Österreich : Asfinag stellt Insolvenzgründe der GLS Bau in Abrede
Dass sich die GLS Bau und Montage GmbH bei ihrem Insolvenzantrag auf Mehrkosten bei der Sanierung der Wiener Praterbrücke (A23) beruft, passt der Asfinag so gar nicht. Einerseits betonte die Asfinag, dass sie die Sanierung der Praterbrücke korrekt beglichen habe. Andererseits sei die Sanierung der Brücke auf der Südosttangente sowohl zeitlich als auch bei den Kosten im Plan gelegen. "Für eine ursprünglich mit 175.000 Euro angebotene Teil-Leistung bei der Sanierung hat die GLS, bald nach Beginn der Arbeiten, der Asfinag Mehrkosten in Höhe von 176 Millionen Euro in Aussicht gestellt - also mehr als das Tausendfache", heißt es in einer Aussendung der Asfinag Bau Management GmbH Dienstagabend. "Die GLS hat diese Mehrkosten in mehreren Gesprächsrunden schrittweise auf letztlich 9,5 Millionen Euro reduziert - das ist immer noch rund das Vierzigfache des marktüblichen Preises." Das sei so "nicht nachvollziehbar", so der Geschäftsführer der Asfinang Baumanagement, Gernot Brandtner. "Die Mehrkostenforderungen wurden umfassend geprüft und haben sich in dieser Höhe als keinesfalls gerechtfertigt erwiesen", so die Asfinag weiter. "Im Fall GLS sind zum Bedauern der Asfinag überdies bereits mehrere Mediationsgespräche gescheitert. Die Gesprächsbereitschaft der Asfinag ist weiterhin vorhanden." Von der GLS hieß es kurze Zeit zuvor in einer Aussendung, wie schon zuvor von den Gläubigerschutzverbänden zitiert: "Insolvenzauslöser sind die immensen Mehrkosten im Zusammenhang mit dem im November 2014 übernommenen Auftrag zur Generalsanierung der Wiener Praterbrücke." Diese Mehrkosten wurden in der Unternehmensaussendung mit 10 Mio. Euro beziffert, entstanden im September des Vorjahres. Zuvor habe man positiv gewirtschaftet, so Edmund Wall, Geschäftsführer und Miteigentümer der GLS. "Trotz Vorlage von bauwirtschaftlichen und rechtlichen Gutachten in unserem Sinne, erstellt durch namhafte österreichische Universitätsprofessoren, konnte über die vertraglich begründeten Mehrkostenforderungen aufgrund von Leistungsänderungen und Zusatzaufträgen keine Einigung mit dem Bauherrn (Asfinag, Anm.) erzielt werden", so Wall. "Die letzten Verhandlungen darüber fanden am 4. November 2016 statt, wo wir letztlich auf den Klagsweg verwiesen wurden. Nachdem erfahrungsgemäß derartige Verfahren fünf bis acht Jahre in Anspruch nehmen, sind wir leider zu dem Schritt in die Insolvenz gezwungen." Die je zu 50 Prozent im Eigentum der Familienstiftungen Wall und Besenbäck stehende GLS Bau und Montage GmbH mit Hauptsitz Perg in Oberösterreich wurde 1998 gegründet. Laut Firmencompass gehört ihr die RW Montage GmbH zur Gänze, für die heute ebenfalls ein Insolvenzantrag am Landesgericht Linz gestellt wurde. Weiters zählen die W 177 GmbH gänzlich zur GLS Bau und Montage GmbH wie auch die Wohnoase Dirnbergerstraße GmbH, die Schwarzbergerhof GmbH und die Objekt Sophiengut GmbH. Als Shareholder ist das Unternehmen zudem mit 66,67 Prozent an der Aventerra SAS in Frankreich beteiligt. (APA)