Deutschland : Italcementi-Deal pusht HeidelbergCement

Die robuste Baukonjunktur in Europa und ein strikter Sparkurs haben den Gewinn beim deutschen Baustoffkonzern HeidelbergCement angeschoben. Das operative Ergebnis (Ebitda) stieg im dritten Quartal bereinigt um sieben Prozent auf 1,06 Milliarden Euro, während der Umsatz nur um vier Prozent auf 4,6 Milliarden Euro zulegte.

Das sei vor allem dem straffen Kostenmanagement zu verdanken, erklärte Vorstandschef Bernd Scheifele am Mittwoch. Mit massivem Personalabbau und effizienterer Zementproduktion bei dem vor einem Jahr übernommenen italienischen Konkurrenten Italcementi gelang es HeidelCement, dass die Italiener erstmals seit 2011 schwarze Zahlen schrieben. "Wir können deutlich mehr Ertrag schöpfen aus den Assets als die früheren Eigentümer", sagte Scheifele.

Das erst für 2018 angepeilte Ziel, insgesamt 500 Millionen Euro an Synergien aus der größten Übernahme der Unternehmensgeschichte herauszuholen, werde schon in diesem Jahr erreicht, erklärte der Vorstandschef.

Statt wie bisher 3.500 sollten 4.150 Stellen abgebaut werden - "alles sozialverträglich", betonte er. Auch das Management ist davon betroffen: In allen Ländern bis auf eines seien die Standortchefs ausgewechselt worden. Die ab 2016 angefallenen Restrukturierungskosten von insgesamt 350 Millionen Euro seien mittlerweile komplett verbucht. Die Übernahme werde sich in diesem Jahr schon deutlich positiv auf den Gewinn auswirken.

Den Nettogewinn steigerte der Dax-Konzern im abgelaufenen Quartal um 42 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 481 Millionen Euro. Das war deutlich mehr als von Analysten erwartet. Die Aktie war daher mit einem Plus von mehr als vier Prozent größter Gewinner im Dax.

Im ersten Halbjahr waren die Kurpfälzer kaum vom Fleck gekommen, was vor allem mit schlechtem Wetter in den USA begründet wurde. Analysten trauten deshalb Scheifele nicht mehr zu, die Jahresziele zu erreichen. Doch jetzt bekräftigte HeidelCement den Ausblick: Der operative, um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn soll 2017 moderat und damit um rund fünf bis zehn Prozent steigen. Der Jahresüberschuss soll vor Sondereffekten deutlich, also zweistellig, verbessert werden. Nach neun Monaten liegt der Umsatz ein Prozent über dem Vorjahreswert, das Ebitda ist zwei Prozent höher.

HeidelbergCement baute unterdessen nicht nur Stellen ab. Durch kleinere Zukäufe und wegen des wachsenden Marktes in Europa und Australien kamen 1.300 Mitarbeiter hinzu, sodass die Belegschaft trotz der Einschnitte bei Italcementi nur um 1.115 Personen auf knapp 61.000 schrumpfte. Vor allem der Zementabsatz legt zu. So sei der Oktober der absatzstärkste Monat in der Firmengeschichte gewesen, sagte Scheifele.

Um seine Nettofinanzschulden zu verringern verkauft der deutsche Baustoffkonzern die Hälfte seines Georgien-Geschäfts um 115 Millionen Euro an die Investmentgesellschaft Cement Invest. Beide Partner wollen das so entstandene Joint Venture gemeinsam kontrollieren, wie HeidelbergCement am Freitag mitteilte. (APA/red)