Internationale Märkte : Baumaschinen und -stoffe für Algerien

Dreh- und Angelpunkt für erfolgreiche Abschlüsse von Bauvorhaben in Algerien ist die Verfügbarkeit von Zement und Baustahl. Gerade in diesen Bereichen machen sich aber die gegenüber privaten Auslandsinvestoren unfreundliche Politik und die Dominanz des Staatswirtschaftssektors bemerkbar. Beim Ausbau der Produktionskapazitäten ist mit weiteren Verzögerungen zu rechnen. Algerien muss deshalb in hohem Maße Baustahl und Zement importieren. Nach Einschätzung von Beobachtern mangelt es dem staatlichen Zementsektor in Algerien an Investitionen und er arbeitet ineffizient. Staatsnahe Stellen behaupten dagegen, Spekulationen seien die Hauptursache für die bestehenden Versorgungsengpässe. Bürokratische Hürden und eventuelle Streiks von Hafenarbeitern können den Import von Zement erschweren.

Die nationale Zementproduktion lag 2009 bei rund 18,3 Mio. t pro Jahr; 2008 waren es noch 16,5 Mio. t. Rund zwei Drittel dieses Outputs produzierten 2009 staatliche Unternehmen (12 staatliche Zementwerke). Die Société de Gestion des Participation Industrie des Ciment (SGP GICA) verwaltet die staatlichen Zementunternehmen. Diese müssen wegen technischer Mängel immer wieder Produktionsstopps einlegen.

Das französische Baustoffunternehmen und der weltweit größte Zementhersteller Lafarge stellte 2009 in seiner Anlage Algerian Ciment Compagny (ACC) jährlich rund 6 Mio. t her. Lafarge hat die ACC im Dezember 2008 von der ägyptischen Orascom erworben. Lafarge ist zudem an dem staatlichen Werk Meftah beteiligt. Der Großkonzern musste sich offenbar im Streit mit der algerischen Regierung um den Kauf des Werkes von der ägyptischen Orascom Construction Industries (OCI) mit einer Minderheitsbeteiligung zufrieden geben. Dass die Mehrheitsbeteiligung von Lafarge rückgängig gemacht werden musste, schreckt Investoren aus dem Ausland ab. Im zentralen Norden Algeriens (Djelfa) investiert die ASEC Algeria Cement Company (AACC) in ein neues Mega-Werk mit einer Produktionskapazität von 4,5 Mio. t jährlich. Nicht bekannt ist, warum der Bau des Werkes auf Halt gesetzt wurde. Unmittelbar bieten zwei Ausschreibungen Beteiligungs- beziehungsweise Lieferchancen.

Im Stahlsektor wird der einst stolze Stahlproduzent Algerien auf absehbare Zeit große Mengen importieren müssen. Einzige Stahlschmelze ist der vor zehn Jahren von Arcelor Mittal erworbene Eisenhüttenkomplex al-Hadjar. Er produziert heute rund 740.000 t; 1970 waren es noch 2 Mio. t. Pressemeldungen zufolge plant die Qatar Mining und ihre Tochter Tadeen Cyprus, in den Bau eines 3,2 Mrd. teures Stahlwerks zu investieren. Das Stahlwerk soll in Bellara, in der Nähe der Küstenstadt Jijel in Partnerschaft mit der algerischen Regierung entstehen. Für das Werk ist zunächst eine Kapazität von 2,5 Mio. t/Jahr und später von 5 Mio. t/Jahr geplant. Ausländische Privatkonzerne werden im Unterschied zur staatlichen Qatar Mining voraussichtlich nicht in eine Erweiterung der Stahlverarbeitung, ganz zu schweigen in neue Stahlschmelzen investieren. ArcelorMittal hat die geplante Errichtung in eine mit 2,5 Mrd. US$ bezifferte Stahlschmelze auf Halt gesetzt.

2011 ist der Import von Holz, das zu 70% für Baustellen für den Wohnungsbau verbraucht wird, wertmäßig um 15,6% gestiegen. Der jährliche Holzbedarf liegt in Algerien bei rund 1,5 Mio. cbm. Der Holzverbrauch an den algerischen Baustellen gilt als zu hoch und unwirtschaftlich. Die Knauf-Gruppe, die auf die auf die Herstellung von Gips-, Putz- und Isoliermaterialien spezialisiert ist, hat 50% des Gipswerks in Fleurus in der Nähe von Oran erworben. In einem Joint Venture mit der staatlichen Cosider betreibt Lafarge ein Gipswerk mit einer Jahreskapazität von 150.000 t.

Einziger algerische Hersteller von Baumaschinen ist das staatliche Unternehmen Entreprise Nationale des Matériels de Travaux Publics. Mit der Tochter Somabe verfügt ENMTP über vier Produktionsstätten und produziert unter anderem in Lizenzen von Potain, Liebherr, Fiatallis. Algerien muss rund 85% seines Bedarfs an Baumaschinen und Baufahrzeugen durch Importe decken.

Bei der Einfuhr von Lkw liegt China als Lieferland vorne. Die Chinesen bedienen mit einer aggressiven Preispolitik das niedrige Preissegment. Dem Vernehmen nach sind bei chinesischen Kränen qualitative Abstriche zu machen. Unternehmen, die in Lizenz produzieren, führen importierte Modelle in der Regel nicht ein.