Österreich : Asfinag: Erfahrungen mit dem Bestbieterprinzip

Die Asfinag ist mit der Umstellung vom Billigstbieter- auf das Bestbieterprinzip bei der Vergabe von Bauaufträgen hochzufrieden. Bisher wurde eine Milliarde Euro an die Bestbieter vergeben, die im Regelfall auch die Billigstbieter waren. Die Mehrkosten lagen bisher bei knapp einer Million Euro, die aber schon nach kurzer Zeit wieder hereinkommen würden, betont die Asfinag.

"Ich kann nicht sagen, dass es teurer wird", so Asfinag-Vorstand Alois Schedl (65). Außerdem werde die Umstellung von der Bauwirtschaft sehr gut angenommen, bei keinem Zuschlag sei es bisher zu Nachprüfungsverfahren beim Bundesverwaltungsgericht gekommen, betonte Schedl, der Ende September in Pension gehen wird.

Eingeführt wurde das Bestbieterprinzip im September 2015, mittlerweile umfasst der Kriterienkatalog 31 Punkte. Dazu gehören soziale Faktoren wie die Anzahl der Lehrlinge und Ältere (50+) auf den Baustellen genauso wie Kriterien der Kundenfreundlichkeit (reduzierte Sperrzeiten, Bauzeitverkürzungen, Lärmmaßnahmen, etc.). Bis heute wurden 190 Vergabeverfahren mit einem Volumen von 1,04 Milliarden Euro nach dem Bestbieterprinzip durchgeführt. Die beiden größten laufenden Baulose sind der Vollausbau der Phyrn-Autobahn in Oberösterreich und der zweiröhrige Ausbau des Gleinalmtunnels in der Steiermark.

Zentraler Punkt bei der Umsetzung von Qualitätskriterien ist laut Schedl die Kontrolle der Subunternehmer, die die gleichen Kriterien erfüllen müssen wie der Haupt-Auftragnehmer. Wobei es der Asfinag ohnehin lieber ist, wenn die Kette der Subunternehmer kurz ist. "Das ist einfach. Wenn jeder bei der Weitergabe eines Auftrages zehn Prozent einbehält, dann kann der dritte oder vierte in der Kette einfach nicht mehr die erforderliche Qualität liefern", so der studierte Bauingenieur Schedl.

Die drei am häufigsten ausgeschriebenen Qualitätskriterien sind die Verlängerung der Gewährleistungspflicht, die Bauzeitverkürzung und die Erhöhung der Asphaltqualität. Die drei von der Bauwirtschaft am häufigsten angebotenen Kriterien sind Arbeitssicherheit, die Qualifikation von Schlüsselpersonal und der Facharbeiteranteil. Gerade bei der Arbeitssicherheit gebe es eine große Sensibilität in der Branche, lobt Schedl. Dieser Verbesserung stehen aber immer komplexere Nachverhandlungen nach Bauende gegenüber. "Das ist ein Wettlauf der Juristen", so Schedl. Ein Kilometer Autobahn kostet zwischen 25 und 100 Millionen Euro. Besonders im Gebirge und in Städten ist man rasch bei den 100 Millionen Euro, rechnet der Asfinag-Vorstand vor.

Schedl hat seinen letzten Arbeitstag vor dem Ruhestand am 29. September - am Tag der Wiedereröffnung des Arlbergtunnels. Seine Nachfolgerin wird Karin Zipperer. Co-Vorstand ist und bleibt Klaus Schierhackl. Beide sind für fünf Jahre bestellt. Die 48-jährige Juristin Zipperer kommt von der Wiener Netze GmbH und war unter anderem für die Flughafen Wien AG tätig sowie Geschäftsführerin des Wiener Hafens. Schierhackl wiederum ist bereits seit 1997 bei der staatlichen Autobahnholding Asfinag und stieg 2007 in den Vorstand auf. Seit heuer ist der 49-jährige Niederösterreicher Schierhackl zudem Vizepräsident der IBTTA, der "International Bridge, Tunnel and Turnpike Associaton". (APA)