Baustoffe : Zementindustrie mit 10 Prozent minus

BILD zu OTS - Sebastian Spaun und Berthold Kren, Vereinigung der ?sterreichischen Zementindustrie

Sebastian Spaun und Berthold Kren, Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, legen die Zahlen der Zementproduktion und des Absatzes am Markt auf den Tisch.

- © Michaela Obermair

„Weniger ist mehr“ war die Devise im vergangenen Jahr. „Wir müssen gemeinsam an allen möglichen Schrauben drehen, um eine klimafitte Umwelt zu gestalten, das bedeutet nicht nur die Reduktion von CO2, sondern ebenso höchste Materialeffizienz“, ist Holcim-Österreich-Chef und VÖZ-Präsident Berthold Kren überzeugt.
2022 sank das Auftragsvolumen für Zement gegenüber dem zweiten Coronajahr 2021 um 6,3 Prozent auf 5,2 Mio. Tonnen. Vorerst ist keine Entspannung in Sicht. "Wir gehen davon aus, dass wir heuer im Rückgang zweistellig sind, also mehr als 10 Prozent, auf deutlich unter 5 Mio. Tonnen in Richtung 4,5 Mio. Tonnen", so Kren. 2024 dürfte es seiner Einschätzung nochmals ein Minus von 5 bis 10 Prozent geben.

Was nach 2024 passiere, werde auch von den Auftragsverhalten der öffentlichen Hand abhängen.

Von einer Krise möchte er unter Verweis auf die zahlreichen Projekte fest, die derzeit umgesetzt werden, noch nicht reden. Auslöser seien, der Aufschub neuer Projekte, höhere Zinsbelastungen und höhere Grundstückspreise.

Die hohe Produktionsrate während der Corona-Zeit hätte quasi zu einer Überhitzung geführt, so dass der Rückgang von einem hohen Niveau ausgehe.

In einzelnen Segmenten sei das Geschäft allerdings "vollkommen zum Erliegen gekommen", ergänzte Spaun. Wenn es im privaten Wohnbau zu einem Minus von 50 Prozent komme, dann bedeute das minus 15 Prozent am Markt, erklärte Kren. "Bei den kleinen Baumeistern und Betonfirmen wird es ein bisschen knirschen, das macht natürlich Sorge."

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Forschungsprojekte und Nachhaltigkeit

Es ist vor allem die österreichische Zementindustrie, die sich mit voller Kraft den Herausforderungen stellt. Ein Beispiel sind die deutlich Material-reduzierten Betondecken, die mittlerweile in Österreich wie auch in Deutschland – unterstützt durch das Know-how der TU Graz, Institut für Tragwerkslehre unter Stefan Peters – realisiert wurden.

Über diese Erfolge konnte Sebastian Spaun anlässlich einer Veranstaltung des Forschungsprojekts ReConstruct in Brüssel berichten. Die EU-Ambitionen in puncto Klimaschutz „Fit for 55“ zielen darauf ab, die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken.

Ein Ziel, zu dem sich alle Staaten der EU bekannt haben und das nur im Zusammenschluss mit allen Akteuren, auch der Bauwirtschaft, erreicht werden kann. „Deshalb schätzen wir auch den Austausch mit unseren Kollegen in Brüssel sehr, denn dort werden die Weichen für eine klimaneutrale Zukunft gestellt. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst: Weniger ist mehr – wir müssen das Bauen neu denken“, so Spaun. Die EU-Industriestrategie forciert die Transformation in Richtung Klimaneutralität. Der Austausch in Brüssel ist der Auftakt einer Reihe, in der innovative Ansätze für Gebäude, das Bauwesen und ganze Stadtquartiere erörtert werden und politische Änderungen analysiert werden, um sicherzustellen, dass das CO2-Reduktions-Potenzial wie auch die Optionen der Kreislaufwirtschaft ausgeschöpft werden können. Wie sich auch in der Diskussion zeigte, nimmt die österreichische Zementindustrie europaweit eine Vorreiterrolle bei beiden Themen ein.

Dass die Zementwerke die Maßnahmen für Klima- und Umweltschutz intensiviert haben, zeigen die Umweltschutzinvestitionen der Werke: 2022 wurden 22,6 Millionen Euro in Anlagen investiert (2021 waren es 17,2 Mio. Euro). Weiter hoch im Kurs steht auch die Kreislaufwirtschaft: 478 kg Sekundärstoffe (Ersatzrohstoffe und -brennstoffe) wurden bei der Herstellung pro Tonne Zement eingesetzt – im Jahr 2022 insgesamt 2,49 Mio. Tonnen – gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 6,8 Prozent beim sogenannten „Ressourcenschonungsfaktor“.

Zahlen auf einen Blick

2022 erwirtschaftete die österreichische Zementindustrie einen Umsatz von 599 Mio. Euro – um 15,7 Prozent mehr als 2021.

Insgesamt produzierten die acht Zementwerke 2022 an die 5,2 Mio. Tonnen Zement – 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr.

Der Einsatz konventioneller Brennstoffe (Kohle, Heizöl etc.) wurde um fast 30 Prozent reduziert. Hingegen stieg die Ersatzbrennstoffrate auf 81,5 Prozent.

Die CO2-Emissionen sanken um 5,2 Prozent auf absolut 2,7 Mio. Tonnen, auch die CO2-Intensität, also das emittierte CO2 pro hergestellter Tonne Zement, konnte um mehr als 2 Prozent gesenkt werden und betrug 521 kg CO2 pro Tonne Zement.