Österreich : Klimaschutz im Wohnhausbestand eine Herausforderung

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Bei Sanierungen soll die Belastung in Summe nicht steigen.

- © Robert Kneschke - stock.adobe.com

Den Wohnhausbestand klima-fit zu machen, ist herausfordernd, Nachhaltigkeit im Neubau dagegen ein Leichtes. Darin waren sich Fachleute bei einem Symposium einig. Bei Sanierungen sollte die Summe der Belastung aus höheren Mieten durch geringere Energiekosten etwa gleich bleiben. Hohe Baupreise und der Fachkräfte-Mangel seien eine schwer aufzulösende Doppelmühle, meinte eine Praktikerin. Anreize für grüne Wohnbauinvestments müsse die Politik schaffen, sagte ein Banker.

Im Bestand sei Nachhaltigkeit "die" große Herausforderung, denn das Thema könnte dort wegen verschiedener Regularien wie etwa dem Mietrechtsgesetz (MRG) "hängen", sagte die Architektin und Boku-Dozentin für Raum-, Umweltplanung sowie Bodenordnung, Doris Österreicher. Zu drei Viertel sei der Wohnhausbestand vor 1990 gebaut worden, davon seien 60 Prozent sanierungsbedürftig, meinte die Chefin des Österreichischen Volkswohnungswerks (ÖVW), Karin Schmidt-Mitscher, bei einem Wohnbau-Symposium von WohnenPlus.

Die Datenlage zum Sanierungsbedarf in Österreich sei jedoch "schlecht", kritisierte Schmidt-Mitscher und verwies dazu auch auf den Befund von Wolfgang Amann, dem Leiter des Institut für Immobilien Bau und Wohnen (IIBW) . Es sollten die Gebäude-Energieausweise öffentlich gemacht werden, anonymisiert natürlich. "Für die Sanierung für 'Raus aus Gas' bräuchten wir die Daten", so die ÖVW-Geschäftsführerin: "Wir haben noch nicht einmal einen Leerstandskataster." Auch Bernd Rießland, Obmann im Verband der Gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV), bezeichnete es als den entscheidenden Haken, dass Daten für den Bestand fehlen - wiewohl der GBV-Sektor selbst bei Sanierungen vorn liegt.

Bezahlbar sei Nachhaltigkeit im Wohnbau sehr wohl, meinte Rießland: "Manche Dinge müssen irgendwann notwendig sein. Bei Energiefragen müssen wir wirklich etwas tun." Wer das bezahlen solle? "Wir müssen es bezahlen", Betonung auf "wir", nämlich wir alle. In den letzten zehn Jahren seien in Europa nach der Finanzkrise 2.000 bis 3.000 Mrd. Euro "in die Welt geschüttet worden", damit sei Geld für Spekulation zur Verfügung gestellt worden, mit der Folge steigender Immobilienpreise und Mieten. Wäre das Geld gleich in Energiethemen gesteckt worden, wären die Immopreise und Mieten niedriger und man müsste sich heute weniger Gedanken über Nachhaltigkeit machen. Geld sei also genug da.

Es müssten Anreize für Hauseigentümer gesetzt werden, damit diese in "grüne Gebäude" investieren, "damit Wohnen trotz Nachhaltigkeit leistbar bleibt", so Michael Priebsch, der Leiter des Bereichs Großvolumiger Wohnbau bei der Erste Bank: "Ich muss die Rendite attraktiver machen. Der Anleger muss etwas für einen Green Bond bekommen."

Auch TU-Wien-Ökonom Michael Getzner sieht Bedarf "für klimapolitische Instrumente und eine Änderung von Risiko und Rendite". Der Eigentümer-Nutzer-Gegensatz müsse aufgelöst werden, sonst gebe es womöglich kein Interesse an einer Sanierung. Denn manche Eigentümer würden argumentieren, dass ihnen eine Sanierung nichts bringe, sondern nur dem Mieter. "Das heißt, es hängt nicht an der EU-Taxonomie", so der Professor für Finanzwissenschaft und Infrastrukturökonomik, es gebe durchaus andere Hindernisse. Seit 30 Jahren gebe es die Forderung zur Hebung der Sanierungsrate, "die liegt aber noch immer bei nur einem Prozent jährlich, soweit wir die Daten kennen. Dabei habe man schon vor Jahrzehnten den Nachweis erbracht, wie gut Sanierungsinvestitionen seien.

Ein grünes Gebäude finanziere er als Banker gern, wisse man doch seit 30 Jahren, dass man Energie einsparen müsse, so Priebsch. Den Kunden müsse klar werden, dass eine Finanzierung umso teurer sei, je weniger ihre Sicherheit als grün bewertet werde. Auch wenn in der EU-Taxonomie noch nichts von Sanktionen drinnen stehe, vermutet Priebsch, dass dazu von den "Herrschaften aus Brüssel" letztlich Strafen kommen werden. Die Banken selbst müssten ESG-konform agieren (Environment Social Governance), sonst würden sie als Finanzierer nicht überleben.

Die EU-Gebäuderichtlinie für höhere energetische Anforderungen kritisierte GBV-Obmann Rießland, weil sie zwar in der Präambel "unglaublich stark" sei, im Text selbst jedoch "unglaublich schwach". Offenbar habe es hier einen Einfluss von Lobbys gegeben, lautete eine Vermutung. Für eine energetische Sanierung seien nur schwer Fachkräfte zu finden, bedauerte Rießland, bis vor kurzem im Sozialbau-Vorstand tätig. Bei einer Ausschreibung für 500 Häuser habe sich lediglich eine 12-Mann-Firma aus Niederösterreich gemeldet. Insgesamt würden im Bereich Installateure/Elektriker/Photovoltaik-Experten 8.000 Fachkräfte fehlen. Schmidt-Mitscher bezeichnete die Kombination aus hohen Baupreisen und Fachkräfte-Mangel als eine schwer aufzulösende Doppelmühle.