Österreich : Wien beschließt Klimafahrplan und Rahmenstrategie bis 2040

(v.l.), Stadtrat Jürgen Czernohorsky (SPÖ), Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos), Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) anlässlich einer Pressekonferenz der Stadt Wien.

(v.l.), Stadtrat Jürgen Czernohorsky (SPÖ), Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos), Stadträtin Ulli Sima (SPÖ).

- © APA/HANS PUNZ

Die rot-pinke Stadtregierung hat im Rahmen einer Klausur einen "Klimafahrplan" für Wien sowie eine "Smart Klima City Rahmenstrategie" besiegelt. Vorgesehen ist, dass Wien bis 2040 klimaneutral wird. Alternative Energien, Abfallvermeidung oder neue Mobilitätsformen stehen dabei im Fokus. Vorgesehen ist etwa, dass ab diesem Zeitpunkt keine Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotoren mehr im Einsatz sind.

Auch der Ausbau von Fernwärme und die Nutzung der Geothermie ist Teil des Plans. Der Bau einer großen Wärmepumpe, die Energie für mehr als 100.000 Haushalte liefern soll, wird demnächst in der Kläranlage Simmering erfolgen. Weiters soll die Genehmigung von Solaranlagen für Private künftig unkomplizierter gestaltet werden bzw. zum Teil nicht mehr nötig sein. Insgesamt will Wien allein in den kommenden zwei Jahren 2,8 Mrd. Euro in klimaschutzwirksame Maßnahmen investieren, wobei hier auch der Ausbau des öffentlichen Verkehrs berücksichtigt ist.

Präsentiert wurde das Paket am Freitag von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS), Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) und Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Klimainitiativen, so wurde betont, gibt es jedoch in allen Geschäftsgruppen. Auch die umstrittenen Verkehrsprojekte waren heute Thema. An der Stadtstraße, so wurde dabei versichert, halte man fest. Es werde aber drei Mal mehr Geld in die Öffis investiert als in Straßenausbau und -erhaltung, gab Ludwig zu Bedenken.

"Mir als Bürgermeister war es immer wichtig, an den großen Schrauben zu drehen", sagte der Stadtchef. Wien stehe im Bereich Klima- und Umweltschutz als Musterstadt da. Nicht geplant sei, ein "Zielmärchenbuch" zu entwickeln, auch wolle man keine "apokalyptischen Szenarien" erstellen. Diese seien eher demotivierend für die Bevölkerung. Wichtig seien aber jedenfalls auch sozial gerechte Maßnahmen, befand Ludwig.

Strategie und Fahrplan sollen am 23. Februar im Gemeinderat beschlossen werden. Der Fahrplan enthält die über 100 Maßnahmen, für die Rahmenstrategie wurden insgesamt elf Zielbereiche definiert - etwa das Feld Energie. Hier ist etwa die Wiener Photovoltaikoffensive enthalten. Private, so wurde heute verkündet, dürfen sich über eine Vereinfachung bei der Errichtung von Kleinanlagen freuen. Viele davon - konkret Anlagen mit einer Engpassleistung bis maximal 15 Kilowatt ohne Stromspeicher (und ohne vertikale Montierung) - werden gar keine Genehmigung mehr brauchen, hieß es. Bei anderen soll das Verfahren schneller abgewickelt werden, wurde versprochen.

Bei den Gebäuden will man unter anderem im Neubaubereich ansetzen, wo die Stunde von Öl und Gas geschlagen hat. Erlaubt sind nur mehr die Versorgung mit erneuerbaren Energieträgern oder mit Fernwärme. Gasthermen sind ab 2040 generell nicht mehr vorgesehen. Im Bereich Abfall sollen mehrere Maßnahmen dazu beitragen, diesen zu reduzieren. Die Recyclingquote wird sukzessive angehoben. Bis 2050 soll sie sogar 100 Prozent betragen. Sprich: Alle nicht vermeidbare Abfälle werde verwertet. Der Zugang zu Grünraum, die Errichtung von Waldflächen oder die Bedeutung der Lebensmittelversorgung durch die Stadtlandwirtschaft wird ebenfalls hervorgehoben.

Im Bereich Verkehr will man zumindest im städtischen Fuhrpark schon vor 2040 den Umstieg auf alternative Antriebe angehen. Prinzipiell betreffe das Ziel, aus den Verbrenner-Varianten auszusteigen auch Nutzfahrzeuge, betonte Umweltstadtrat Czernohorszky. Allerdings sei es möglich, dass es dabei zu Unschärfen komme, da CO2-freie Antriebe hier vielleicht noch nicht überall verfügbar seien.

Straßen sind in der Strategie nur am Rande Thema. Die Umwandlung bestehende Strecken in Fußgängerzonen oder die Reduktion von Fahrspuren oder Verbindungen kommen zumindest darin nicht vor. Kritik, dass etwa die geplante Stadtstraße in der Donaustadt die Klimaziele konterkarieren würde, wurde zurückgewiesen. Denn diese sei etwa die Voraussetzung für den Bau von Stadtteilen, in denen es wenig Verkehr, viel Freiflächen, kurze Wege oder eine geringe Bodenversiegelung geben werde, wurde betont.