Österreich : Verlangsamung der Konjunktur - außer am Bau

Symbolbild Baustelle
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Nach dem sommerlichen Hoch hat der Optimismus der Austro-Wirtschaft wieder spürbar nachgelassen. "Mit Herbstbeginn hat die Konjunkturstimmung in Österreich begonnen, sich abzukühlen", so Chefökonom Stefan Bruckbauer zum neuesten Konjunkturindikator seiner UniCredit Bank Austria vom Freitag. Der Indikator ist im September zwar auf 4,6 Punkte gesunken. Damit liegt er allerdings deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Somit ist das wirtschaftliche Erholung weiter stark.

Im Vergleich zur überschießenden Dynamik nach der Beendigung des Lockdowns im Frühjahr hat der Aufwärtstrend jedoch erwartungsgemäß an Schwung eingebüßt. Grund dafür ist, dass die starken Nachholeffekte auszulaufen beginnen.

Die Verlangsamung der Konjunktur ist in allen Wirtschaftssektoren außer auf dem Bau spürbar geworden. "Während die Bauwirtschaft mit Herbstbeginn einen Gang zulegen konnte, verlangsamt sich mittlerweile der Aufschwung in der Industrie, da die internationale Unterstützung nachlässt und sich die Engpässe bei der Beschaffung einiger Vormaterialien nicht gelockert haben", so Bruckbauer. "Zudem schwindet der Optimismus in vielen Dienstleistungsbranchen, wie insbesondere dem Gastgewerbe, durch neuerliche Maßnahmen gegen die gestiegenen Infektionszahlen."

Die sehr unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Wirtschaftssektoren, die die Erholung der österreichischen Wirtschaft aus der Pandemie kennzeichnet, werde sich in den kommenden Monaten fortsetzen. Die Erholung am Bau hält ihr Tempo und die Dynamik in der Industrie bleibt trotz Verlangsamung sehr hoch, da abgesehen von Engpässen in den Lieferketten eine starke Nachfrage für anhaltenden Auftrieb sorgen wird. Der Aufschwung im Dienstleistungssektor werde hingegen über den Winter abhängig vom Verlauf der Pandemie wieder gebremst werden - mit besonders hohen Risiken für die körpernahen Dienstleistungsbranchen.

"Wir gehen für das dritte Quartal von einem BIP-Anstieg um rund 2 Prozent zum Vorquartal aus, der sich zum Jahresende hin weiter verlangsamen sollte", so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. "Trotz geringerem Tempo über den Winter wird die Erholung anhalten, so dass wir für 2021 insgesamt von einem sehr hohen Wirtschaftswachstum von 4 Prozent ausgehen." Damit werde die österreichische Wirtschaft rund um den Jahreswechsel 2021/22 den wirtschaftlichen Einbruch während der Pandemie wettgemacht haben.

Das Wachstum kommendes Jahr werde mit prognostizierten 5,1 Prozent höher ausfallen als heuer - trotz eines langsameren unterjährigen Erholungstempos aufgrund eines statistischen Überhangs, so die Bank Austria. Gestützt werde das Wachstum vor allem vom privaten Konsum, "von dem die bestimmenden Impulse ausgehen werden". Aber auch die Investitionstätigkeit wird - wenn auch etwas geringer als 2021 - den anhaltenden Aufschwung stark mittragen. "Zudem wird der Außenhandel 2022 nach zweijähriger Pause wieder positiv zum Wirtschaftswachstum beitragen", sagt Pudschedl. Die geplante Steuerentlastung beginnend ab Mitte 2022 wird laut den Ökonomen hingegen im kommenden Jahr noch kaum positive Wirkung entfalten.