Deutschland : Plus und Minus für HeidelbergCement

Der deutsche Baustoffkonzern HeidelbergCement hat im vergangenen Jahr vor allem von seinem milliardenschweren Italcementi-Zukauf profitiert. Für das im DAX notierte Unternehmen lief es vor allem in den USA, Großbritannien, aber auch in Deutschland und Nordeuropa besser. Rückenwind bekamen die Heidelberger zudem von den weiterhin niedrigen Energiepreisen und ihrem Sparkurs. Allerdings bremste ein früherer Wintereinbruch in Europa, Kanada und in Teilen der USA im Schlussquartal das Wachstum. Zudem belastete die kräftige Abwertung des britischen Pfunds das Ergebnis. Die Aktien des Baustoffkonzernsbüßten bis zum Nachmittag 0,64 Prozent ein. "Das Jahr 2016 war ein wichtiger Meilenstein für HeidelbergCement", sagte Unternehmenschef Bernd Scheifele bei der Vorlage von Eckdaten für das Gesamtjahr 2016 am Dienstag. Mit dem Zukauf von Italcementi habe das Unternehmen sein Wachstum deutlich beschleunigt und das beste operative Ergebnis seit der Finanzkrise erzielt. Die Integration des italienischen Baustoffkonzerns, den die Heidelberger im vergangenen Jahr für rund für 3,7 Mrd. Euro übernommen haben, sei gut angelaufen und biete deutliches Ergebnispotential. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte von Oktober bis Ende Dezember im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 818 Mio. Euro zu, wie HeidelbergCement auf Basis von vorläufigen Berechnungen mitteilte. Der Umsatz kletterte um 25 Prozent auf 4,24 Mrd. Euro. Auf vergleichbarer Basis - wenn also Italcementi schon in den Vorjahren zum Konzern gehört hätte - legte HeidelbergCement beim operativen Gewinn allerdings nur um zwei Prozent zu. Der Umsatz ging um vier Prozent zurück. Italcementi fließt seit dem dritten Quartal in die Bilanz der Heidelberger ein. Anleger und Analysten äußerten sich gleichermaßen etwas enttäuscht. Sowohl der Umsatz als auch das operative Ergebnis hätten seine Prognosen und die Marktschätzungen verfehlt, schrieb der Experte Norbert Kretlow von der Commerzbank. Die Enttäuschung begründeten die Börsianer vor allem mit dem Geschäft in Westeuropa und Nordamerika. Angesichts des überdurchschnittlich kalten Wetters, das die Bauaktivitäten relativ zum Vorjahr erheblich behindert habe, sei dies zwar keine große Überraschung. Gleichwohl dürfte auch das erste Quartal diesbezüglich noch eine echte Hängepartie werden. Experte Josep Pujal vom Analysehaus Kepler Cheuvreux verwies zudem auf Indonesien. Das Geschäft sei weiter schwierig. Zur zukünftigen Entwicklung sagte Scheifele: "In Anbetracht des insgesamt positiven Ausblicks für die Weltwirtschaft und unserer vorteilhaften geografischen Aufstellung blicken wir zuversichtlich in die Zukunft." Gleichzeitig warnte er aber auch vor Risiken wie etwa steigenden Energiepreisen und gesamtwirtschaftlicher Inflation. Zudem bestünden Unsicherheiten aus weltpolitischen Risiken in der Ukraine, im Nahen Osten und wegen eines wichtigen Wahljahrs in Europa. HeidelbergCement sei aber gut gerüstet, um in den kommenden Jahren weiter profitabel zu wachsen. Dabei liege der Fokus im laufenden Jahr auf der Hebung von Synergien aus der Übernahme von Italcementi. Aber auch Preiserhöhungen und bessere Arbeitsprozesse würden eine wichtige Rolle spielen. Zuversichtlich zeigte sich Scheifele vor allem für das Nordamerika-Geschäft. "Wir werden auch 2017 von der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA profitieren", sagte er. Der HeidelbergCement-Chef hatte kurz nach der Wahl des neuen US-Präsidenten Donald Trump für Schlagzeilen gesorgt. Er hatte eine mögliche Beteiligung seines Unternehmens an Trumps versprochenem Mauerbau an der Grenze zu Mexiko angedeutet. Schon direkt nach der US-Wahl war der Börsenkurs von HeidelbergCement auf den höchsten Stand seit Beginn der Finanzkrise 2008 gestiegen. Auch nach heftiger Kritik an Scheifeles Äußerungen will der Konzern nichts ausschließen. Auch für die Region West- und Südeuropa rechnet das Unternehmen mit einer positiven Entwicklung. Dabei geht HeidelbergCement vor allem von weiterhin guten Geschäften in Großbritannien und einer robusten Konjunktur in Deutschland aus. Eine steigende Nachfrage nach Baustoffen erwarten die Heidelberger auch in Osteuropa dank der EU-Infrastrukturprogramme. Besser sollte es auch wieder in Indonesien laufen, während die Nachfrage in China weiter zurückgehe. Und die Lage im Osten der Ukraine bliebe wegen der Krise schwierig. Der Konzern will am 16. März seine vollständige Jahresbilanz und einen konkreteren Ausblick für 2017 vorlegen. (APA)