Reformbedarf : So gefährdet ist der Wohnbau

Über 2000 Wohnungen in Wien wären derzeit für den Bau genehmigt, doch werden nicht gebaut. Die Projekte stehen still. Das Symptom wird zur Krankheit, denn gebraucht würde der Wohnraum in der Bundeshauptstadt allemal.

Dass geeignetes Bauland knapp ist und immer knapper wird, ist am Land wie in der Stadt bereits ein bekanntes Problem. Rigide Bauvorschriften und bautechnische Normen sind in Österreich auch schon seit jeher geschwindigkeitsdämpfende und kostensteigernde Steine im Weg des Wohnungsbaus. Die jüngst immens steigenden Baupreise haben nun den geplanten Bau von 2000 Wohnungen zusätzlich zum Lahmen gebracht.

Die Baupreise sind bereits seit 2014 überdurchschnittlich gestiegen, in den letzten beiden Quartalen 2017 zogen die Kosten abermals an. Im geförderten Wohnbau sei für solche Preissteigerungen derzeit einfach kein Platz mehr, so Karl Wurm, Obmann des Dachverbandes der Gemeinnützigen, in einem Statement Ende Februar. Die Steigerungen lassen sich vor allem bei technikintensiven Gebäuden erkennen, also solchen mit moderner Heiz- und Lüftungstechnik beispielsweise. Das sind aber auch just solche Wohnungen, die am Markt besonders gefragt sind und langfristig durch ihre Modernität und Nachhaltigkeit Geld einsparen könnten. Gleichzeitig entstehen jedoch mit solch kostspieligen Bauten Wohnkosten, die sich Wohnungssuchende, besonders junge Familien, meist nicht leisten können.

Wo bei diesem Problem angesetzt werden muss, ist für Karl Wurm klar. Es benötigt – und das schon seit langem, aber nun mehr denn je – Reformen in der Baulandmobilisierung und Senkung der kostenintensiven Auflagen in der Ausstattung.

Kommen diese Reformen nicht – und jetzt wird es paradox –, vergrößert sich das Problem für die Wohnbauförderung nicht, sondern wird eliminiert. Denn schrumpft bei Bauprojekten der geförderte Teil, wächst der frei finanzierte. „Und je weniger geförderte Wohnungen es gibt, desto weniger Wohnbauförderung wird auch benötigt.“ Das geht so lange, bis es gar keine geförderten Wohnungen mehr gibt und „bis irgendwann auch die Grenze bei den frei finanzierten Wohnungen erreicht ist“, so Wurm. Dann stellt sich das Problem mit der Verwertung ein, wenn also keiner sich mehr die teuer gebauten, ungeförderten Wohnungen leisten kann. Ein Problem, das sich bereits in ersten Zügen abzeichnet.