Europa : Warnung vor Aus der Stahlindustrie in Deutschland

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© gui yong nian - stock.adobe.com

Die deutsche Industriegewerkschaft hat davor gewarnt, mit den Klimaschutzplänen der EU die Stahlindustrie in Deutschland in den Ruin zu treiben. "Die konkreten Auswirkungen aus dem 'Fit for 55-Paket' bedrohen Tausende von Arbeitsplätzen in der Stahlindustrie", sagte der Vize-Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Steel Europe und IG Metall-Vertreter, Detlef Wetzel, am Mittwoch.

Die Stahlindustrie müsse nach diesen Plänen den Umbau zu einer klimafreundlichen Produktion noch schneller mit Milliardensummen vorantreiben und zugleich Milliardenbeträge für CO2-Zertifikate zahlen. "Mit dem jetzigen Fit for 55-Paket wird es keine grüne Transformation mit Stahl geben. Mit dem jetzigen Fit for 55-Paket wird es überhaupt keinen Stahl mehr geben." Die Stahlindustrie in Deutschland sei in Gefahr.

Die EU-Kommission plant, dass die kostenlosen CO2-Rechte für Stahl-, Zement-, Aluminium- und Düngemittel-Unternehmen ab 2026 jährlich um zehn Prozent gekürzt werden. 2035 sollen sie ganz wegfallen. Im Gegenzug soll eine Grenzabgabe für "schmutzige" Importe aufgebaut werden, deren Höhe sich an den Kosten der CO2-Rechte orientiert. Ziel des Programms 'Fit for 55' ist es, die Kohlendioxid-Emission in Deutschland bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu senken.

Die IG Metall hat für Freitag unter dem Motto "FairWandel – sozial, ökologisch, demokratisch" zu einem deutschlandweiten Aktionstag aufgerufen. Dazu gehört auch eine Kundgebung vor der Thyssenkrupp Steel-Zentrale in Duisburg. Die Stahlindustrie gehört zu den größten CO2-Produzenten Deutschlands. Sie steht mit dem Ziel einer klimaneutralen Produktion vor dem größten Umbau ihrer Geschichte. Wie das finanziert werden soll, ist offen. Dies müsse von einer neuen Bundesregierung in Berlin schnell geklärt werden, betont Wetzel. "Jetzt müssen wir über die Kosten der Mammutaufgabe Transformation reden. Deshalb braucht es einen Transformationsfonds und eine Transformationsallianz unter Führung des neuen Bundeskanzlers."

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hatte wenige Tage vor der Bundestagswahl Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg besucht. Scholz habe einen sehr guten Eindruck hinterlassen, sagte Stahlbetriebsratschef Tekin Nasikkol. "Er hat deutlich gemacht, dass er sich für die Industrie, insbesondere die Stahlindustrie, einsetzen will." Die Stahlkocher brauchten klare Zusagen und ein Konzept, wie der Umbau umgesetzt werden soll. Thyssenkrupp will 2025 eine erste Anlage zur CO2-freien Stahlproduktion bauen. Die geschätzten Kosten liegen bei über eine Milliarde Euro. Eine Investitionsentscheidung soll möglichst früh im kommenden Jahr getroffen werden.

"Klimaschutz darf nicht mit einer Deindustrialisierung einhergehen", betont Nasikkol. CO2-freier Stahl könne ein Zukunftsgeschäft sein. "Die Transformation kann aber auch das schleichende Ende der deutschen Stahlindustrie einläuten." Beim Thema Stahl müsse die neue Bundesregierung beweisen, das sie Klimaschutz betreiben kann, ohne die Arbeitsplätze zu gefährden. "Das Zögern und Zaudern muss jetzt ein Ende haben – so verspielt man die Zukunft der deutschen Stahlindustrie."

Thysenkrupp will durch den Einsatz von Wasserstoff in sogenannten Direktreduktionsanlagen die Kohle basierte Produktion der Hochöfen ersetzen. Thyssenkrupp - und die gesamte Branche mit Playern wie Salzgitter und ArcelorMittal - erwarten für die Investitionen in Milliarden-Höhe Hilfe vom Staat. Zudem prüft Konzernchefin Martina Merz verschiedene Optionen für die Stahlsparte mit ihren rund 27.000 Mitarbeitern, darunter einen Verkauf, eine Partnerschaft oder einen Börsengang. Nasikkol, der auch im Aufsichtsrat des Konzerns sitzt, nimmt das Management in die Pflicht. "Wenn wir die öffentliche Hand um Unterstützung bitten, dann muss auch die Thyssenkrupp AG die Kasse aufmachen und ihren Beitrag leisten."