Runder Geburtstag : Herbert Krejci wird 90

Am 13. September feiert der ehemalige Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Professor Dr. h.c. Herbert Krejci, seinen 90. Geburtstag. Der gebürtige Wiener gestaltete in der Industriellenvereinigung (IV), zuletzt als deren Generalsekretär, gut zwei Jahrzehnte lang die politische Landschaft der Zweiten Republik mit. Der wortgewaltige Mann schoss schon vor dem Einzug der Political Correctness manchmal über sein Ziel hinaus, konnte sich dafür aber nur selten darüber beklagen, missverstanden worden zu sein. Heute lebt der Jubilar zurückgezogen in Wien, er soll sich guter Gesundheit erfreuen.Beginn als JournalistKrejci wurde 1922 in Wien geboren. 1946 kehrte er aus der britischen Kriegsgefangenschaft zurück und begann seine Journalistenlaufbahn, die er zunächst im außenpolitischen Ressort im damaligen "Wiener Kurier" beendete. 1956 wechselte er in die Presseabteilung der IV, 1961 übernahm er die Chefredaktion der Wochenzeitschrift "Industrie". Von 1980 bis 1992 fungierte er als Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), ein Amt. das er auf eine Art bekleidete, die manche verleitete, ihn als Präsident zu titulieren.Nicht erst als Generalsekretär war der konservativ-liberale Bildungsbürger mitten im politischen Getümmel zu finden - etwa bei der Volksabstimmung über das Atomkraftwerk Zwentendorf (pro) und dem Tauziehen um das Kraftwerk in Hainburg (ebenfalls pro). "Wenn die Leut' in der Nacht am Schwarzenbergplatz vorbeifahren und es brennt Licht, denken sie sich, was hecken die schon wieder aus. Dabei sind es nur die Putzfrauen, die aufräumen."EU-Fan der ersten StundeErfolgreicher als mit Zwentendorf und Hainburg war der IV-General mit seinem schon frühzeitigen Drängen auf einen Vollbeitritt zu den "Europäischen Gemeinschaften": Dies dürfe kein "zweites Hainburg" werden, erklärt Krejci bereits zu einem Zeitpunkt, als sich Außenminister Alois Mock in der Frage noch ambivalent verhielt. In diese Zeit fällt ein Sager Krejcis, der mit Blick auf Mock, der damals auch VP-Obmann war, erklärt hatte, da müsse wohl "einer den Stauffenberg spielen". Berthold Schenk Graf von Stauffenberg war jener Wehrmachtsoffizier, der am 20. Juli 1944 das (nicht geglückte) Attentat auf Adolf Hitler organisierte.Er habe damit jedenfalls nicht zu einem Tyrannenmord aufrufen, sondern Mut in der ÖVP einfordern wollen, erläuterte Krejci später.Nach seiner Pensionierung in der IV widmete er sich der Öffentlichkeitsarbeit für den EU-Beitritt, einer Informationstätigkeit, über die er noch im Amt zu Protokoll gegeben hatte: "Da existieren Vorschläge von unserer Seite an die Bundesregierung, wie man dieses Problem auf gut österreichische Weise lösen könnte, sodaß beim Empfänger das Gefühl entsteht, hier sei man um eine objektive, faire Information bemüht." Männer wie Frank Stronach, die von eine Rückkehr zum Schilling träumen, kann Krejci auch heute "politisch nicht für voll nehmen", wie er kürzlich dem "Kurier" sagte, dessen Aufsichtsrat er von 1972 bis 1990 gewesen war.Kritiker der "Wenderegierung" 2000Politisch galt der heute Neunzigjährige als Freund einer Großen Koalition und Kritiker Jörg Haiders und der schwarz-blauen "Wenderegierung" nach 2000. Positiv wertet er die in der Zweiten Republik allgegenwärtige Sozialpartnerschaft, er macht sich aber nur wenig Illusionen über die Reformbereitschaft des Landes: "Ohne Crash ist nix (...) Erst wenn sich herausstellt, dass irgendeine Sozialversicherungsinstitution pleite ist, dann wird man irgendetwas machen", sagte er 2010 in einem Interview mit dem "Standard".In Österreichs Verstaatlichter Industrie, deren Krise voll in seine IV-Amtszeit fiel, hatte er mehrere kontrollierende Positionen inne. So war er der erste Aufsichtsratsvorsitzende der neu geschaffenen Verstaatlichtenholding Austrian Industries (AI), bis 2000 war er auch Aufsichtsratschef der Verbundgesellschaft. Zuletzt engagierte sich Krejci für die Wiederwahl von Bundespräsident Heinz Fischer und das Bildungs-Volksbegehren von Hannes Androsch. Anlässlich des Abschiedsfests für den früheren IV-Präsidenten Veit Sorger trat er im Juni zuletzt öffentlich auf. (APA)