Expertenforum Betonrohre Steyregg : Dichte Kanäle

Österreich ist fast flächendeckend mit einem unterirdischen Kanal- und Wasserleitungsnetz versorgt. "Ein funktionierendes Wasserver- und Entsorgungssystem dient unserer Lebensqualität zuverlässig und unsichtbar. Die Leitungen müssen dafür aber laufend gewartet, saniert und optimiert werden", sagt Felix Friembichler, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ). Gernot Brandweiner, Geschäftsführer des Verbandes Österreichischer Betonfertigteile (VÖB): "Das Funktionieren des Kanal- und Wassernetzes ist für uns selbstverständlich. Es sind aber auch finanzielle Mittel nötig, um die hygienischen und ökologischen Standards halten zu können." Eine hochkarätige Expertenrunde diskutierte Ende November 2012 über den Status Quo zu diesem Thema und präsentierte zukunftsweisende Lösungen. Veranstalter in Steyregg (OÖ) waren VÖB und VÖZ.

Rund 100.000 km Abwasserkanäle und etwa 80.000 km Wasserleitungen sind österreichweit unterirdisch verlegt. Die Errichtung und der Ausbau wurde seit den 1960er Jahren vorangetrieben, die Lebensdauer der Rohre liegt bei rund 40 bis 50 Jahren. "Nach jüngsten Erhebungen ist etwa ein Drittel der Wasser- und 13 Prozent der Abwasserleitungen sanierungsbedürftig. Wir brauchen jährlich rund 400 Mio. Euro, um die Anlagen alle 50 bis 100 Jahre erneuern zu können", erklärte Gerhard Fenzl vom Amt der Oberösterreichischen Landesregierung.

Im ländlichen Raum ist der Ausbau noch nicht abgeschlossen, Städte sind mit großem Sanierungsaufwand konfrontiert. Aufgrund der knappen Fördermittel für das Jahr 2012 können nicht alle kommunalen Förderansuchen behandelt werden. Zur Zeit gibt es einen Rückstau von rund 110 Mio. Euro. Für 2013 werden nur 12 Mio. Euro an Förderungen zugesichert. Die Kürzung der Fördermittel wird zur Reduktion von Maßnahmen im Siedlungswasserbau führen, argumentiert Fenzl: "Wir befürchten Qualitätsmängel bis hin zur mangelnden Funktionsfähigkeit und Undichtigkeiten, die zu Grundwasserverschmutzung und gravierenden hygienischen Mängeln führen". Die Folgen wären erhöhte Gebühren für die Bürger und der Verlust von Arbeitsplätzen.

Günter Leuthner von HABA Beton wies im Rahmen des Expertenforums besonders auf die Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit von Betonrohren im Siedlungswasserbau hin. "Betonrohre werden älter als 100 Jahre, dadurch bleiben auch die Abwassergebühren niedrig. Außerdem sind sie biegesteif und dauerhaft dicht. Auch im Hinblick auf Hochdruckspülungen sind sie stabil, ebenso wie gegen Abrieb, Korrosion und hohe Temperaturen. Und sie sind recyclebar".

Für Betonrohre sind spezielle Gütevorschriften durch den "Güteschutzverband Rohre im Siedlungswasserbau" (GRIS) vorgegeben. "Bauherren und Planer sind mit gütegekennzeichneten Rohren bestens beraten. Denn der GRIS-Güteschutz sichert die hohe Qualität von Betonrohren über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg", erklärt Reinhard Pamminger, Geschäftsführer Hartl GmbH.

"Nur durch eine hochwertige Planung und eine Bauausführung von höchster Qualität entstehen Kanalbauten mit langer Lebensdauer. Damit wird eine funktionierende Abwasserableitung auch für zukünftige Generationen gewährleistet", ist auch Georg Steibl von der Porr BauGmbH überzeugt. Besonders die Statik und der Einbau der Rohre sind von zentraler Bedeutung. "Betonrohre haben einen großen Vorteil, sie halten kurzfristig auch Überlastungen stand."

Dichte Kanäle sind Grundvoraussetzung für nachhaltigen Grundwasserschutz. Um den Belastungen aus Verkehr und Erddruck erfolgreich standhalten zu können, müssen Rohre entsprechend statisch konstruiert und eingebaut werden. Dieter Jungmann, Funke Kunststoffe GmbH, stellte ein erfolgreiches System, das Fabekun-Kanalrohr vor, bei dem ein Rohr aus PVC-U mit einem Betonrohr ummantelt wird. Das Betonrohr sorgt für verbesserte Statik und Festigkeit, während das Kunststoffrohr mit den Abwässern in Kontakt ist. Pamminger erläuterte in diesem Zusammenhang die verschiedenen Beanspruchungen des Werksstoffs Beton, der chemischen Angriffen durch Abwässer Widerstand leisten muss. "In den letzten Jahren haben wir dafür Spezialbetonlösungen entwickelt, die extrem dicht und sulfatbeständig sind."

Die Abwasser-Infrastruktur wird laufend auf ihre Dichtigkeit geprüft. "Durch laufende, stichprobenartige Prüfungen in den letzten 12 Jahren konnte der Qualitätsstandard der Leitungen erheblich verbessert werden. Heute finden wir nicht einmal mehr ein Prozent undichte Abwässerkanäle", erklärt Prüfspezialist Herbert Egger.