Schweiz : Implenia-Konzernumbau mit Folgen für Österreich

Der Schweizer Baukonzern Implenia muss eine hohe Abschreibung vornehmen und wird im Gesamtjahr einen Verlust einfahren. Der größte Baukonzern der Schweiz will sich nun neu aufstellen und baut Stellen ab. "Die Schritte, die wir nun beschlossen haben, sind unvermeidlich und schmerzhaft", sagte Konzernchef Andre Wyss in einer Telefonkonferenz am Dienstag. Von der Restrukturierung sind von den derzeit rund 9.700 Beschäftigten bis 2023 bis zu 2.000 Vollzeitstellen betroffen.

Geplant sind dabei rund 750 Kündigungen, davon 250 in der Schweiz. Dort entspreche das rund 5 Prozent der Mitarbeiterzahl und damit weniger als in anderen Ländern, so der Konzernchef. Die übrigen Stellen sollen etwa durch den Verkauf von Einheiten abgebaut werden. Die Bereiche Tiefbau und Infrastrukturprojekte sollen abgestoßen werden. Betroffen sind dabei Aktivitäten in Schweden, Norwegen, Österreich und Rumänien. Die Lage in Frankreich werde "beobachtet", hieß es weiter.

Implenia will sich auf Bau- und Immobiliendienstleistungen in der Schweiz und in Deutschland fokussieren. Nur der Tunnelbau und damit verbundene Infrastrukturprojekte sollen auch in anderen Märkten weitergeführt werden.

Weitere Einzelheiten zum Stellenabbau oder zum Volumen der geplanten Devestitionen will der CEO derzeit noch nicht nennen. Es gebe aber bereits Gespräche zu möglichen Verkäufen.

Die Schritte sollen Einsparungen von mehr als 50 Millionen Franken (etwa 46,7 Mio. Euro) pro Jahr bringen, die einmaligen Kosten werden auf rund 60 Millionen beziffert.

Die Wertberichtigungen von rund 200 Mio. Franken seien durch eine Neubeurteilung der Risiken nötig geworden, hieß es weiter. Auch Forderungen und Rechtsstreitigkeiten wurden neu bewertet. Diese stammen aus Projekten, die vor 2019 begonnen wurden - vor allem aus der Geschäftseinheit "Civil" in Schweden und anderen Märkten.

Im Gesamtjahr 2020 rechnet der Konzern nun mit einem Betriebsverlust (EBITDA) von 70 Mio. Franken. 2021 soll dieses Ergebnis mit mehr als 200 Millionen wieder positiv werden. In der neuen Performance-Kenngröße EBIT gerechnet sei das ein Wert von über 100 Millionen, wie es weiter heißt.

"Wir sind solide finanziert", betonte Wyss weiter. Trotz der Wertberichtigungen sei eine Kapitalerhöhung derzeit kein Thema. (APA)

"Wir müssen das Risikomanagement bei den Projekten verbessern und den Fokus auf Profitabilität legen statt bloßes Umsatzwachstum", betonte Wyss. So will Implenia eine bessere Marge erreichen und die Kostenkontrolle auch während der laufenden Projekte besser führen.

Die Abschreibung und die tiefe Eigenkapitalquote kommen bei den Investoren nicht gut an. Die Aktien von Implenia verlieren aktuell deutliche 22 Prozent auf 20,20 Franken. (APA)