Neue Daten für Österreich : Zahl der Naturkatastrophen wird stark steigen

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Der Klimawandel wird auch in Österreich zum vermehrten Auftreten von extremen Wetterereignissen führen. Die versicherten Schäden durch Stürme, Hagel, Schnee, Starkregen und Hochwasser werden in der laufenden Dekade um 20 Prozent steigen, stellte die Allianz Versicherungsgruppe in einer Pressekonferenz heute, Mittwoch, in Wien fest.

Österreich: Mittel bis stark betroffen

Österreich ist im Vergleich zu anderen Ländern einer Mischung an Naturgefahren mittleren bis starken Ausmaßes ausgesetzt. Treffen kann es im Prinzip jede Region, wenngleich Hochrisikogebiete identifizierbar sind. Mehr als ein Drittel der Schäden werden durch Stürme verursacht.

Aufgrund der hohen Windspitzen nördlich der Alpen sind besonders die Gegenden vom Innviertel bis ins südliche Niederösterreich betroffen. Großflächige Sturmsysteme treten zwar seltener, dann aber extrem intensiv auf, zu sehen war das etwa beim Sturmtief Emma 2008.

Von Schneedruck besonders betroffen sind die Nordalpen, der Böhmerwald im nördlichen Teil Oberösterreichs und Oberkärnten. Auch hier spielt die globale Erwärmung eine Rolle: in höher gelegenen Gebieten bleibt der Schnee liegen. Kommt dann eine Warmfront, entstehen die großen, schweren Schneelasten. Die Hochrisikozonen werden sich von Lagen in 600 bis 800 Meter Höhe auf Lagen über 800 Meter verschieben.

Während für Stürme bereits ausgezeichnete Prognosen möglich sind, gilt das für Hagelereignisse nicht. Die Vorwarnzeiten sind extrem kurz.

Zubetonierte Flussbetten, Gebäude direkt nebenan

Ein allgegenwärtiges Risiko stellt Hochwasser dar. Jahresniederschläge werden steigen, damit auch die Häufigkeit extremer Hochwässer. So kam es nach dem "Jahrhunderthochwasser" 2002 bereits 2013 erneut zu drastischen Überschwemmungen, wenngleich Schutzverbauungen entlang der Donau sowie der mobile Hochwasserschutz eine spürbare Wirkung gezeigt hätten. Zunehmend entstehen auch Schäden fernab jeden Gewässers, etwa bei Murenabgängen.

Ein gänzlich unterschätztes Risiko stellen für das Versicherungsunternehmen Erdbeben dar, obwohl es historisch - im 13. Jahrhundert in Kärnten und im 16. Jahrhundert im Wiener Raum - zu verheerenden Beben gekommen sei. Auch das jüngste Erdbeben in Nordchile sein nach einer sehr langen tektonischen Ruhephase aufgetreten - zuletzt bebte die Erde in dieser eigentlich "seismischen Lücke" dort 1877.

Versicherer wollen nicht zahlen

Existenzielle Risiken wie jene durch das Hochwasser 2002, wo 72 Prozent der Schäden ungedeckt blieben, sind nicht durch den Katastrophenfonds abgedeckt. Dessen Mittel werden zu drei Viertel für Präventionsmaßnahmen verwendet, lediglich maximal 25 Prozent werden effektiv für Schäden aufgewendet. Hier sollte die Politik mit einer Vollversicherungs-Lösung einspringen, fordern die Versicherer. Denkbar wäre etwa die verpflichtende Anbindung einer Hochwasser- und Erdbebenversicherung an die Feuer- und Haushaltsversicherung.

Seit 1970 um fünfzehn Mal höhere Schäden

Weltweit hat sich die Schadenssumme seit 1970 verfünfzehnfacht. Neben dem Klimawandel ist auch die stärkere wirtschaftliche Verflechtung von Ländern und damit verbundene Unterbrechungen der Lieferketten bzw. gestiegener Siedlungsdruck und höhere Bevölkerungsdichte in Ballungsräumen dafür verantwortlich. (apa/pm)