Anlagenbau : Wien baut weltweit ersten Hochdruck-Wärmespeicher

Der elfte Wiener Gemeindebezirk bekommt eine weitere große Umweltanlage: Im Areal des Wien-Energie-Kraftwerks Simmering wird in den kommenden Monaten ein Hochdruck-Wärmespeicher errichtet. Der offizielle Startschuss für die Bauarbeiten fiel diese Woche. Der 45 Meter hohe Speicher ist laut Wien-Energie weltweit einzigartig - was, wie der Name schon anklingen lässt, an den ungewöhnlichen Druckverhältnissen liegt.
Der Wärmespeicher ist Teil einer Energiestrategie des stadtnahen Unternehmens: "Bis 2030 wollen wir die Hälfte der erzeugten Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen", verkündete Wien-Energie-Geschäftsführerin Susanna Zapreva. Zu diesem Zweck würden bereits Wind- und Solarkraft sowie Geothermie verstärkt eingesetzt werden, hob Zapreva hervor. Das alleine reiche aber für das ambitionierte Ziel nicht aus, denn ohne Speichermöglichkeiten und starke Netze seien erneuerbare Energien nicht denkbar.Energie vom Kraftwerk im Turm gespeichertDie neue Anlage liefert heißes Wasser für das Fernwärme-Netz. Oder genau genommen: Geliefert wir die Energie vom Kraftwerk, sie wird im Turm nur gespeichert. Eine solche Möglichkeit gab es bisher nicht. Nicht benötigte Wärme ging verloren, wie Projektleiter Wolfgang Daschütz im Gespräch mit der APA erklärte. Der Vorteil des neuen Speichers liege somit darin, Wärme erst dann zu verwenden, wenn man sie brauche.Der neue Speicher soll 2013 fertiggestellt sein. Das Einsparungspotenzial an CO2-Emissionen ist mit Inbetriebnahme des Hochdruck-Speichers laut dem Energiekonzern enorm: "Wir werden jährlich Abgase von ungefähr 10.000 Tonnen an Kohlenstoffdioxid einsparen. Das entspricht in etwa jener Menge, die man erzielen würde, wenn rund 4.200 Mittelklasse-Pkws ein Jahr lang stehenblieben", unterstrich Daschütz.Das besondere an der neuen Anlage ist aber nicht nur der umweltfreundliche Aspekt, sondern auch die Tatsache, dass ein solcher Wärmespeicher laut Wien-Energie weltweit bisher noch nie gebaut wurde: "Der Höhenunterschied im Wiener Fernwärmenetz beträgt bis zu 150 Meter. Daher müssen wir mit besonders hohem Druck und bei Temperaturen zwischen 95 und 150 Grad Celsius Warmwasser durch die Leitungen transportieren", erklärte Daschütz. In anderen Ländern sei dies nicht üblich und daher werde auf Basis von atmosphärischen, also niedrigerem Druck gearbeitet. Damit könnten aber maximal nur Temperaturen von 95 Grad erreicht werden.Die Kosten für den Hochdruck-Wärmespeicher betragen rund 20 Mio. Euro. Während der Bauzeit bis Ende 2013 entstehen in Simmering zusätzliche Arbeitsplätze für circa 80 bis 100 Beschäftigte, wie betont wurde.
Die Eckdaten zum Wärmespeicher Simmering
Speichermenge Wasser: 11.000 m3
Höhe der beiden Druckspeicher: 45 Meter
Druck: 10 bar am Speicherboden, 6 bar an der Speicherdecke
Speichervermögen: 850 MWh
Verbaute Betonmenge für Fundamente: 2.000 m3
Bauzeit: von Mai 2012 bis Ende 2013
Wärme für 20.000 Haushalte pro Jahr
CO2-Einsparung/Jahr: ca. 11.000 Tonnen
Investition: 20 Millionen Euro
ca. 80 bis 100 Beschäftigte (gesamt, im Baufeld und auf den Vormontageplätzen)
Über Wien EnergieWien Energie ist der größte regionale Energieanbieter Österreichs. Das Unternehmen versorgt mehr als zwei Millionen Menschen, rund 230.000 Gewerbeanlagen, industrielle Anlagen und öffentliche Gebäude sowie rund 4.500 landwirtschaftliche Betriebe in Wien, Niederösterreich und Burgenland nachhaltig mit Strom, Erdgas und Wärme. Die Strom- und Wäremproduktion stammt teilweise aus erneuerbarer Energie.(pm/apa/ots)