Bauingenieurswesen : Neues Labor für "Dübel-Forschung" an der Boku Wien

eder Heimwerker war schon mit wackeligen Dübeln in schlechtem Mauerwerk konfrontiert. Eine Schuhnummer größer sind solche Befestigungstechniken eine Schlüsseltechnologie in der Baubranche. Ein neues Christian Doppler-Labor, das diese Woche an der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien eröffnet wurde, beschäftigt sich mit der Robustheit solcher Befestigungssysteme über den gesamten Lebenszyklus.

Ganze Bauteile an ein Haus hängenIm "CD-Labor für lebenszyklusorientierte Robustheit von Befestigungssystemen" geht es nicht um die Plastikdübel für Heimwerker, sondern um größere Befestigungssysteme etwa für Fassaden, Balkone und Geländer oder noch größer, wenn ganze Bauteile an ein bestehendes Bauwerk angehängt werden - also "eine Reihe unterschiedlicher Anwendungen, die durchaus sicherheitsrelevant sind", so der Leiter des CD-Labors, Roman Wendner, vom Institut für Konstruktiven Ingenieurbau an der Boku im Gespräch mit der APA.

Solche Befestigungstechniken würden erst effiziente und ressourcenschonende Bauformen, Nutzungsänderungen und Revitalisierungen von Altbauten ermöglichen.

Diese Befestigungstechniken würden sich in Material, Form, Funktion und Wirkprinzip vom herkömmlichen Baumarkt-Dübel unterscheiden. Das Ziel sei aber dasselbe: "Man möchte an eine bestehende Substanz eine Erweiterung anschließen, gleich ob Regal oder Lampe im Heimwerkerbereich oder Balkon oder zusätzliches Stockwerk in der Baubranche."

Fischerwerke und Hilti als PartnerDie Wissenschafter wollen in dem CD-Labor gemeinsam mit den beiden Industriepartnern - Fischerwerke (Deutschland) und die Hilti AG (Liechtenstein) - die "Grundlagen für Befestigungssysteme schaffen, die in der Lage sind, ihre beabsichtigte Funktion mit dem erforderlichen Sicherheitsniveau in allen Phasen des Lebenszyklus, trotz Alterung, Umwelteinflüssen, Veränderungen in der Nutzung, extreme Ereignisse oder Schäden, zu erfüllen"."Metall rostet, Beton altert, Plastik wird spröde, es gibt verschiedene Prozesse, die da ablaufen können", so Wendner, der experimentell abgesicherte Modelle entwickeln will, die eine Prognose von Befestigungssystemen über deren Lebenszyklus hinweg ermöglichen. Ziel sei es, Befestigungsmittel in Computermodellen so zu beschreiben, dass man sie virtuell altern lassen und verschiedenen Situationen aussetzen und aus diesen Simulationen für die Produktentwicklung und die Bewertung realer Befestigungssysteme lernen kann, sagte der Wissenschafter.

Zu den Christian-Doppler-LaborsIn den Christian-Doppler-Labors soll die Weiterentwicklung anwendungsorientierter Grundlagenforschung gefördert und eine Brücke zwischen Universitäten und der Wirtschaft geschlagen werden. Jedes der maximal sieben Jahre bestehenden Labors wird zur Hälfte von Industrie-Partnern finanziert, die andere Hälfte übernimmt die aus öffentlichen Mitteln gespeiste gemeinnützige Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG), die vom Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium gefördert wird. Derzeit gibt es mehr als 70 CD-Labors mit insgesamt rund 700 Mitarbeitern.