traum vom schönen Haus, vom Eigenheim, der lebt ja weiter“ bringt es Robert Schild vom Mineralwoll-Hersteller Isover auf den Punkt. Lebenswichtig für die Bauherren sind gerade in schwierigen Zeiten die Lieferanten. Ob sie Ihre Termine halten, ob die Qualität stimmt, das hat schon über Gedeih und Verderb vieler Projekte entschieden. Nicht zu vergessen: der Preis. Bei wem die Qualität stimmt und wer sein Geld wert ist, hat SOLID auch dieses Jahr gefragt. Über 500 User nahmen heuer an der Online-Bewertung teil. Das ist der bisherige Rekord.

And the winner is…

Ganz oben steht einer, den aufmerksame Leser schon von den Podest-Plätzen der Vorjahre kennen. Heuer war das Kirchdorfer Zementwerk Hofmann mit einem Durchschnittswert von 1,47 allen anderen eine Nasenlänge voraus. Würfelt man alle Branchen zusammen, gehören Beton/Kies/Zement die ersten drei Plätze. Erst dann folgt der erste Sieger einer anderen Sparte.

CHV-Container gewinnt mit einer Gesamtnote von 1,65 in der Branche Baustelleneinrichtungen. Das schlanke Wiener Unternehmen verweist damit viele Riesen auf die hinteren Plätze. In der Gesamtwertung wird es nun eng. Mit 1,67 entscheidet Velux Österreich den heuer erstmals ausgetragenen Lauf um die besten Fenster und Türen für sich. Mit 1,68 folgt Laurer als Sieger der Kategorie Baumaschinen.

Tops und Flops

Den Platz als Schlusslicht nehmen heuer die Baustellen-Einrichter ein. Bei ihnen zeigen sich große Unterschiede in der Beliebtheits-Skala. Während die ersten drei Firmen äußerst erfreuliche Noten aufweisen, geht es ab Platz vier erstaunlich rasch in Richtung Keller. Abgenommen hat die Zufriedenheit mit den Anbietern von Dämmstoffen. Nur der Sieger kann einen Notenschnitt unter 2,0 verbuchen. Noch letztes Jahr waren die Isolierer und Dämmer die zweit-beliebteste Branche – nach den unangefochtenen Lieblingen von Beton/Kies/Zement. Heuer mussten sie ihren Platz als zweite Zulieferer am Bau abtreten - an die Herren der Baumaschinen. Bei den Fenster- und Türen-Herstellern schafften nur die ersten drei einen strahlenden Einstieg in die neue Wertung.

Schnittstellen zur Welt

„Es gibt kein Geheimnis, wir suchen die Nähe zum Kunden“ erklärt Velux-Geschäftsführer Michael Walter. Den Sieg im erstmals ausgetragenen Lauf findet er dennoch „überraschend, da wir als Dachflächenfenster-Hersteller eine Nische betreuen.“ Vielleicht liegt genau darin die passende Antwort auf die Krise: Konzentration auf seine Produkt-Nische und die Kunden, die das Nischen-Produkt brauchen. Eine glatte Eins bei Produkt/Qualität der schrägen Fenster spricht für sich. Den Branchen-Riesen Internorm mit seiner weitaus größeren Palette verweist Velux deutlich auf Platz zwei. Wobei sich auch dessen Wertungen sehen lassen können, ebenso wie die des Dritten am Stockerl, der Stabil Bauelemente GmbH. Dann wird es muffig bei den Firmen, die für frische Luft sorgen sollen. Ab Platz vier befinden sich alle jenseits der 2,5 – in einem Bereich, der für mehr Unzufriedenheit als Zufriedenheit bei den Kunden spricht. Hier gibt es sicher Verbesserungsbedarf.

