Nachhaltigkeit : Gastartikel: nachhaltigkeitsfördernde Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen bei der Asphaltproduktion

Factory for asphalt production near town Split in Croatia
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Vier Maßnahmen werden untersucht

Nach den aktuellen Regierungsprogrammen soll Österreich bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden. Klimaneutralität bedeutet, dass insgesamt weniger CO2 emittiert als aufgenommen bzw. gebunden werden kann. Vor diesem Hintergrund ist vor allem die Baubranche gefordert, Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit zu treffen, um die CO2-Emissionen in Zukunft zu reduzieren und die nationalen und internationalen Klimaziele zu erreichen. Die Asphaltproduktion als Teilbereich der Baubranche steht somit ebenfalls vor der Herausforderung, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und ein Bewusstsein für den Klimaschutz zu schaffen.

Um das Treibhauspotenzial bei der Asphaltproduktion zu reduzieren, können unterschiedliche Maßnahmen getroffen werden. Im Zuge der gegenständlichen Betrachtungen wurden insgesamt 4 Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit untersucht:

• Zugabe von Asphaltrecycling
• Reduktion der Feuchtigkeit des Gesteins
• Art des Energieträgers
• Kontinuierlicher Mischbetrieb

Methodik der Untersuchungen

Um die Effektivität der oben genannten Maßnahmen zu untersuchen, wurden bei mehreren Asphaltmischanlagen, Rohstoffproduzenten sowie Transportunternehmen Daten gesammelt. Betrachtet werden dabei die CO2-Emissionen ab dem Zeitpunkt der Rohstoffgewinnung der Ausgangsmaterialien (Gesteinskörnung, Bitumen) bis zum Zeitpunkt der Verladung des fertig produzierten Mischgutes auf den LKW in der Mischanlage. Um Vergleiche anstellen und Schlussfolgerungen ableiten zu können, wird für die Betrachtung der klimawirksamen Gase bei der Asphaltherstellung die Einheit „CO2-Äquivalent“ herangezogen.

Zugabe von Asphaltrecycling

Bei den Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass durch die Zugabe von Asphaltrecycling in der Mischanlage ein höherer Energieverbrauch bei der Trocknung des Gesteins zu verzeichnen ist. Dem gegenüber stehen in Bezug auf die Nachhaltigkeit jedoch eine Reihe von Vorteilen, die erst bei Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Asphalt zum Tragen kommen:

• Die Zugabe von Asphaltrecycling schont wertvolle Ressourcen und reduziert den Anteil an Primärrohstoffen und schützt damit die vorhandenen Ökosysteme.

• Durch die Wiederverwendung des Asphalts entstehen weniger Abfälle. Abfallströme werden dementsprechend reduziert und bestehende Deponien werden entlastet. Dadurch können Lebensräume erhalten und die Umwelt vor abgelagertem Altasphalt geschützt werden.

• Die Transportwege der Rohstoffe (z.B. Bitumen) werden verringert, da Asphaltrecycling üblicherweise aus der Umgebung der Asphaltmischanlage gewonnen wird.

• Der Einsatz von Asphaltrecycling ist auch wirtschaftlich gesehen ein Gewinn für den Betreiber.


Wird der gesamte Lebenszyklus von Asphalt betrachtet, ist die Zugabe von Asphaltrecycling eine effektive und zudem sehr wirtschaftliche Maßnahme, um die CO2-Emissionen bei der Asphaltproduktion zu reduzieren.

Reduktion der Feuchtigkeit des Gesteins

Je höher der Feuchtegehalt der Gesteinskörnung ist, desto mehr Energie wird beim Mischverfahren für die Trocknung des Materials benötigt und desto mehr CO2 wird in weiterer Folge emittiert. Aus den gesammelten Daten lässt sich ableiten, dass die CO2-Emissionen durch die Reduktion der Feuchtigkeit des Gesteins merkbar gesenkt werden können. Um die Feuchtigkeit zu reduzieren, eignen sich zum Beispiel Überdachungen. Der Fokus sollte dabei auf die feinen Gesteinsfraktionen (0/2, 2/4 und 4/8) gelegt werden, da bei diesen Fraktionen der höchste Feuchtegehalt zu verzeichnen ist.

Überdachung der Gesteinskörnung in einer Asphaltmischanlage

- © Bernhard Rennhofer

Art des Energieträgers

Die überwiegende Mehrheit aller Mischanlagen in Österreich wird mit fossilen Energieträgern betrieben. Die angestellten Analysen haben ergeben, dass von den drei untersuchten Energieträgern (Erdgas, Flüssiggas und Heizöl extraleicht) grundsätzlich Erdgas die geringsten CO2-Emissionen bei der Asphaltproduktion verursacht. Abgesehen davon sollte es aber das Ziel der Asphaltindustrie sein, deren Mischanlagen zukünftig ohne fossile Brennstoffe zu betreiben. Es gibt zwar bereits Anlagen, die zum Beispiel mit Biobrennstoffen oder Ähnlichem betrieben werden, jedoch konnte hier definitiv ein Verbesserungsbedarf in Hinblick auf Alternativen zu den fossilen Brennstoffen festgestellt werden.

Auslastung der Asphaltmischanlage

Eine Asphaltmischanlage verbraucht nicht nur während der Produktion Energie, auch im Ruhezustand wird Energie benötigt. So müssen zum Beispiel angefüllte Bitumentanks ganzjährig mit Strom geheizt werden. Demnach hat jede zusätzliche Mischanlage, unabhängig von der Produktionsmenge, einen negativen Einfluss auf die CO2-Emissionen. Hinzu kommt, dass in weiten Teilen Österreichs bereits ein sehr dichtes Netz an Asphaltmischanlagen vorhanden ist und erfahrungsgemäß nicht alle Produktionsstätten voll ausgelastet sind.

Ein wirksamer Weg, um die anfallenden CO2-Emissionen pro Tonne Asphalt zu reduzieren, ist die Steigerung der Auslastung der Mischanlage. Durch eine höhere Produktionsmenge bleibt der Stromverbrauch nahezu unverändert, es reduziert sich jedoch das Treibhauspotential pro Tonne Asphalt. Anzudenken sind in diesem Zusammenhang auch Zusammenlegungen von Produktionsstätten. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass in Regionen, in welchen bereits mehrere Asphaltmischanlagen angesiedelt sind, keine zusätzlichen Mischanlagen errichtet werden.

Übersicht der Asphaltmischanlagen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland

Zusammenfassung

Abschließend kann festgehalten werden, dass es in Zukunft an den Betreibern der Asphaltmischanlagen liegen wird, durch schrittweises Einführen von klimaschonenden Maßnahmen zur Prozessoptimierung, Verantwortung in Hinblick auf den Klimaschutz zu übernehmen. Nur so kann es uns gelingen, den Klimawandel einzubremsen und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Der vorliegende Artikel ist ein Extrakt der Masterarbeit von Bernhard Rennhofer zum selben Thema