Alpine-Krise : Auch Salzburger Alpine-Chef Josef Rettenwander geht

"Ja, es stimmt. Ich habe gekündigt", teilte der 51-jährige Manager den Salzburger Nachichten am Freitag mit. Rettenwander war im Konzern erst kürzlich aufgestiegen - zum "Herrn" über vier Bundesländer - neben Salzburg auch Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich. Er sei seit 20 Jahren im Unternehmen tätig. Seither habe die Alpine in Österreich immer schwarze Zahlen geschrieben. Positiv habe sich auch das Geschäft in der Slowakei und Tschechien entwickelt. Die übrigen Auslandsaktivitäten will Rettenwander nicht kommentieren. Das tun dafür Experten aus der Branche: Sie sprechen von einem finanziellen Debakel in Polen und Rumänien.
Die Meldungen über die finanzielle Schieflage des Baukonzerns, der der spanischen FCC gehört, haben auch in Salzburg die Alarmglocken schrillen lassen. "Wir bekommen derzeit keinen einzigen privaten Auftrag und die Lieferanten fordern plötzlich Garantien für alles und jedes." Rettenwander kritisiert auch, dass die Entscheidungswege im Konzern sehr lang geworden sind: von der Bau GmbH zur Holding, zum Aufsichtsrat, weiter nach Spanien und retour. "So kann man in Österreich nicht arbeiten. Wir brauchen schlanke Strukturen mit raschen Entscheidungen."
Die Stimmung in den österreichischen Niederlassungen lässt sich einfach zusammenfassen: "Wir haben viele Jahrzehnte hart gearbeitet, gute Projekte umgesetzt und positive Zahlen geliefert - jetzt wird das Geld aber im Ausland verpulvert." Auf den Baustellen ist die Unsicherheit greifbar. "Wie es weitergeht, kann niemand sagen", meint ein Arbeiter auf einer der vielen Baustellen in Salzburg. "Die Konzernchefs haben gedacht, dass sie sich in Osteuropa eine goldene Nase verdienen werden und sind auf die Nase gefallen. Mich erinnert das an die Maculan-Pleite in den 90er-Jahren. Aber die hohen Herrn werden offenbar nicht gescheiter."
Die Informationen aus der Zentrale in Wien haben die Verunsicherung der Mitarbeiter auch nicht beseitigt. "Erst kürzlich haben wir ein Schreiben von Johannes Dotter bekommen, in dem er uns mitgeteilt hat, dass alles in Ordnung sei und wir uns keine Sorgen machen müssen. Zwei Tage später haben wir aus den Medien erfahren, dass Dotter als Geschäftsführer der Alpine Holding GmbH zurückgetreten ist."
"Die Stimmung hellt sich wieder auf", sagte Konzernsprecher Johannes Gfrerer am Freitag. Hintergrund dafür seien positive Gespräche zwischen der Konzernmutter FCC und den Banken. Dabei geht es um Kreditstundungen sowie um frisches Kapital. In der Politik werden die Rettungsversuche aufmerksam beobachtet. "Solange die Bankengespräche laufen, kann und will ich nichts sagen", erklärt der Salzburger Wohnbaulandesrat Walter Blachfellner. Sobald das Ergebnis auf dem Tisch liege, müsse die Alpine der Politik erklären, wie es ihr finanziell gehe. Die Alpine sei immerhin u. a. Generalunternehmer für die Verbauung der Struberkaserne, wo 350 Wohnungen entstehen sollen. "Wenn die Subunternehmer kein Geld mehr bekommen würden, wäre das ein großes Problem für viele Klein- und Mittelbetriebe." (Salzburger Nachrichten/red)