Österreich : Gute Stimmung für Ökoenergie-Ausbau, Umsetzung fehlt Schwung

Die Akzeptanz für Ökoenergie ist in Österreich so hoch wie nie zuvor, allerdings fehlt es noch an Schwung bei der Umsetzung, ergibt eine Studie von Uni Klagenfurt, WU Wien, dem Berater Deloitte und der Wien Energie. Die höchste Zustimmung bekommt Photovoltaik. Bei der Elektromobilität setzt sich der positive Trend fort. Die Klima- und Energiestrategie der Regierung findet breite Unterstützung.

Allerdings schien es oft an attraktiven Anreizen zu mangeln, um selbst aktiv zu werden, heißt in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Dem Systemumbau fehle es bisher an Dynamik. "Die Stimmung in der österreichischen Bevölkerung gegenüber erneuerbaren Energien ist traditionell sehr positiv. Der Weg für den großflächigen Umbau des Energiesystems ist bereitet. Der Ausbau selbst hält damit allerdings noch nicht Schritt", so Nina Hampl, Studienautorin der Universität Klagenfurt und WU Wien laut Pressemitteilung.

Bei den Elektroautos wächst laut Studie die Gruppe der potenziellen Käufer: 2018 waren es 54 Prozent, im Jahr davor 52 Prozent. Das kann auch mit der steigenden Erfahrung mit Elektroautos zusammenhängen, fast jeder Vierte ist schon in einem Elektroauto gefahren. Der Anteil der Befragten, die bereits beim nächsten Autokauf auf Elektroantrieb umsteigen wollen, stieg auf 18 Prozent, nach 16 Prozent. Wien-Energie-Chef Michael Strebl erwartet für die kommenden Jahre einen deutlichen Sprung: "Zwei Faktoren werden den Trend beschleunigen: Erstens wird durch eine Modelloffensive der Kauf eines E-Autos einfacher und günstiger. Zweitens wird die Ladeinfrastruktur zügig ausgebaut. Wir werden etwa in Wien heuer über 500 neue Stationen bauen und damit die Anzahl auf rund 1.500 erhöhen. Stromtanken wird damit flächendeckender und einfacher."

Innerhalb der Erneuerbaren punktet Sonnenstrom am stärksten. Photovoltaik sei weiterhin die beliebteste erneuerbare Energietechnologie und erreiche bei den Akzeptanzwerten einen neuen Höchststand. 88 Prozent gaben an, dass sie einem Projekt dieser Art in (der Nähe) ihrer Gemeinde (eher) zustimmen würden, nach 85 Prozent 2017. Windkraft und Kleinwasserkraft kamen auf 72 bzw. 74 Prozent. 12 Prozent der Befragten gaben an, dass auf ihrem Wohngebäude der Bau einer Photovoltaikanlage geplant ist. 45 Prozent gehen davon aus, dass eine Photovoltaikanlage in sechs bis zehn Jahren abbezahlt sein soll. Fast ein Drittel der befragten Planer von Photovoltaikanlagen hat sich zudem entschieden, einen Stromspeicher zu kaufen. Für eine Beteiligung an einer Gemeinschaftserzeugungsanlage in Wohnhäusern interessieren sich 64 Prozent, zuvor waren es 47 Prozent.

Bei der Zustimmung für Windkraft gab es große regionale Unterschiede. Im Burgenland sahen sie 88 Prozent positiv, in Tirol und Vorarlberg dagegen nur rund 65 Prozent. Mit dem Wissen über Windkraft steige die Akzeptanz, heißt es in der Pressemitteilung. "Wenn die Menschen ausreichend über Vor- und Nachteile informiert sind oder sogar Stromerzeugung selbst erleben können, dann unterstützen sie auch den Ausbau von erneuerbaren Energien", so Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. Die Antwort auf Skepsis sei mehr Dialog und Information.

Ziel der Klima- und Energiestrategie ist unter anderem, den Stromverbrauch bis 2030 bilanziell zu 100 Prozent aus Erneuerbaren zu decken. "87 Prozent der Befragten ziehen bei dieser Strategie mit und die Bevölkerung ist bereit, selbst aktiv zu werden. Die allgemeine Stimmung für den Ausbau der erneuerbaren Energien ist damit so gut wie noch nie", betont Hampl. Neun von zehn Befragten würden laut Pressemitteilung die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme am Energiesystem begrüßen. Fast ein Drittel kann sich den Einstieg in ein Bürgerbeteiligungsprojekt vorstellen. Auch die Beschleunigung und Verkürzung von Genehmigungsverfahren für neue Kraftwerke wird gutgeheißen.

"Die Zustimmung der Bevölkerung ist da, jetzt sind die Entscheidungsträger gefragt. Die Politik muss die rasche Umsetzung des geplanten Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes sicherstellen, damit die Industrie mit entsprechenden Investitionen nachzieht. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass der Begeisterung die Ernüchterung folgt. Dann ist das Momentum für die Energiewende verloren", so Marterbauer.

Für die am Dienstagabend präsentierte Studie wurden im Oktober/November des Vorjahres 1.014 Personen befragt. (APA)