Deutschland : Dämpfer für deutschen Wohnbau

Am deutschen Wohnbaumarkt ist das erste Halbjahr 2017 von Licht und Schatten geprägt: Die Zahl der Genehmigungen für neue Wohnungen ging zwar von Jänner bis Juni um 7,3 Prozent auf insgesamt 169.454 zurück, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte.

Gegen den Trend wurden jedoch mehr Projekte in Mehrfamilienhäusern zugelassen: Sie legten um 1,8 Prozent auf 82.100 Wohnungen zu. Das ist der höchste Wert in einem ersten Halbjahr seit zwanzig Jahren.

Die Genehmigungen von Einfamilienhäusern fielen um 9,5 Prozent, die von Zweifamilienhäusern um 2,2 Prozent. Der Abwärtstrend war auch bei Wohnheimen zu beobachten (minus 31,8 Prozent). Zu dieser Kategorie zählen unter anderem Flüchtlingsunterkünfte.

Ein Branchenvertreter erklärt den von Jänner bis Juni zu verzeichnenden Abwärtstrend mit Sonderfaktoren: "Ein Anstieg der Baugenehmigungszahlen im Jahr 2016 wurde unter anderem durch den Vorzieheffekt wegen der Energieeinsparverordnung 2016 bedingt. Da sich die Rahmenbedingungen seitdem nicht verbessert haben, war der Rückgang im ersten Halbjahr 2017 leider zu erwarten", sagte der Präsident des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), Andreas Ibel.

Nach Rückmeldungen von BFW-Mitgliedsunternehmen hatten zahlreiche Firmen ihre Anträge bereits Ende 2015 gestellt, um noch die alten Regelungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) nutzen zu können. Die verschärfte EnEV, die 2016 in Kraft trat, hat die Baukosten laut BFW um sieben Prozent in die Höhe getrieben. Durch den Vorzieh-Effekt stiegen die Genehmigungszahlen Anfang und Mitte vorigen Jahres kurzfristig an, obwohl der tatsächliche Baubeginn für viele Projekte noch ungewiss war.

Laut dem Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW fehlt es an bezahlbarem Bauland und an Anreizen für den Wohnungsbau. Es seien mehr Bauflächen nötig, die nach Konzeptqualität vergeben würden, sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko. Zudem forderte er einen Stopp der Preisspirale vor allem bei der Grunderwerbsteuer und eine Erhöhung der linearen Abschreibung für Abnutzung von zwei auf mindestens drei Prozent. (APA)

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