Arbeitsmarkt : Fachkräftemangel - deutsche Unternehmen schlagen Alarm

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Durch den zunehmenden Mangel an qualifiziertem Personal sehen so viele deutsche Firmen wie noch nie ihre Zukunft gefährdet. 34 Prozent erwarteten deshalb bereits in den nächsten Monaten eine Bedrohung für ihr Geschäft, teilte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zu seiner Umfrage unter mehr als 25.000 Betrieben. Dies sei ein besorgniserregender Höchstwert. Der Bau mit am stärksten betroffen "Der Fachkräftemangel gewinnt als Geschäftsrisiko für die Betriebe an Bedeutung", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben in Berlin. Besonders betroffen sind demnach das Baugewerbe, die Maschinenbauer, die Telekommunikations- und IT-Branche sowie das Gesundheitswesen.Scharfe Kritik übt DIHK an der Politik. "Vor allem in der Schlüsselfrage der Erhöhung der Bildungsausgaben ist man sich wohl nur darin einig, sich nicht einig zu sein", sagte Wansleben. Deutschland brauche zudem eine bessere Willkommenskultur. "Denn zur Fachkräftesicherung brauchen wir zukünftig mehr und gut ausgebildete Zuwanderer."

Ingenieure fehlen: Auch Arbeitsamt schlägt Alarm Der DIHK steht mit seinen Warnungen nicht allein da. Zuvor hatte bereits die Bundesagentur für Arbeit (BA) Alarm geschlagen, weil sich der Fachkräftemangel bei Ingenieuren, Ärzten sowie Kranken- und Altenpflegern ausgeweitet habe. "Gegenüber der Analyse vom Frühjahr 2011 hat sich bei den bisherigen Engpassberufen der Mangel verstärkt", sagte eine BA-Sprecherin zu Reuters. Die Liste der Mangelberufe sei zudem länger geworden. Auch blieben neue Arbeitsplätze immer länger unbesetzt: Im Schnitt bleiben sie 68 Tage vakant, vor zwei Jahren waren es nur 58 Tage.Jede fünfte Firma plant Neueinstellungen Trotz der Probleme rechnet der DIHK in diesem Jahr mit 250.000 neuen Jobs. Jedes fünfte Unternehmen plant demnach Neueinstellungen. 70 Prozent wollen die Mitarbeiterzahl stabil halten, während jeder neunte Betrieb mit weniger Beschäftigten auskommen will. "Im Gegensatz zu fast allen anderen europäischen Ländern sinkt die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland weiter", sagte Wansleben voraus. Sie werde um 150.000 fallen und mit 2,8 Millionen den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung erreichen.

Der private Konsum wird laut DIHK zur wichtigen Konjunkturstütze. Er wachse mit 1,2 Prozent fast so stark wie 2011. Der Export von Waren und Dienstleistungen werde dagegen wegen der schwächeren Weltkonjunktur mit 3,5 Prozent nicht einmal halb so stark zulegen wie im vergangenen Jahr. Der DIHK rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent. Er ist damit optimistischer als die Bundesregierung, die von einem Plus von 0,7 Prozent ausgeht. 2011 war das Bruttoinlandsprodukt noch um drei Prozent gewachsen.46 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als gut, nur neun Prozent als schlecht. 22 Prozent gehen davon aus, dass die Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten besser laufen werden. 17 Prozent befürchten, dass es bergab geht. "Die Wirtschaft läuft rund", resümierte Wansleben. (reuters/apa/pm)