Österreich : Gleislose und selbststeuernde Züge spielen wichtige Rolle bei BBT

© ARGE Tulfes-Pfons Strabag AG

Die Bauarbeiten des Brennerbasistunnel (BBT) schreiten voran. Am Montag ist der Durchschlag des Erkundungsstollens im Gemeindegebiet von Steinach am Brenner geglückt. Von Norden Richtung Süden hatte sich die Tunnelbohrmaschine "Günther" durch insgesamt 16,7 Kilometer Gestein gebohrt. Richtung Norden musste die Röhre auf 1,7 Kilometer Länge mittels Sprengvortrieb ausgebrochen werden.

Damit war die Verbindung der beiden Baulose Tulfes-Pfons und Pfons-Brenner, die beiden größten Baustellen des BBT auf österreichischem Projektgebiet, hergestellt, teilte die BBT SE am Montag mit. Der BBT ist damit auf 36 Kilometer Länge von Tulfes bis St. Jodok durchgängig verbunden und befahrbar. Dadurch erhöhe sich auch der Sicherheits- bzw. Logistikfaktor für die künftigen Arbeiten, hieß es.

Das Baulos Tulfes-Pfons umfasst insgesamt fünf Tunnel. Der knapp sechs Kilometer lange Hauptstollen mit einem Querschnitt von 70 Quadratmetern sei bereits fertig, teilte die Strabag in einer Aussendung mit. Ebenfalls bereits abgeschlossen sind der 9,7 Kilometer lange Rettungsstollen, ein 6,8 Kilometer langer Verbindungstunnel sowie ein Sicherheits- und Logistiktunnel mit 3,9 Kilometer Länge. Der Erkundungsstollen war damit der letzte Tunnel im Baulos, an dem noch Vortriebsarbeiten geleistet wurden.

„Der Brenner Basistunnel ist in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnliches Projekt: Wir haben dort nicht nur den Vortriebsweltrekord mit 61,04 m in 24 Stunden geschafft, sondern auch mit gleislosen, selbststeuernden Zügen neueste Technologien eingesetzt. Umso größer ist die Freude über diesen letzten großen Meilenstein, der die pünktliche Fertigstellung 2021 anzeigt“, sagt Thomas Birtel, Vorstandsvorsitzender der Strabag SE.

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Bei den Bauarbeiten für den Brenner Basistunnel wurde eine Tunnelbohrmaschine erstmals mit gleislosen selbststeuernden Zügen versorgt. Eine wichtige Rolle spielte dabei das von den STRABAG-Expertinnen und -Experten mit Partnern entwickelte Multi Service Vehicle (MSV).

„Damit konnten wir erstmals eine ununterbrochene Versorgung der Tunnelbohrmaschine mit rund 55 m langen, selbststeuernden Zügen realisieren“, schildert Sebastian Grüllich. Die vom Logistiksystem-Spezialisten ROWA gelieferten Fahrzeuge sind gummibereift – ein praktischer Ansatz, der die Installation und den Betrieb von Gleisen überflüssig macht.

Die fünf aneinander gekoppelten Waggons können ohne Umladen 95 t Material vom Tunnelportal zur Tunnelbohrmaschine transportieren. Zum Vergleich: Standard-MSVs schaffen eine maximale Nutzlast von 55 t. „Die Züge haben einen großen Anteil am erreichten Vortriebsweltrekord von 61,04 m in 24 Stunden“, sagt Grüllich stolz. Eine weitere Besonderheit des Zugsystems ist die Überwindung von 12 % Steigung über eine Strecke von mehr als 2 km.

Das war auch der Anstoß für die Entwicklung der Züge: Das Gefälle machte eine gleisgebundene Versorgung unmöglich. „Die bisher am Markt verfügbaren MSVs kamen wegen ihres mangelhaften Spurverhaltens sowie ihren zu kleinen Dimensionen nicht infrage. Deshalb brauchte es eine neue Lösung“, erklärt Christian Kaiser. Insgesamt arbeitete das Team vier Jahre an der Maschinenentwicklung. (Red./APA)