Laufen wie geschmiert

Auch Harald Hornbacher, Geschäftsführer von Laurer in Jenbach, setzt auf optimalen Service: „Was uns einen Vorsprung verschafft, ist das gelebte Beziehungsmanagement zu den Kunden.“ Die Kunden wissen ihm die Maxime zu danken. Für den Tiroler Baumaschinen-Lieferanten läuft es zum zweiten Mal in Folge wie geschmiert bei unserem Ranking. Der Seriensieg in zwei Jahren ist bisher nur wenigen gelungen. Auch hier kommt ein kleiner Flinker vor den Großen ins Ziel - mit Bestnoten für Preis, Qualität und Service. Eines muss Hornbacher aber zugeben: „Wir sind vielleicht nicht immer die billigsten.“

Tatsächlich muss sich der Gesamtsieger in der Disziplin Preis und Leistung gegenüber einem größeren Mitbewerber geschlagen geben. Die preiswertesten Baumaschinen hat laut unseren Lesern die M.R. Drott GmbH zu bieten. Auch hier konnte der zweite Platz vom Vorjahr gehalten werden. Veränderung gab es bei den Baumaschinen erst auf Platz drei. Hier landete heuer kein Händler sondern ein Hersteller. Kaeser Kompressoren mit Stammsitz im deutschen Coburg ist Weltmarktführer in Sachen Druckluft.

Götter in Grau

Erich Frommwald, Geschäftsführer der Kirchdorfer Gruppe kann selbstbewusst sein. Gelassen sagt er: „Der Sieg freut mich sehr aber überrascht mich nicht, weil wir bereits in den letzten Jahren auf den vorderen Plätzen zu finden waren.“ In diesen Worten schwingt auch Understatement mit. Kirchdorfer hat bereits zwei Mal die Beton/Kies/Zement-Wertung gewonnen. Gegen die Krise greift er zu gewagten Mitteln. Zu Jahresbeginn wurde ein eigenes Beton-Labor geschaffen. „Das ist auch ein Signal an unsere Kunden, dass wir versuchen, ihre Probleme noch besser zu lösen“, betont Frommwald.

Die Lieferanten von Beton, Kies und Zement stellen heuer wie im Vorjahr mit ihren Noten alle anderen Sparten in den Schatten. Die Niederndorfer Kieswerke und die Salzach Beton GmbH landen bei der grauen Materie auf den Plätzen zwei und drei. Sie liegen mit ihren Noten immer noch vor allen anderen. Ein weiteres vertrautes Bild zeigt sich, wenn man die Sieger mit Stecknadeln auf einer Österreich-Karte anpinnt. Kies, Zement und Co kommen aus dem mittleren Westen: Zumindest ist das Stockerl in diesem Jahr nicht rein oberösterreichisch besetzt wie 2008. Auf Platz drei hat sich mit der kleinen Salzach Beton GmbH eine Salzburger Firma eingereiht.

Dämmen gegen die Krise

Bei den Dämmstoffen lassen sich zwei gegenläufige Tendenzen beobachten. Die Kraft der Krise zieht auch hier kräftig nach unten. Doch der Trend zu gut isoliertem Öko-Bau und Passiv-Haus bleibt ungebrochen. Förderungen treiben die Nachfrage zusätzlich nach oben. Das Rennen macht hier einer der wenigen großen heimischen Dämmstoff-Produzenten: Saint-Gobain Isover. Marketingleiter Robert Schild stellt der Krise Prinzipielles entgegen: „Wenn sich ein Wein-Liebhaber eine edle Flasche kauft, fragt kein Mensch ob sich das rechnet. Von dieser Killerphrase muss man wegkommen. Ein Niedrigenergiehaus rechnet sich in einem reinen Gewissen.“

Den Erfolg von Isover erklärt sich Schild mit solider Preis- und Qualitäts-Politik. Die Lieferanten-Befragung gibt ihm Recht. Der Mineralwoll-Marktführer aus Stockerau punktet vor allem beim Preis-Leistungs-Verhältnis und bei der Preisstabilität. In Sachen Qualität und Service schlagen ihn jedoch die Sieger des Vorjahres: der Tiroler Dämmstoff-Spezialist Steinbacher und das Velox Werk aus Maria Rojach in Kärnten. In der Gesamtnote wurden sie von Isover auf Platz zwei und drei verdrängt.

