Österreich : Familienunternehmen vor dem Umbruch

Jedes zweite Familienunternehmen erwartet in den nächsten Jahren einen Umbruch in ihrem Geschäft. Die Digitalisierung ist dabei aber nur für eine kleine Minderheit die größte Herausforderung. Viel wichtiger sind Veränderungen in der Familie und Nachfolgefragen, geht aus einer Befragung der Unternehmensberatung Deloitte hervor. Auch Marktumbrüche rangieren hoch oben bei Gefahren für das Geschäft.

Für die Umfrage wurden in Europa, der Türkei und zwei afrikanischen Ländern 268 Interviews mit der Nachfolgegeneration von Familienunternehmen geführt, davon ein Dutzend aus Österreich. Neu ist das Phänomen der "Disruption", wie es heutzutage genannt wird, dabei nicht: Die Hälfte der befragten Firmen hat so etwas schon erlebt. Der Umbruch untergräbt das Geschäftsmodell schleichend und kann auf verschiedenste Art kommen. So zitiert Deloitte einen Grassamen-Erzeuger, dem nicht Konkurrenten oder neue Züchtungen anderer Firmen Sorge bereiten, sondern eine Umstellung der Fleischindustrie, wenn etwa Proteine nicht mehr durch die Aufzucht von Rindern hergestellt werden sollten.

Die Veränderungen, die das eigene Geschäftsmodell zerstören, seien oft schwer zu erkennen. Häufig gehe zunächst nicht der eigene Umsatz zurück, sondern es entstehe ein neues Marktsegment, das von Konkurrenten besetzt wird und dann die Kundenwünsche so verändert, dass der eigene Absatz weg bricht. Solche Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren ist eine Herausforderung - allerdings nicht nur für Familienunternehmen. Wenig überraschend sind neue Technologien in jungen Firmen, die es weniger als 20 Jahre gibt, ein großes Thema. In alten Firmen, die länger als 100 Jahre bestehen, bereiten hingegen vor allem Veränderungen der Kundenwünsche Kopfzerbrechen.

Spezifisch für Familienunternehmen sind Probleme mit der Firmenübergabe. Dafür wird aber die Beherrschung durch eine Familie von der großen Mehrheit (80 Prozent) als förderlich für Innovationen und die rasche Umsetzung neuer Ideen empfunden. Die langfristige Orientierung von Familienunternehmen hilft, für nötige Investitionen Geld aufzubringen.

Insgesamt entwickeln zwei Drittel der befragten Unternehmen Strategien, um sich für eine disruptive Entwicklung vorzubereiten - von dem Dutzend befragter österreichischen Firmen war es nur ein Drittel. (APA)