Spezialisten fürs Drumherum

Insgesamt sind sie nicht so beliebt, die Aufsteller von Containern, Toiletten, Absperrungen und dem ganzen Rest im Bau-Universum. Umso strahlender erscheinen die Spitzenreiter. „Wir machen’s möglich“ lautet das Motto von CHV Container. Davon haben wohl schon etliche profitiert. Sie verhalfen CHV zum Sieg bei den Baustelleinrichtern. Flexibilität heißt für Geschäftsführer Wolfgang Weinrich der Schlüssel zum Erfolg: „Was wir schaffen ist Raum, und der muss für jeden sehr individuell gestaltet werden.“ Einmal mehr schlägt hier ein David die Goliaths der Branche. Die zweit-platzierte Oberösterreicher MCE Gerätetechnik bringt ein mehrfaches Gesamtgewicht auf die Waage. Bei CHVs Fast-Nachbarn Containex auf Platz drei sieht man schon bei der Abfahrt zum Wiener Neudorfer Gewerbegebiet, wer hier der weitaus Größere ist.

Je instabiler die Marktsituation ist, desto mehr Flexibilität wird verlangt. Dies zeigt sich im großen Erfolg so vieler kleiner Lieferanten in unserer Umfragen. Wie wird es nun mit der Krise weitergehen? „Wir wissen, dass es ein schwieriges Jahr wird“ gesteht Robert Schild von Isover ein. Er fügt zuversichtlich nach einer Pause hinzu: „Aber man muss Optimismus haben. Wenn wir es 2009 geschafft haben, warum sollten wir es 2010 nicht schaffen?“

Laurer-Geschäftsführer Hornbacher versucht das Gebot der Flexibilität noch weiter zu fassen: „Es gibt eine Neuordnung der ganzen Branche. Je schneller man sich dieser anpasst, desto besser wird man in der Zukunft leben.“ Ein bis zwei weitere Jahre schätzt er, werde der Umbruch dauern: „Da wird kein Stein auf dem anderen bleiben.“ Aber aus vorhandenen Bauteilen Neues zusammenzufügen, zählt ja wohl zur Kernkompetenz der gesamten Baubranche. (Andreas Kremla)

Methode der Umfrage

Die Lieferantenumfrage hat ihren Fixplatz im Oktoberheft von SOLID. 508 User stiegen heuer auf unserer Internetseite ein, um insgesamt 5.570 Schulnoten zu vergeben. Das bedeutet, dass hundert Teilnehmer mehr als im Vorjahr an der Befragung teilgenommen haben. Dass von ihnen weniger Einzelnoten abgeben wurden als letztes Jahr lässt auf einen selektiveren Umgang mit der Umfrage schließen - ganz nach dem Motto: „Ich bewerte die Firmen, die ich wirklich kenne.“

Unternehmen aus fünf Branchen standen ein Monat lang auf der SOLID-Homepage zur Online-Bewertung: „Fenster und Türen“, „Baumaschinen“, „Beton/Kies/Zement“, „Dämmstoffe“ und „Baustelleneinrichtung“. Wertungen nach dem Schulnotensystem gab es in unseren bewährten Kategorien „Produkt/Qualität“, „Termintreue“, „Service/Betreuung“, „Preis/Leistung“ und „Preisstabilität“. Für die Rangreihung der Firmen jeder Branche wurde die Durchschnittsnote - arithmetisches Mittel - dieser fünf Werte als „Gesamtnote“ herangezogen.

In der Rubrik „Tipps“ haben aufmerksame Leser diesmal wieder Firmen hinzugefügt, die uns entgangen waren. Diese wurden sofort in die Wertung aufgenommen und sind nächstes Jahr von Anfang an im Rennen. Sorgsamer Umgang zeigte sich heuer darin, dass weniger geschummelt wurde. In zwei Fällen wurde offensichtlich gepusht. Wir bitten um Fairness und danken vor allem den Teilnehmern für das Mitmachen. (Andreas Kremla)

In der linken Spalte finden Sie die detaillierten Listen als PDF.

Die Gewinner 2009:

Baumaschinen:

1. Laurer

2. Drott

3. Kaeser

Beton/Kies/Zement:

1. Kirchdorfer Zementwerk

2. Niederndorfer Kieswerke

3. Salzach Beton

Dämmstoffe:

1. Isover

2. Steinbacher Dämmstoffe

3. Velox Werk

Fenster & Türen:

1. Velux Österreich

2. Internorm Fenster

3. Stabil Bauelemente

Baustelleneinrichtungen:

1. CHV

2. MCE Gerätetechnik

3. Containex